Die Insel des Magiers
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Einst lebte Miranda mit ihrem Vater Prospero auf einer einsamen Insel. Sie waren Verbannte, denn Prosperos Bruder entriss ihm die Herrschaft über Mailand. Mit Hilfe des Luftgeistes Ariel gelang es Prospero schließlich, einen Sturm zu entfachen und die Flotte des Königs von Neapel stranden zu lassen. Unter den Schiffbrüchigen war auch sein Bruder.
Prosperos weiterer Plan ging auf: Miranda und der Sohn des Königs verliebten sich ineinander, die Rückkehr nach Mailand war gesichert.
Inzwischen ist Miranda Königin von Neapel und hat mehrere Kinder, ist glücklich. Doch nun erhebt sich ein Schatten aus der Vergangenheit. Ein Schatten, der keinen anderen Wunsch hat, als Rache zu nehmen, für das, was ihm angetan wurde: Caliban (Kaliban), Sohn der Hexe Sycorax hat die Insel verlassen, deren Herrschaft Prospero ihm entriss. In vollem Bewusstsein, nichts ungeschehen machen zu können, bleibt ihm nur ncoh Vergeltung: Er wird Miranda an ihrers Vaters statt töten, doch nicht ohne zuvor die Geschichte erzählt zu haben, wie sie WIRKLICH geschah.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Wer Shakespeares "Der Sturm" (The Tempest) zuvor nicht las, sollte dies vor der Lektüre dieses Buches nachholen. Ohne dieses Werk, das Tad Williams hier aus neuem Blickwinkel nacherzählt, verliert die Geschichte viel an Reiz. Sie ist dann einfach nur eine Geschichte, eine Beschwerde, fast ein kleines Jugendabenteuer - Tiefe geht ihr deutlich verloren.
Las man den Sturm bereits, so hat man in diesem Werk gleichzeitig mit einer spannenden Geschichte (deren vorläufiges Ende man bereits kennt) eine Interpretation: Während im Sturm klar ist, dass Prospero "siegen" wird und rechtmäßig die Macht zurückerlangt, sieht dies aus Calibans Sicht anders aus.
Caliban war Herr seiner Insel. Caliban kannte nicht gut und böse. Caliban kannte Leben. Caliban lebte und das Leben war einfach. Prospero kam und Prospero gab doch Prosero nahm auch viel. Prospero lehrte Caliban, zu sprechen, was es heißt, Mensch zu sein, den Wert von Handlungen. Doch er nahm auch viel: Caliban wurde aus der natürlichen Welt gerissen, die er einst bewohnte. Und er verlor sein Königreich, dessen Besitz er zuvor nicht einmal wahrnahm. Schließlich endete er als Sklave Prosperos, ständig beobachtet von Ariel, den seine Mutter in einen Baum gesperrt hatte.
Kleine Kritik am Rande: Der Titel der Übersetzung passt zwar, "Kalibans Stunde" wäre jedoch weit passender. Und Shakespeare-Leser hätten auch gewusst, was hier verarbeitet wird - eher noch mehr. Zudem ist es mitunter verwunderlich, wo Bilder platziert wurden: Mehrere Seiten vor oder nach den dazugehörigen Ereignissen. Das mindert ihre Qualität dennoch nicht.
Tad Williams' Neuerzählung des Sturms ist aus einem ganz besonderen Blickwinkel geschrieben und zeigt eine spezielle Seite der Ungerechtigkeit in Shakespeares Werk: Das naive Staunen eines "Wilden" und sein langsames Entrücken von der Natur, der schließlich erkennt, dass ihm kaum gegeben aber viel genommen wurde. Genre-technisch gesehen ist Die Insel des Magiers am ehesten als Abenteuerroman mit starker phantastischer Tendenz - in Gestalt Prosperos und Ariels - zu beschrieben. Die Anlehnung an Shakespeare ist gelungen, der veränderte Blickwinkel wird bis hin zu wörtlichen Übernahmen in der neuen Handlung verankert und wirkt dennoch nicht krampfhaft. Ganz besonders Freunde Shakespeares und des Sturms werden an diesem Blickwinkel ihre Freude haben!
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Ban! Ban! Kaliban! Meint er wär ein Menschenmann!
- Wenn meine Mutter mein erster Gott war, dann war ich ihr einziger Gläubiger und damit von überragender Wichtigkeit - denn was ist ein Gott ohne Anbeter wert?
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