Das Steinerne Licht
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Nachdem Merle zusammen mit der Fließenden Königin und einem Obsidianlöwen aus dem belagerten Venedig geflohen ist, treffen sie bald auf die Ägypter. Zwar können sie der Flotte aus Sonnenbarken entkommen, aber zugleich ist ihnen klar, dass der große Sammler, auf den sie trafen, für das nun schutzlose Venedig den endgültigen Untergang bedeutet, erhebt er doch stetig neue Mumienkrieger.
Die einzige Chance auf Rettung scheint in der Hölle zu liegen, jenem Ort im Erdinnern, der vor einigen Jahrzehnten von der National Geographic Society entdeckt wurde und unter der Herrschaft Lord Lichts steht. Widerwillig beginnt Merle mit ihren Begleitern den Abstieg. Die Hölle ist anders als erwartet, keine Schwefeldämpfe, keine Folterkammern - aber die Lillim, von denen berichtet wurde:das, was man als Dämonen bezeichnen könnte. Zudem trifft Merle auf einen alten Mann, der behauptet, Winter auf der Suche nach Sommer zu sein. Im Zentrum der Welt wartet schließlich der Herr der Hölle auf sie, welcher Venedig seinen Schutz anbot, dessen Gesandter von den Ratsherren aber grausig ermordet wurde: Lord Licht, der Teufel...
Jenen Herrn der Hölle umzubringen befahl der Pharao inzwischen seinem Hohepriester Seth. Venedig ist fest in der Hand der Ägypter; Widerstand existiert lediglich im Verborgenen. Der ehemalige Meisterdieb Serafin hat sich zusammen mit der Meerjungfrau Unke und den Spiegelmacherlehrlingen einer Sphinx angeschlossen, die einen Anschlag auf den Pharao selbst plant, den zentralen und verwundbaren Punkt des Imperiums. Doch auch Lord Licht hat seine Pläne mit der Welt, insbesondere mit Junipa, dem Mädchen mit dem Spiegelaugen, das längst schon vom Steinernen Licht berührt wurde, das unablässig im Zentrum der Welt pulsiert...
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.
Der zweite Teil von Kai Meyers Merle-Trilogie ist eine mehr als würdige Fortsetzung des ersten Teils. In Sachen Hörbuch ist zu erwähnen, dass der Umfang deutlich zugenommen hat, um 2 CDs, entsprechend etwa zweieinhalb Stunden.
Bekanntermaßen ist Merles Welt in einigen Aspekten an die unsrige angelehnt, bisweilen sehr stark. Die Orientierung findet zumeist an Legenden und Sagen statt, die in kleinen Details verändert werden. So ist es auch im zweiten Teil. Der Fleisch gewordene Winter auf der Suche nach Sommer - wenn es denn stimmt und Merle es nicht nur mit einem Wahnsinnigen zu tun hat; der Fürst der Hölle, die Lillim, die Kinder Lilliths aus der christlichen Geschichte und viele mehr begegnen dem Leser.
Dabei ist die Geschichte nach wie vor für Kinder und Jugendliche ab 12 geeignet. Trotz zahlreicher Anspielungen auf verschiedenste Werke entsteht keine Komplexität, im Gegenteil: Man kann der Geschichte gut zuhören und sie locker verfolgen, nicht zuletzt dank passender Lesestimmen von Nina Petri und Katharina Thalbach, die lediglich selten merkwürdig betonen. Ohne hohe Konzentration auf den gesprochenen Text dürften diese Kleinigkeiten gar nicht erst auffallen. Vernachlässigbar also, denn zumeist fesseln Stimmen und Geschichten derart, dass man auf Kleinigkeiten gar nicht mehr achtet.
Der Schauplatz des zweiten Teils ist zu nicht unwesentlichem Teil die Hölle und auch untote Kriegerhorden tauchen auf. Man könnte nun den Verdacht äußern, dass dies nichts für Kinder ist: Dämonen, grausige Schlachten und Folter a la Dante ("La divina Comedia" / "Die Göttliche Komödie") mögen vor dem Auge auftauchen. Weit gefehlt. Es gibt Mumienkrieger, ja, aber sie werden nicht als seelenlose Schlachtmaschinen dargestellt, viel mehr als Soldaten, die einfach da sind und Kriege führen. Sie existieren, sind Instrument der Handlung aber ansonsten bedeutungslos. Und die Hölle: selbst Merle erwartet Feuer, Hitze und Folterknechte, doch sie wird "enttäuscht". Die Hölle ist ganz anders als das, was die National Geographic Society und die alten Legenden berichten und auch mit Lord Licht hat es mehr auf sich als Lucifer, dem Sohn des Morgensterns, dem Lichtbringer...
Man braucht sich also keinesfalls Gedanken über zu hohe Grusligkeit machen. Am stärksten fortgeschritten ist das Gruseln vermutlich noch in einer freien Anlehnung an Astrid Lindgrens "Mio, mein Mio". Mehr noch als der erste Teil - welcher wie dieser mit Einverständnis Kai Meyers leicht gekürzt wurde - ist "das Steinerne Licht" zu empfehlen, längst nicht nur für Jugendliche. Jeder "Kenner" von phantastischer Literatur wird unzählige Querverweise finden und sich in gewisser Weise heimisch fühlen - und dennoch ist Merles Welt eine eigene, keine Kopie. Möge Kai Meyer uns mit mehr Werken dieser Art versorgen!
(Statt Seitenzahl ist die Länge in Minuten angegeben)
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- "Pah," dachte sie, "hol dich der Teufel." Dann fiel ihr ein, dass er der Teufel war.
Diese Rezension bewerteten 30 positiv und 1 negativ. (9957 Leser bisher.)
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Lesermeinungen:
Name: Leander | Bewertung: (9) | Datum: 13.08.2013 11:56:31 |
Gastkommentar von Leander:
"Am stärksten Fortgeschritten ist das Gruseln vermutlich noch in einer freien Anlehnung an Michael Endes "Mio, mein Mio"." Da gruselt es mich wirklich, denn "Mio, mein Mio" ist von Astrid Lindgren! Welche ist denn die freie Anlehnung?. Kommentar (NZ): Uah, Hilfe! Natürlich hat Leander Recht - "Mio, mein Mio" ist von Astrid Lindgren. Mea culpa. (Und oben korrigiert.) Leider kann ich mich inzwischen nicht mehr erinnern, was mich bei diesem Roman an Mio erinnerte. | ||