Ein gutes Omen
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2 Parteien. Ein Ziel.
Seit dem ersten Tag - nun gut, seit ein wenig später als dem erste Tag - kämpfen Himmel und Hölle um den Sieg: ein Best-of-Three, dessen Entscheidung beim Weltuntergang fallen soll. Diese Zeit kommt jetzt in greifbare Nähe, denn der Antichrist wurde geboren.
Crowley, ein dunkler Engel - der nicht wirklich fiel sondern eher gemächlich hinab schlenderte - soll ihn gegen ein Menschenskind austauschen und erziehen. Allerdings ist Crowley nicht sonderlich glücklich über die Angelegenheit. Ebensowenig ist es der Engel Erziraphael. Die beiden arbeiten seit Jahrhunderten auf der Erde und haben die Welt der Menschen schätzen gelernt - und sich gegenseitig. Nach allem, was passiert ist, sind diese Sterblichen weitaus einfallsreicher als es alle Dämonen der Hölle sind, wenn es darum geht, sich gegenseitig zu schikanieren.
Und dennoch sind sie interessant, denn der Himmel hat nicht wirklich viel Auswahl: es könnte eine LANGE Ewigkeit werden und die Hölle ist, was das angeht, auch nicht besser... Also beschließen die beiden, etwas zu unternehmen: Sie versuchen, den Weltuntergang zu vermeiden, indem sie BEIDE dem Antichrist als spirituelle Berater zur Seite stehen. Leider wurde das Kind vertauscht. Die beiden müssen sich zudem vor ihren Vorgesetzten verstecken, die keinerlei Interesse zeigen, das letzte Match zu verschieben. Außerdem gibt es da noch ein prophetisches Buch, das sich nie irrte. Und es setzt den Weltuntergang in ein ziemlich exaktes Zeitfenster. Schließlich ist es soweit: Nächsten Samstag ist Weltuntergang.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Das Buch trägt den Untertitel "Der völlig andere Hexenroman". Wer auch immer auf diesen Untertitel kam - um Hexen geht es primär eher nicht... Vielleicht soll er deutlich machen, dass es kein Hexen-Scheibenwelt-Roman ist, wie man beim Namen Pratchett denken könnte (beim Namen des Co-Autoren Neil Gaiman weniger). Dies stimmt - das Buch spielt auf unserer Erde. Paradox an der Geschichte mit den Hexen ist für mich, dass das Buch an jener Stelle deutlich schlechter wird, wo Hexerei eine größere Rolle zu spielen beginnt.
Der Anfang ist einfach großartig. Viel Witz von Anfang an. Ja, damit meine ich wortwörtlich die Genesis. Einer dieser Witze betreffs einer gewissen Waffe wird später auch weiter aufgegriffen und wer genau hinsieht, stellt fest, dass diese eine Waffe allem Anschein nach einen enormen Effekt hatte. Der Humor weitet sich auch problemlos auf die Verhaltensweisen von Menschen, Dämonen und Engeln aus, parodiert diese gekonnt und bietet gleichzeitig Gelegenheit zu halb-philosophischer Reflexion.
An einer Stelle jedoch tritt eine gewisse "Hexenarmee" auf. Gab es zuvor schon Längen, so zieht sich die Handlung hier noch stärker. Ich persönlich kann diesem gesamten Abschnitt nichts abgewinnen und musste mitunter ein Gähnen Unterdrücken. Sorry, ein lispelnder Alt-Hexenjäger ist nicht witzig, auch nicht ein derart übertriebener. Die Rückreferenzen zur Hexenjagd "damals" und ähnliches tragen ebenfalls nicht viel Humor. Vielleicht dadurch bedingt greift die Langsamkeit leider auch auf den Rest der Geschichte über. Außerdem wirkt nach etwa 3/4 alles gezwungen auf ein Ende dringend. Humor ist vorhanden, wirkt aber nicht mehr so firsch wie zu Beginn und oft in die Situation gepresst - eben um zu einem Ende zu kommen. Beziehungswiese zu DEM Ende.
Das ist eigentlich Schade. Der Anfang ist einfach großartig. Im Endeffekt verliert die Geschichte mit ihrem Fortschreiten an Tempo und Spannung, worunter der Humor leidet. Übersetzungen sind manchmal auch zumindest fraglich. Dennoch bleibt "Ein Gutes Omen" ein Buch, das über große Teile mit Humor begeistern kann. Ich bedauere wirklich, dass dies zum Ende hin deutlich abnimmt und hätte mir gewünscht, dass es anders wäre. Ein Pratchett (und Gaiman), den man durchaus lesen kann, der aber nicht in die beste Kategorie gehört.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Einer seiner Mitarbeiter [verkündete triumphierend], die Erde sei am Sonntag, dem 21. Oktober 2004 v. Chr., um genau neun Uhr erschaffen worden[...]. [Er] irrte sich. Um fast eine Viertelstunde
- STERBLICHE KÖNNEN AUF TOD ODER ERLÖSUNG HOFFEN. FÜR DICH GIBT ES NUR IMMERWÄHRENDE QUAL. ES SEI DENN, DIE HÖLLE LÄSST GNADE WALTEN. "Ach?" NUR EIN KLEINER SCHERZ "Ngk", ächzte Crowley.
- Leider war den meisten Propheten des vergangenen Jahrtausends das Versmaß wichtiger als die Genauigkeit.
- Der Postbote sah dem grollenden Lastwagen nach. Mann, er hätte mich fast erwischt, fuhr es ihm durch den Sinn. Dann blickte er zu Boden. Oh, dachte er. JA, bestätigte eine bleierne Stimme[...]
Diese Rezension bewerteten 7 positiv und 11 negativ. (10683 Leser bisher.)
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