Buch-Cover, Kai Meyer: Frostfeuer

Frostfeuer

Autor: Kai Meyer
Genres: Fairytale Fantasy; Mythic Fiction
Verlag: HörCompany
Spieldauer (Min): 390
Erschienen: 08/2005 (Original: 2005)
ISBN: 3-935036-78-7
Preis: 20,95 Euro (CD)
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Hoch im Norden steht das Schloss der Eiskönigen. Dort stand es seit ewigen Zeiten und dort steht es auch heute noch... Die Schneekönigin hat kein Herz wie die Menschen: Ihr Herz ist aus Eis und längst nicht mehr in ihrem Körper aubewahrt. So geschieht es, dass die Magierin Tamsin Spellwell einen Zapfen dieses Herzen stiehlt. Die Königin hat Tamsins Vater getötet, ihn zu einer eisigen Statue eingefroren. Also nimmt Tamsin ihr einen Herzsplitter, den einzigen Gegenstand, der ihr - vielleicht - noch etwas bedeutet.

Bald schon verschlägt es die beiden nach Sankt Petersburg. Eisige Winde peitschen durch die Stadt und auch Väterchen Frost ist machtlos: Die Schneekönigin ist da und sie hat die kalten Winde mitgebracht. Bevor alles erfriert, beschließt Tamsin, sich der Schneekönigin zu zeigen und sie in einer letzten Konfrontation zu vernichten.

Dann trifft sie auf Maus, ein Mädchen, das aussieht wie ein Junge. Maus hat das Hotel, in dem sie geboren wurde, noch nie verlassen und trifft Tamsin, als einige Jungen sie aus Spaß vor die Tür setzen. Sie kann gar nicht fassen, dass Tamsin ihr wieder hinein hilft und ihr kurz darauf auch noch eine Art Arbeit anbietet. Doch auch die Schneekönigin hat ihr zuvor ein ähnliches Angebot gemacht und schnell findet sich Maus zwischen zwei Parteien wieder, deren Ziele uneindeutiger nicht sein können: Was will Tamsin? Was führte sie überhaupt erst in die Nähe der Schneekönigin? Was hat der stumme Junge in der Suite der Königin zu bedeuten und was will die Königin? Ist sie wirklich so kalt, wie es scheint? Und welche Rolle spielen Maus' Vergangenheit und die Nihilisten bei alledem?

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

Mit Frostfeuer erschafft Kai Meyer eine winzige Welt, die allein durch ihre Winzigkeit bedrohlich wirkt: Maus hat das Hotel nie verlassen und die Welt außerhalb des Hotels ist tödlich. Das gilt für die Obdachlosen an sich. Die gilt für den leicht paranoiden Zaren, die brutalen Gesetze, den harten Winter. Und dies gilt um so mehr als die Schneekönigin in die Stadt kommt und die Temperaturen immer weiter fallen. Dramatik ist also schon durch das bedrückende Setting vorprogrammiert.

Diese grundsätzlich dramatische Einstellung wird weiter ausgebaut: Scheint es zu Anfang so, dass die im Wortsinn eisige Schneekönigin die alleinig böse, herzlose und eiskalte ist, merken Maus und der Leser bald, dass dem nicht so ist. Auch Tamsins Motive sind zweifelhaft - mindestens! So geschieht es auch, dass Maus nicht mehr weiß, auf welcher Seite sie eigentlich steht und welches die richtige ist.

Frostfeuer wurde als Kinderbuch veröffentlicht, doch es steckt sehr viel in dieser Geschichte, die nur auf den ersten Blick das Märchen vom Armen Mädchen und der eiskalten, bösen Hexe ist. Auch wenn die Auflösung der Geschichte hier in relativ eindeutige Moral endet, bleiben einige Dinge offen. Gekonnt verzichtet Meyer auf ein reines Happy End und überlässt die Deutung somit dem Leser. Mir persönlich war das Ende trotzdem zu schwach und ab einem gewissen Punkt vorhersehbar.

Zur Altersgruppe lässt sich sagen, dass Frostfeuer (wie nahezu alle "Kinderbücher" von Meyer) für Erwachsene geeignet ist. Sie entdecken mehr, als es Kinder vermutlich tun. Dieses spezielle Buch würde ich zudem etwas älteren Kindern nahe legen, jenen an der Grenze zur Jugend (wo auch immer man sie ziehen mag).

Fazit: Ein schönes Märchen, das zum Nachdenken darüber anregt, was eigentlich richtig ist, welche Motive ehrenhaft und zweckmäßig, gut und böse sind sowie was sich hinter dem ersten Schein verbirgt. Die Fließende Königin sagte mir mehr zu, aber Frostfeuer steht nicht allzu weit dahinter zurück. Es ist eine weniger von Mythen und Sagen durchsetzte Welt, nichtsdestoweniger eine interessante.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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