Buch-Cover, Wolfgang Hohlbein: Feuer

Feuer

Genre: Mystery
Seiten: 715
Erschienen: 2004 (Original: 2004)
ISBN: 3-426-66182-9
Preis: 19,90 Euro (Hardcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

8/10

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Wertung: 2/5 Grimoires; 5.7/10 Punkte, Naja

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Will Lokkens ist ein Kleinkrimineller, ein Autodieb. Sein jüngster Diebstahl geht jedoch daneben. Er wurde nicht erwischt, keineswegs, und auch der Besitzer kommt erst in ein paar Wochen von einer Reise zurück. Doch auf dem Weg zu seinem Abnehmer fährt Will ein kleines Mädchen an. Zwar rennt es so schnell weg, wie es kann, doch Will folgt ihm in eine Brandruine hinein, und sei es nur, um sich zu vergewissern, dass dem Mädchen nichts passiert ist - eine Anzeige oder weiteren Ärger mit der Polizei kann er nicht gebrauchen und seine Beschreibung würde vermutlich ausreichen; immerhin ist er auf Bewährung.

Bald nachdem Will "Duffy" aus der Ruine heraus geholt hat überschlagen sich die Ereignisse. Will wird niedergeschlagen, Duffy ein Auto geladen und Will bekommt eine weitere heftige Abreibung - auch das üppige "Schmerzensgeld" hilft im ersten Moment wenig. Es scheint, als ob Duffy nicht gespaßt hatte, als sie sagte, man wolle sie umbringen. Kurz darauf sieht Will den Wagen brennen, in dem Duffy zuvor verstaut wurde.

Duffy jedenfalls ist entkommen und hat sich zudem in "Wills" Wagen versteckt. Versuche sie loszuwerden scheitern und schließlich kommt es, wie es kommen muss: Die Polizei taucht bei Will auf; bei einer Leiche in dem Autowrack fand man den Ausweis, der Will zuvor von einem Schläger abgenommen wurde.

Und dann ist da noch Duffy, die Will zunehmend unheimlicher wird - ein Funkeln in ihren Augen und eine gewisse Regelmäßigkeit in Sachen Feuer und Großbrand sind merkwürdig, auch wenn alles Zufall sein mag.

Es stellt sich heraus, dass Will die Mutter von Duffy sehr gut kennt; außerdem spielt seit seinen jüngsten Problemen seine kleine Welt verrückt: Der Zuhälter Georg bietet ihm bereitwillig Unterschlupf und ist freundlich wie sonst nie. Halluzinationen, die er früher selten hatte, nehmen plötzlich zu und gewinnen an Realität. Und Duffy wird erneut entführt - gefolgt von weiteren Bränden.

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten

Ein Hohlbein, ja. Ich selbst habe schon Hohlbeins resignierend zur Seite gelegt. Die Fans Hohlbeins nehmen es vermutlich nur schwerlich mit den Hohlbein-Verweigerern auf. Gewissermaßen spaltet Hohlbein die Gesellschaft: Guter Autor oder Plagiator an sich selbst, sprich: Immer wieder das selbe schreibend? Zu dieser Aussage kommt man leicht, wenn man einige Foren oder Diskussionsgruppen verfolgt. Natürlich gilt dies nicht für alle Werke, aber doch für einige. Für meinen Teil habe ich von ihm sowohl gutes als auch absolut schlechtes gelesen - wie von einigen Autoren. Beim "Aushängeschild" der deutschen Fantasy /genau genommen wohl eher Phantastik) fällt dies nur deutlicher auf. "Feuer" jedenfalls gehört nicht zu den schlechtesten, ist allerdings auch keine Meisterklasse.

Was gleich negativ auffällt ist der Klappentext. Er verrät deutlich mehr als ich und ich bitte, chronologische "Fehler" in obiger Beschriebung zu verzeihen. Sie entstanden aus dem Versuch, weniger über das Buch zu verraten als genannter Text. Aus Lektüre des selbigen geht nämlich allzu eindeutig hervor, wer die Eltern Duffys sind.

