Das Bildnis des Dorian Gray
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keine Wertung
(Klassiker)
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Als der extrem gutaussehende und schüchterne Dorian Gray sein Portrait erblickt, äußert er einen folgenschweren Wunsch: Sein Portrait soll an seiner Statt altern und die Last der Zeit tragen. Er aber soll immer sein jugendliches Aussehen behalten und würde dafür seine Seele geben.
Wider Erwarten wird der Wunsch Dorian Grays erfüllt. Bald schon, als er sich dem dekadenten Leben der Londoner Oberschicht hingibt, bemerkt er erste Veränderungen in seinem Bild, die ihm ganz und gar nicht gefallen. Doch was hilft es? Er schließt das Bild weg, verbirgt es vor neugierigen Blicken. In den Folgenden Jahren behält er sein unschuldiges Äußeres, doch das Bild wird mehr und mehr zu einem Dämon, dessen Gestalt Dorian nicht mehr loslässt...
Was hat ein derartiger Klassiker mit Phantastik zu tun? Sonnenklar, das zentrale Element des Bildes. Dieses Werk dürfte die Vorlage u.a. für den Zauber des Rollenspiels DSA "Zeiten Last und Zeiten Pein (- fahrt in dieses Bildnis ein)" gewesen sein. Jener Zauber unterscheidet sich nur minimal von der Wirkung des Portraits in diesem Buch. Das Bildnis bei DSA trägt keine Veränderungen des Äußeren, nur das Alter. Außerdem kostet es nicht die Seele. In der Vernichtung des Bildnisses wiederum sind beide Arten identisch.
Das Bildnis des Dorian Grey ist sicherlich keine einfache Lektüre. Der Beginn war mir zudem ein wenig langweilig, im späteren Verlauf wurde es jedoch höchst faszinierend.
Es ist die Geschichte eines unverdorbenen jungen Mannes, der langsam in den Strudel der Londoner Oberschicht gerät und sich dekadenten Vergnügungen hingibt; die Hingabe an das reine Vergnügen ohne das Nachdenken über die Konsequenten des eigenen Handelns. Als solches ist das Werk ein Spiegel der damaligen Londoner Oberschicht. Heute besitzt es nach wie vor Stoff zum Nachdenken, regt dazu an, darüber zu sinnieren, welche Auswirkungen das eigene Handeln tatsächlich hat.
Für den Autor markierte die Veröffentlichung dieses Werkes gewissermaßen seinen Abstieg, legte er sich doch mit einer gesamten Gesellschaft an.
Das phantastische Element ist in diesem Buch sicher minimal, dennoch vorhanden. Vielmehr als ein phantastischer Roman wäre er also eine psychologische Studie - welche genau genommen erst zu den fatalen Ereignissen führt.
Die angegebene ISBN ist die jenes Bandes, welche die Süddeutsche Zeitung als Klassiker der Weltliteratur veröffentlichte - zu einem kaum zu schlagenden Preis. Wer das Original in Englisch lesen möchte, dem sei hier die "Penguin Popular Classics"-Reihe empfohlen, die preislich mit dem deutschen Reclam-Verlag vergleichbar ist; eher noch preiswerter. (ISBN: 0-14-062033-8)
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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