Buch-Cover, Roman Sander: Drachennächte

Drachennächte

Genres: Fantasy; Kurzgeschichten
Verlag: dtv
Seiten: 266
Erschienen: 04/2005 (Original: 2005)
ISBN: 3-423-20787-6
Preis: 7,90 Euro (Softcover)
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Drachennächte ist eine Antologie mit einigen Kurzgeschichten verschiedener, relativ namenhafter Autoren wie unter anderem Terry Pratchett und Marion Zimmer Bradley.

Dabei ist der Titel der Anthologie eigentlich nur eines: Im höchsten Maße irreführend! Ein Drache kommt in genau einer Geschichte vor (Der Mann, der den Drachen Griaule bemalte von Lucius Shepard). Und diese Geschichte ist nicht unbedingt eine typische Drachengeschichte, ist Griaule doch ein Koloss auf dem Menschen spazierengehen und vieles mehr.

Wer also Geschichten von Drachen sucht: Finger weg! hier ist der Titel eine bloße Irreführung. Vermutlich wurde der Drache einfach als typisches Fantasywesen gewählt und mit "Nächte" kombiniert, um eine generelle Beschreibung zu liefern. Die Geschichten unter einen Hut - bzw. unter einen Titel, der einigermaßen gut klingt - zu bekommen ist nämlich kaum möglich, so unterschiedlich sind sie. Dieser Titel jedoch wird von mir als höchst unglücklich empfunden, wird er doch all jene enttäuschen, die auf der Suche nach Drachengechichten zugreifen. Nächstes Mal bitte ein Titel, der auf den Inhalt passt!

Was ist aber nun mit dem Inhalt? Er ist eine bunte Mixtur der verschiedenen Autoren mit Geschichten in der Länge von unter 20 bis über 70 Seiten. Da die Geshcichten von verschiedenen Autoren stammen, eignet sich dieser Band auch sehr gut zum Hineinschnuppern um eventuell größere Werke eines Autors auszuwählen.

Uschi Zietsch beginnt meiner Meinung nach etwas enttäuschen mit Sturmnacht, in der eine werdende Mutter auf die Wilde Jagd trifft. Ihr folgt mit der humoristischen "Trollbrücke" Terry Pratchett nach, wobei Cohen der Barbar gelungen dargestellt wird.

"Die Sonnwendherrin" von Anna Kashina ist bei weitem die längste Geschichte aber auch bei weitem nicht die schlechteste. Nach einem etwas langsamen Anfang kommt schnell Tempo auf - mitunter durch eine Geschichte in der Geschichte. Auch wenn das Ende schon sofort klar ist, sobald es heißt, die Hauptperson dürfe nicht lieben, bleibt eine gewisse Spannung erhalten. Das ist nicht einfach so in den Raum geworfen und hat durchaus seinen Sinn. Diese Geschichte besticht jedoch durch großartige Erzählweise und nach anfänglichem Unwillen ob des Beginns fesselte sie mich schon bald. Hier geht es allerdings nicht um das "was passiert?" sondern um das "wie passiert es?"

Weitere Beiträge leisteten Uwe Lurkse mit "Rot auf Silber", in welchem das magische Talent eines Jungen erwacht, und David Case mit "Das Ungeheuer in der Kluft". Erstgenannter konnte mich in keiner Weise überzeugen. Die gesamte Geschichte empfand ich nur als platt. Die zweite Geschichte geht eher in Richtung "Philosophische Fantasy" und ist durchaus nicht schlecht.

Hans Dieter Römer steuert seine Geschichte "Am Rande" bei, die für mich irgendwie aus dem Zusammenhang gerissen erscheint. Es wird alles klar, aber ich habe das Gefühl, es fehlen hier einfach Anfang und Ende. Chris Naylor steuert noch "Die Burg am Ende der Welt" bei, die wie das Ungeheuer ein wenig philosophisch wird und ebenfalls interessant ist, bevor Marion Zimmer Bradley und Ted White mit der "Geburt eines Phoenix" abschließen.

Für mich war "Die Sonnwendherrin" ganz eindeutig die beste Geschichte der Sammlung. Ansonsten finden sich einige gute Geschichten, aber nichts, was ein absolutes Muss darstellt: Zum Hineinschnuppern und für Liebhaber von Kurzgeschichten auf jeden Fall gut geeignet - aber man muss sich klar sein, dass man vermutlich nicht alle Geschichten mögen wird. Wer Drachengeschichten sucht ist hier paradoxerweise fehlberaten.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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