Die abstrakte Frau
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Peter Lemar studierte Pädagogik, arbeitete als Lehrer, Popmusiker und Produzent. Ähnlich wie seine nicht allzu geradlinige Karriere verlaufen die Geschichten in dieser Anthologie: Sie sind nicht Fantasy, nicht alle Science Fiction, ja, nicht einmal alle Phantastik. Manchmal kommt ein geringes kriminalistisches Element hinzu, manchmal ein humoristisches, ein anderes Mal weiß man eine Geschichte gar nicht einzuordnen.
Insgesamt finden sich 12 dieser Geschichten im Werk, das inzwischen auch in den USA erschien. Fast alle dieser Geschichten haben es an sich, dass man über das Ende philosophieren kann, vielleicht am deutlichsten in "Der Boxer", welcher eigentlich gar nicht kämpfen möchte. Andere Geschichten handeln von Zeitreisen und der Verrücktheit, wie sie möglich sein können. Erfreulicherweise greift der Autor hier nicht zu relativ unnützen Erklärungen sondern lässt es mitunter einfach offen. Dies wirkt nicht wie eine Göttliche Maschinerie sondern als Element seiner Geschichten: Sie SIND unglaublich - und sie sollen es sein. Die Gründe sind auch verhältnismäßig unwichtig, was zählt ist das Ergebnis
Andere Geschichten sind fast schon wie Gleichnisse zu lesen. Insbesondere erinnert schon der Titel "Der alte Mullah" an ein solches. Kernpunkt ist ein Rätsel, das er seinen Söhnen vorlegt, bevor sie ihr Erbe bekommen können - das Endergebnis ist von jener Moral geprägt, die man von Anfang an erwartet. Stört es? Nein, nicht einmal, wenn man das Rätsel kennt, wie ich. Gleiches gilt auch für "Das Rätsel". Hier taucht ein weiteres - m.E. nicht allzu unbekanntes - Rätsel auf, das den Hauptcharakter geradezu in Panik versetzt. Peter Lemar gelingt es durchaus, die Panik darzustellen, Spannung kommt auf, auch wenn man das Rätsel löst - denn, was genau ist damit gemeint?
Eine dritte Kategorie ist jene von "realen Geschichten". Real in dem Sinne, dass die Geschilderten Ereignisse problemlos geschehen könnten. In diese Kategorie fallen zuvorderst "Ed Swillms" und "Der Alte Mann". Erstgenannter Ed Swillms hat sein Lebensziel aus den Augen verloren und macht in einer Gaststätte eine relativ unerwartet Begegnung. Der alte Mann hingegen gibt einem "Ossi" kurz nach der Öffnung der DDR-Grenze einen kleinen Auftrag.
Als Fazit kann man anbringen: Wer "genrereine" Geschichten sucht, sollte Peter Lemar meiden, ebenso, wer nachdenken über das Ende vermeiden will, denn dies ist fast immer deutungsoffen. Wer jedoch Genremix' liebt, der sollte die Lektüre der abstrakten Frau in Erwägung ziehen: Die Übersetzung und die Neuauflage haben ihre Berechtigung!
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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Lesermeinungen:
Name: Gast | Bewertung: (9) | Datum: 17.06.2005 14:39:27 |
Ein außergewöhnliches Buch, das an den Leser sehr hohe Erwartungen stellt. Erinnert an Kafka.
Allen zu empfehlen, die mehr wollen als nur unterhaltsamen Fantasy ... | ||