Dunkle Tiefen
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Bei ihrer Suche nach Erz stoßen einige Zwerge auf einen ganz besonderen Fund: Kohle! Endlich hat die Holzfällerei im verhassten im Freien ein Ende; endlich kann mit echter Steinkohle geheizt werden. Doch mehr noch: Die Kohle wurde bereits einmal von Zwergen gefördert, wie der gefundene Schacht eindeutig beweist. Um so schockierender ist der Fund dreier Mumien am Boden dieses Schachtes.
Zwar wiegelt der Priester der Sippe ab, hält Untote für unwahrscheinlich, und viele schließen sich der Ansicht an, es handle sich um Krieger, welche die Flucht ihrer Sippe vor irgend einem Feind mit dem eigenen Leben ermöglichten, doch bald schon kommt es zu einem Unfall. Und aus der Tiefe kommt Rumoren. Schnell sind die Geschichten über von Ingerimm zum Untot verfluchte Zwerge in aller Gedanken und bald schon nimmt das Verhängnis seinen Lauf: Das Kohlevorkommen ist längst unwichtig geworden; inzwischen geht es um das Überleben der gesamten Sippe...
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten
Dieses Buch hat nichts mit Charyptoroth, Herzogin der Nachtblauen Tiefen, zu tun. Weshalb ich das erwähne? Nun, weil ich das beim Entdecken des Titels dachte. Immerhin ist Borbarads Vermächtnis nach wie vor aktuell und dieser Titel wäre auch nicht unpassend.
Statt dessen hat das Werk mit Zwergen zu tun und was soll ich sagen? Auch auf Bergwerke passt der Titel natürlich. Zudem mag man es auch als erfreulich ansehen, dass es mal wieder etwas nicht allzu episches ist sondern "nur" eine Katastrophe in einem einzelnen Bergwerk.
Daniela Knor gelingt es in ihrer Geschichte gut, leichten bis mittelstarken Grusel zu erzeugen. Über weite Strecken weiß man nicht, was wirklich hinter der Angelegenheit steckt: Sind die Mumien Untote? Sind Dämonen des Bethaniers im Bergwerk eingeschlossen? Ein Drache? Ist es ein Fluch Ingerimms? Gerade durch diese Ungewissheit entsteht relativ große Spannung - mehr als wohl durch das Auftauchen eines wankenden Untoten entstehen würde.
Vielleicht der Hauptcharakter ist der junge Zwerg Ortosch. ("Vielleicht", weil es keinen wirklichen Fokus auf nur eine Person gibt. Statt dessen werden alle Mitglieder der Zwergensippe erfolgreich an-charakterisiert und stimmig dargestellt.) Der Aventurienkundige wird schnell dahinter kommen, dass dieser Zwerg eine ganz besondere Beziehung zur Erde bzw. den Elementen hat und so ist das Ende der Geschichte in dieser Hinsicht recht früh klar - zumindest das Ende für den Fall, dass Ortosch überlebt. Bisweilen scheint es aber eher so, als ob der Zwerg mit seiner rohen magischen Gewalt eher alles noch schlimmer macht.
Die Geschichte lebt ganz eindeutig von der Ungewissheit, was die Zwerge in den Tiefen des Schachtes erwartet. Es sind keine kriegerischen und alles zerhackenden Zwerge sondern gewöhnliche Schmiede und Mienenarbeiter, die in eine tragisches Unglück stürzen. Es ist kein epischer Konflikt, dem sie sich entgegen stellen sondern "nur" der Kampf ums Überleben einer kleinen Zwergensippe. Wer sich Dunkle Tiefen in der Hoffnung anschafft, weiteres Lesefutter im Stile von Markus Heitz zu bekommen, wird also zwangsläufig enttäuscht.
Diese Enttäuschung bekommt aber kein anderer Leser mit. Die Zwerge sind typisch aventurisch und der Plot steht den neueren Werken Daniela Knors keineswegs nach. Dies ist erfreulicherweise ein DSA-Roman, den ich nahezu uneingeschränkt empfehlen kann - und dabei bin ich nicht einmal ein besonderer Zwergenfreund. Nur eine weitere Sache ist vielleicht ungewohnt für den Leser von DSA-Romanen: Die Spannung steigert sich hier ganz langsam. Am Beginn steht eine ganz gewöhnliche, funktionierende Zwergengemeinschaft. Das Grauen beginnt auch nicht mit einem Fund von Untoten, die sofort losschlagen sondern mit einem "Unfall", dem erst weitere Folgen.
Einzig ein kleiner Kritikpunkt lässt sich im Stil festhalten: Bisweilen sind die Sätze sehr und unnötig lang, daher komplex und schwer zu fassen. Das gibt sich aber im Verlauf der Handlung von selbst.
Dementsprechend lässt sich als Fazit zusammenfassen: Wem epische Masse kein Muss ist, wer nicht sofort mittendrin sein muss und den sachten Aufbau von ungewissem Grauen schätzt (und zudem die aventurischen Zwerge mag) sowie auf Schlachtereien von Axtschwingern verzichten kann, der ist hier goldrichtig und sollte beherzt zugreifen!
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 8 positiv und 0 negativ. (9871 Leser bisher.)
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Lesermeinungen:
Name: Andrè Pietroschek (Website) | Bewertung: (8) | Datum: 28.08.2017 14:40:34 |
Es mag mir den Titel "König der Vollpfosten" einbringen, doch ich hatte bei dem Titel "Dunkle Tiefen" ernsthaft auf ein Taucher-Abenteuer in Romanform gehofft. Weil es seit "Insel der Zyklopen" ja Wenige gab. Also ne Moria-Kopie. Und mit einer Erklärung wie die Zwerge denn geplättet wurden. Zum Glück nicht wieder "Blind vor Gier in die Feindliche Übermacht rasseln"? Doch. Die Rezension ist gut, für das Lesen der Geschichte müsste man mir einhundert Euro pro Stunde zahlen. | ||