Ebenso geben Ausschnitte aus der Edda einen Hinweis darauf, in welche Richtung die Lösung der Geschichte geht. Ein Wolfsamulett gibt weitere Assoziationen - zumindest, wenn man sich in nordischer Mythologie ein wenig auskennt. Von Hinweisen wimmelt es also geradezu. Im Falle der Hinweise in der Geschichte stellen sie aber eher das kriminalistische "Element zum mitraten" da und sind daher keineswegs Ziel negativer Kritik.

Machen die Hinweise nicht trotzdem Teile der Spannung zunichte? Nein, denn der Leser ist genau so blind wie Will Lokkens selbst. Und das ist, zumindest anderen Figuren nach, absolut blind. Man mag zwar erraten, in welche Richtung es geht, nach einiger Zeit - oder wiederum durch den Klappentext - auch erraten, wer auf welcher Seite steht, doch die genauen Zusammenhänge sind lange unklar.

Auch die Gründe für das Feuer mag man erraten, nicht jedoch die Ursache. Visionen Wills helfen auch nicht uneingeschränkt weiter. Fazit: ein Mystery-Krimi. Die Gründe sind alles, was hier ermittelt wird, eingebettet in die Handlung, in der man lange Zeit nicht wissen kann, was genau die einzelnen Figuren eigentlich wollen. Spannung mit ganz leichtem germanischem Touch.

Auf der Negativliste stehen einige Ausrutscher. Asphalt zu schwärzen ist reichlich seltsam - zumindest im ersten Augenblick. Ich zumindest kenne nur schwarzen Asphalt. Eine weitere Seltsamkeit ergab sich durch den Vater Duffys. Der reinen Rechnerei nach hätte er bei ihrer Geburt anwesend sein müssen, war es aber allem Anschein nach nicht. Eine Erklärung findet sich dann in nicht ganz freiwilligen Aufenthalten.

Typischerweise begeht zuletzt auch noch der Schurke den absolut abgelutschten Fehler, grundlos alles zu erzählen, was der Leser vom Hintergrund noch nicht weiss. Um so unsinniger ist dies, als dass er zuvor alles um jeden Preis verheimlichte. Und noch irrsinniger wird es, wenn man sich überlegt, dass Will - unwissend wie er war - vermutlich jedem Vorschlag des Schurken zugestimmt hätte.

Natürlich ist es auch überaus interessant, dass eine an einem unangenehmen Ort schon längere Zeit festgebundene Person genau dann "unerträgliche Schmerzen" verspürt, wenn die Kamera auf jenen Ort schwenkt. Abgesehen davon ist auch Will in etwa so widerstandsfähig wie der Terminator persönlich.

Zwar mag man in Notsituationen relativ viel Kraft aufwänden, aber so viele Notsituationen lang... Ein wenig übertrieben ist es, und gänzlich dem mystischen Element zuschreiben, dass die Kraft nicht versiegt, kann ich es nicht - aber immerhin ist es Mystery, was in geringem Umfang entschuldigt.

Gewarnt werden sollte noch - ohne dies zu werten - dass Feuer im Vergleich relativ brutal ist. Verbrennungen, Verdrehungen und ähnliches werden beschrieben, Kupferkabel köpfen einen Charakter und dergleichen mehr. Dies mag missfallen oder nicht. Es wird in keinem Fall zum Selbstzweck, es wird nicht institutionalisiert. Es ist vorhanden; mir machte es im Textfluss nichts aus, es erzeugte bisweilen ein zusätzliches Schauderelement. Wer brutale Szenen in jeglicher Form ablehnt, der sollte das Buch jedoch meiden.

Feuer, als zweiter "Apokalypse-Thriller" Hohlbeins ist ein solides Buch, Krimi mit einer starken Prise Mystery als Auslöser, der in die Zeit der Germanen zurückführt. Wer Hohlbein nicht gänzlich ablehnt und wem es nichts ausmacht, viel zu wissen aber das Ende trotzdem nicht erraten zu können, der kann hier einige vergnügliche Lesezeit finden.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Zitat(e) aus dem Buch

  • "Ich werde fünfzehn", behauptete Duffy. "In wie viel Jahren?" "In drei", gestand Duffy.
  • "Wirst du mir jetzt zuhören?", fragte sie. Will konnte sich nicht erinnern, in den letzten Minuten irgendetwas anderes getan zu haben; abgesehen von der einen oder anderen unqualifizierten Bemerkung.

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