Die volle Wahrheit
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Zwerge können aus Blei Gold machen. So heisst es zumindest in Ankh-Morpork. Einige Zwerge fragen sich, wer von ihnen dies können soll. Andere allerdings haben entdeckt, dass es durchaus möglich ist. Allerdings nicht mit dem von Explosionen geladenen Weg der Alchimisten sondern durch harte Arbeit - und mit einer Druckerpresse.
Über jene Druckerpresse stolpert William de Worde, der zuvor einen "Neuigkeitenbrief" an diverse Personen weit weg von Ankh-Morpork versandte.
Die Druckerpresse eröffnet ihm ganz neue Möglichkeiten. Schnell finden sich auch weniger wichtige Neuigkeiten wieder und die ganze Stadt liest die "Ankh-Morpork Times".
Doch in der Stadt des Ankh ist nichts einfach. Selbstredend hat die Gilde der Graveure etwas gegen die Druckerpresse und baut schließlich eigene. Die Zeitung der Konkurrenz droht William aus dem Geschäft zu werfen - und überdies rutscht William mitten hinein in ein Verbrechen um den Patrizier: er soll versucht haben, jemanden zu töten. Dummerweise lebt die Person noch. Die logische Folgerung ist, dass irgend etwas nicht stimmt.
William sieht dies als seine Chance, die WAHRHEIT aufzudecken und macht sich mit Hilfe seines vampirischen Ikonographen daran, (dunkles) Licht ins Dunkel zu bringen - doch William unterschätzt die Gefahr bei Weitem. Zudem scheint die Wahrheit kaum jemanden zu interessieren.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Auch bei gewisser Ähnlichkeit der Titel hat das Buch kein Bisschen mit der Autobiographie eines Dieter Bohlen zu tun. Oder doch, in gewisser Weise schon, denn es geht hier um die Wahrheit. Und William de Worde muss die leidvolle Erkenntnis machen, dass die Leute NICHT die Wahrheit wollen. Sie wollen auch keine Neuigkeiten. Sie wollen das hören, was immer schon passiert ist. Und die Wahrheit ist dabei zweitrangig - wenn überhaupt. Außerdem ist sie so oder so nicht eindeutig, da jeder alles anders sieht. Was das jetzt mit Dieter Bohlen zu tun hat? Alles und nichts. Ich bin sicher, bei diesen Zeilen hat sich bereits eine Meinung gebildet.
Dieses Thema - die Wahrheit, was die breite Masse will - greift Pratchett hier als Hauptthema auf, verkleidet es jedoch in vielfache Nebenstränge. Wie üblich. Ich denke, ich brauche hier keine Zeitung nennen, welche man sofort mit der Konkurrenz der Times assoziieren wird. Hier hat jedes Land seine eigene, inklusive Regenbogenpresse.
Weitere interessante Elemente fehlen natürlich auch nicht. Mein persönlicher Liebling neben William ist der Vampir Otto mit seinem etwas ungewöhnlichen Ikonographen, der trotz gewisser Attribute von Vampiren Blitzlichter verwendet - und Herr Schräg ist einfach köstlich. Wer das ist? Nachlesen!
Schwach hingegen fand ich zwei freiberufliche Assassinen. Zwar entbehren sie nicht einer gewissen Komik, den Sprachfehler fand ich jedoch außerordentlich lahm und konnte mit den beiden von der "Firma" insgesamt nicht viel anfangen. Sie waren weder sympathisch noch gänzlich unsympathisch, fast schon bedeutungslos - schwache Randfiguren, obwohl sie relativ zentrale Elemente der Handlung waren.
Leider fehlte der Handlung auch allzu oft Spannung. Gewisse Ereignisse waren absolut vorhersehbar. Die übliche Pratchettsche-scheibenweltliche Logik wurde gewahrt, teilweise aber zu voraussichtlich.
Das Thema jedoch riss für mich einiges raus, zumal mit Zwergen und Konkurrenz auch ein gewisses Element des Kapitalismus vorhanden ist - was schon durch "Blei zu Gold" klar geworden sein durfte.
Letzen Endes ein guter Pratchett, der jedoch meiner Meinung nach an einigen Stellen etwas mehr Zündstoff und Farbe hätte vertragen können.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- "Es ist doch nicht schädlich, oder?" "Oh nein, es gibt überrhaupt keine physischen Nebenwirkungen..." "Was ist mit psychischen?"
- [...]Er muss auf die harte Art und Weise lernen zu überleben. Und die harte Art und Weise bedeutet, dass man nur eine Lektion bekommt."
- Es heisst, eine Lüge kann über die ganze Welt laufen, bevor die Wahrheit ihre Stiefel angezogen hat.
Diese Rezension bewerteten 4 positiv und 7 negativ. (9633 Leser bisher.)
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