Buch-Cover, André Wiesler: Feuerzauber

Feuerzauber

Serie: Shadowrun (#69)Genre: Science Fantasy
Seiten: 336
Erschienen: 05/2005 (Original: 2005)
ISBN: 3-89064-519-4
Preis: 9 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Kyon als nett zu bezeichnen, zeugt von Geistesverwirrung. Kyon als Arschloch zu bezeichnen, wäre hingegen eine Beleidigung für alle Arschlöcher. Der bekennende Misanthrop und Straßensamurai steckt zudem in größeren Problemen, was seine von Grund auf üble Laune noch steigert: Er hat enorme Schulden. Das Angebot zu einem Run kommt ihm da gerade Recht. Es läuft auch alles gut, bis die Runner schließlich betrogen werden. Überdies scheint es so, als ob seine Kollegen auf einem Rettet-die-Menschheit-Trip sind. Aber Kyon wird bezahlt und solange diese Bezahlung stimmt, ist es ihm vollkommen egal, ob er die Menschheit rettet oder einem Konzern den Untergang beschert. Dieser Run scheint ihm jedoch über den Kopf zu wachsen...

Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.

Kyon ist ein echter Mistkerl, der einfach zuhaut und danach fragt. Wenn überhaupt. Zudem hat er für absolut jede Situation einen möglichst verletzenden (und bisweilen obszönen) Kommentar parat. Wie gesagt: Ihn Mistkerl zu nennen, wäre eine Beleidigung für alle Mistkerle.

Dem Charakter Kyons entsprechend ist das Niveau des Vokabulars nicht sonderlich hoch - im Gegensatz zum Pegel der angewandten Gewalt. Ich würde vermuten, das Buch hätte eine FSK Freigabe nicht unter 16 bekommen. Wobei festzuhalten bleibt, dass es nicht Gewalt um der Gewalt Willen ist. Der Einsatz macht innerhalb der Shadowrun-Gesellschaft durchaus Sinn - zumal Kyon mehr Maschine denn Mensch ist, bei all seinen Implantaten. Er wird fast schon zu einem zweiten - unkaputtbaren - Terminator (was aufgrund der Technologie durchaus realistisch-möglich ist).

Dennoch löst er nicht einfach alles im Alleingang sondern scheut eher vor zu großem Risiko zurück, erledigt nebenbei einige kleinere Jobs ohne Aufwand aber für gutes Geld und rettet seine Haut. Freundschaft geht genau so weit wie es nötig ist und Geld bringt. Loyalität geht so weit, wie das Geld reicht - zumindest klammert Kyon sich daran.

In Sachen Plot wird der Roman deutlich von Kyons menschenverachtender Einstellung dominiert. Dabei ist der Handlungsverlauf durchaus nicht eindeutig: Neben dem Hauptrun und der Jagd auf die Verräter, schlägt Kyon sich in Nebenepisoden mit seinen Schulden und einigen Nebenaufträgen herum. Diese könnten durchaus wegfallen, sind für die Haupthandlung überflüssig. Sie wirken jedoch nicht wie Füllmaterial, nur um eine Mindestseitenzahl zu erfüllen, sondern durchaus passend - sowohl als leichte Entspannung der sehr actionlastigen Haupthandlung als auch zu Kyons Person. Menschliches Gegengewicht entsteht ebenfalls durch die Mitrunner. Die Charaktere insgesamt sind sicher eine Stärke des Buches, treten deutlich vor Augen. Unabhängig davon, dass man Kyon wohl kaum mögen wird.

Die Handlung an sich ist zudem eher verdeckt: Der Verrat ist nicht von vornherein klar (höchstens durch die Geschwindigkeit, mit welcher der Run durchgeführt wird: es bleiben zu viele Seiten übrig, um problemlos vonstatten zu gehen), ebensowenig die Gründe hinter allem. Lediglich das Ende war ein wenig eindeutiger, bedenkt man, dass es sich um einen Roman im offiziellen Shadowrun-Universum handelt.

Als Manko möchte ich anführen, dass das von mir geliebte Glossar hier vollkommen entfällt. Für Shadowrun-Einsteiger ist der Roman daher vollkommen ungeeignet, denn mitunter wird schon Fachvokabular verwendet, das nicht immer eindeutig geklärt wird. Ebenso gibt es eine auffällige Häufung von 1-Buchstaben-Fehlern, die besser hätten korrigiert werden sollen.

Eindeutig positiv anzumerken bleibt hingegen das Coverbild: Hat doch tatsächlich einmal jemand mindestens zwei Seiten gelesen und ein Szene aus dem Roman abgebildet. Diese kann auch durchaus als repräsentativ angesehen werden. Der Roman spielt übrigens in Deutschland, ist also auch etwas für all jene, die weg von den amerikanischen Megaplexen wollen.

Fazit: Ein Roman für "erfahrene" Shadowrun-Leser, denen ein erhöhter Gewalt- und Actiongrad entgegen kommt. Keine absolut vorhersehbare Handlung, aber auch keine von Intrigen verschränkte - miträtseln bleibt mangels Hinweisen und Offenheit unmöglich. Hohen literarischen Anspruch kann ich leider nicht bescheinigen und Kyons Art ist sicher hochgradig Geschmackssache: Wer sarkastische, zynische Kommentare und Sichtweisen en masse mag, der wird seine Freude finden. Wer lieber rätselt und "normale" Sprache schätzt, wird schwer zu kämpfen haben - es ist ein Roman, dessen Perspektive nicht jeder mag.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Leseprobe

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Feuerzauber - Leseprobe (extern)

Zitat(e) aus dem Buch

  • "Wie kommen wir rein?" Der Zwerg schaute ihn verwundert an: "Zahlt Eintritt!"

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