Der Runenberg
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(Klassiker)
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"Der Runenberg" wird dem jungen Jäger Christian zum Verhängnis. Als er in die Fremde wandert, beschließt er, eben diesen Berg zu besteigen. Dort erblickt er eine Frau von vollendeter Schönheit und verliebt sich in sie. Wie ein Traum scheint ihm diese Begegnung und dennoch muss sie stattgefunden haben, denn wie er herabsteigt hält er zwei Runentafeln in den Händen.
In einem nahen Dorf heiratet Christian schließlich und bekommt Kinder, sein Glück ist ohne Maßen. Doch ist Christian betrübt und will seine Eltern wieder sehen. Ungern verlässt er nach Jahren seine Gattin, findet seinen Vater und kehrt zurück, nur um später abermals fort zu gehen, um verhießene Schätze zu suchen. Immer fremder wird er seiner Familie und auch ein alter Traum lässt ihn nicht gänzlich los.
Christian erliegt in der Geschichte letztlich der Versuchung des Waldweibes, trotz geliebter Frau und geliebtem Kind; er zieht immer wieder hinaus in den Wald oder den Schlund der Erde um Schätze zu bergen - und der geliebten Gestalt hinterher zu rennen. Auch hier findet sich wie im "Blonden Eckbert" die Selbstzerstörung eines Menschen ganz ohne äußere Einflüsse. Oder zumindest fast ohne solche. Letztlich sind alle Handlungen Christians frei und er verliert sich selbst in seinen "Träumen". Im Rahmen dieser hat er zwar durchaus Erfolg, aber für den Rest der Welt ist dieser Erfolg schal und Christian selbst verloren.
Will man dies auf die heutige Welt übertragen, so drängt sich zumindest mir der Vergleich mit einem Workaholic auf: Nie zur Ruhe kommen, immer hinter etwas anderem her. Das Märchen wurde 1801 geschrieben und im "Taschenbuch für Kunst und Laune" veröffentlicht. Es findet sich ebenso im ersten Band des "Phantasus" und im vierten Band der "Schriften".
Oben genannte ISBN ist jene der Reclam-Ausgabe, in der auch "Der Blonde Eckbert" enthalten ist. Ludwig Tiecks Kunstmärchen sind m.E. keine absolute Muss-Lektüre, jedoch sind sie - bis auf die sprachliche Distanz - zeitlos und können auf aktuelle Probleme übertragen werden, so man ein wenig sucht. Die etwa 25 Seiten sind zudem in einem schnellen Happen lesbar, so dass insbesondere Märchenfreunde einmal eine andere Art dieser Gattung genießen können - oder hassen lernen. Sie wird nicht jedem gefallen - immerhin ist es ein romantisches KUNSTmärchen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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