Im Namen des Herrn
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Die katholische Kirche genießt in der Sechsten Welt nicht gerade den besten Ruf. Dies mag einerseits an Aktionen von Shadowrunnern wie Quiz liegen, andererseits aber auch an der Kirche selbst, die längst wie ein beliebiger Konzern agiert.
Jedoch gibt es auch innerhalb jener Kirche noch Personen, die wirklich an Gott glauben und mit den Zuständen unzufrieden sind - oder sie gar nicht realisieren. Unter ihnen ist Mark, der im Konvent der Sankt-Benedikt-Kirche auf Ebene 1 in Wuppertal-Barmen lebt.
Am Sterbebett ihrer Großmutter lernt er Maria Kregen kennen - niemand anderes als Quiz. Auf dem bald folgenden ökumenischen Kirchentreffen erkennt er sie und die Trollin Ferrum wieder. Als ein Film gezeigt wird, der alle Anwesenden sprachlos macht, ist ihm sofort klar, wer daran schuld ist.
Kurz darauf braucht er jedoch Hilfe. Angeblich hat er einen Mönch ermordet, Frederik, einen Gelehrten, der gerade mit der Rekonstruktion eines Rituals beschäftigt war.
Mit der Rekonstruktion jenen Rituals, welches das Israelische Volk in der Wüste aufführte als Moses auf dem Sinai die Gesetzestafeln erhielt. Jenes Ritual, welches in seinem Zentrum ein Goldenes Kalb hatte, das offensichtlich mehr war als ein bloßer Ersatz aus lebloser Materie.
Mit der Matrize für das Ritual in der Hand flieht Mark, seinen ehemals besten Freund auf seinen Fersen. Seine einzige Idee ist es, Quiz anzurufen, deren Nummer er bekam um die Beerdigung der inzwischen verstorbenen Großmutter zu organisieren.
Bald schon ist klar, dass sie alle mittendrin stecken: Irgend jemand hat ein erhöhtes Interesse an dem Ritual, was auch immer genau es nun beschwört
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Im Gegensatz zu bspw. "Born to Run" ist "Im Namen des Herrn" ein recht komplexes Buch das für Einsteiger ohne Vorkenntnisse eher nicht geeignet ist. Zwar gibt es auch hier ein Glossar, aber dieser lässt Begriffe aus, die ich einfach nicht kannte. Abhilfe schaffte da nur Nachfragen bei anderen oder Überlesen sowie Erschließen aus dem Kontext. Mehr Wissen wäre hier sicher hilfreich gewesen.
Nötig und gut sind dagegen die Übersetzungen von Äußerungen in anderen Sprachen. Jene fremdsprachigen Aussagen wären zwar nicht unbedingt nötig gewesen (und zudem m.E. besser durch eine Fußnote übersetzt worden statt ganz am Ende, wo man eher selten nachsieht), tragen aber zur Stimmigkeit bei.
Die Geschichte an sich läuft sehr ruhig an. Etwas überspitzt kann man sagen, dass die ersten hundertfünfzig Seiten rein gar nichts passiert. Bis dahin werden lediglich einige lose Handlungsstränge aufgebaut, die später verschmelzen. Auf Seiten der Katholiken erfährt man den "Alltag" von Mark und den Mönchen - wobei der aufgrund der Forschungen Frederiks auch nicht mehr allzu alltäglich ist.
Dann geht es mit einem Knall los - genauer mit dem erwähnten Video auf dem Kirchentreffen. Uninteressant und langweilig war es vorher aber auch nicht. Im Gegenteil! Ich fand es sogar interessant, zunächst einmal ein ruhiges Leben vor mir zu haben und zu entdecken, dass Shadowrunner eben nicht immer die eiskalten, harten Typen sind bzw. sein können.
Ein Wermutstropfen war hingegen der Schluss. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist sich eine Person besonderer Fähigkeiten offenbar und das Ende ist... ich verrate es natürlich nicht, aber es ist doch sehr, sehr vorhersehbar.
Mit dem Coverbild hat man sich diesmal einigermaßen Mühe gegeben. Die Szene ist wiedererkennbar. Nur die Personen stellte ich mir doch etwas anders vor und das Bild hat den Nachteil, dass die beiden im Vordergrund zu gegebenem Zeitpunkt unsichtbar waren. Nun gut, passend ist es.
Im Namen des Herrn ist ein Roman der seine Stärke im Alltagsleben der Sechsten Welt hat, mit all seinen Ängsten, Nöten und Bedürfnissen. Darunter "leidet" die Action - das macht mir aber nichts aus. Actionbetonte Shadowrun-Romane gibt es schließlich genug. Statt dessen gewinnen hier die einzelnen Figuren stärker Kontur und zwar nicht nur die Trollsamurai Ferrum, Quiz, der Elsterschamane Glitzer und der Decker Mikropulse sondern auch die "anderen", wie etwa die Mönche Frederik, Lukas und Pater Alonsius sowie ein Assassine namens Sokrates.
Freunde von Kirchenverschwörungen der Sechsten Welt werden hier gut bedient und allein das Ritual um das Goldene Kalb fand bei mir erhöhtes Interesse. Das Ende jedoch ist etwas mau und vorhersehbar - schade eigentlich. Mit einem besseren, nicht so abgedroschenen Schluss und eventuell einem etwas zusammenhängenderen Anfang hätte das Werk durchaus besser sein können. In jedem Fall ist es ein unüblicher Shadowrun-Roman, der auch als Abwechslung vom Standard dienen mag.
Ein Schlusswort noch für alle, die dieses Werk allzusehr auf die heutige Welt beziehen: Sicher gibt es auch heute dunkle Seiten der Kirche - nicht nur in der katholischen. Wer damit nicht klar kommt, dass hier eben jene dunklen Seite einer fiktiven, zukünftigen Kirche gezeigt werden, der sollte "Im Namen des Herrn" nicht lesen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
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Zitat(e) aus dem Buch
- "Lach über dich selbst, dann kann kein anderer über dich lachen.[...] Und wenn doch einer über dich lacht, dann lösch sein Konto, setz ihn auf die Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher und ruinier seinen Ruf."
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