Die Fließende Königin
bei
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
(47) | ||
(5) | ||
(3) | ||
(2) | ||
(0) | ||
(2) |
Venedig wird seit mehr als dreißig Jahren belagert; der Ring, den die Armeen des wiedererweckten Pharaos von Ägypten geschlossen haben, ist undurchdringlich. Doch ebensowenig kann die Verteidigung der Stadt durchbrochen werden, denn die Magie der Fließenden Königin schützt die Stadt.
So haben Merle und die blinde Junipa ein vergleichsweise sicheres Leben, auch wenn sie in einem Waisenhaus aufwachsen müssen. Dieses ruhige Leben ändert sich, als sie bei einem Zauberpsiegelmacher in die Lehre gehen.
Bald schon kann Junipa wieder sehen. Der Meister konstruiert Augen aus Spiegeln. Trotzdem Junipa auf diese Art ein wenig unheimlich wirkt ist sie überglücklich - und die Schmerzen werden bald vorübergehen. Viel einschneidender sind jedoch die Erlebnisse Merles, die sie bald zur Flucht aus Venedig zwingen:
Zusammen mit einem Weberlehrling stößt sie auf einen ägyptischen Spion, dem es offensichtlich gelungen ist, die Fließende Königin zu fangen. Fest entschlossen befreien die beiden die Beschützerin ihrer Stadt - doch das scheint nicht zu genügen.
Als Stimme in ihrem Kopf erklärt die Königin Merle, dass die Ägypter das Wasser der Lagune vergiftet haben. So muss Merle die Königin, gefangen in einem kleinen Rest Wasser, in sich aufnehmen indem sie das Wasser trinkt. Fortan äußert sich die Königin als - bisweilen lästige - Stimme in Merle selbst und ergreift sogar Besitz von ihrer Zunge.
Jedoch kann die Königin Venedig nicht weiter beschützen, muss andere Wege finden. Es ist klar, dass die Armeen des Pharaos die Stadt überrennen werden, sobald sie erst einmal wissen, was genau geschehen ist. Also überredet die Königin Merle dazu, aus der Stadt zu fliehen und Hilfe von außerhalb der Stadtmauern zu suchen. Doch das ist alles andere als leicht, denn selbst unter den Ratsherren gibt es Verräter und die einzige Möglichkeit, zu fliehen, schient in der Hilfe des "Uralten Verräters" zu liegen, welcher der Königin noch einen Gefallen schuldet. Gleichzeitig unterbreitet die Hölle selbst der Stadt ein Angebot...
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Kai Meyer hat mit Merles Welt einen interessanten Schauplatz erschaffen. Es ist unsere Welt, jedoch mit einschneidenden Veränderungen. Die Hölle existiert, sie wurde 1838 von der National Geographic Society gefunden. Meerjungfrauen schwimmen überall umher, werden von Menschen versklavt (und haben häßliche, riesige Mäuler, schlimmer als die von Haifischen). In den tiefen der Ozeane lieben Meerhexen, der Pharao Ägyptens wurde von der Horuspriesterschaft wiederbelebt und vieles mehr. In Kurzform lässt sich sagen: Kai Meyer bedient sich verschiedenster Elemente weltbekannter Sagen, Märchen, Legenden und Glaubensrichtungen, schmeisst sie in einen Bottich, rührt ein paarmal kräftig um und gießt eine Parallelwelt daraus. Eine außerordentlich gelungene Parallelwelt, die bei Kennern der "Originalzutaten" eine Atomsphäre der Bekanntheit schafft ohne dass die Geschichte an Spannung verliert. Dies gilt um so mehr, da Details durchaus Veränderungen erfuhren - welche, wird hier nicht verraten.
Die Fließende Königin ist ein Buch für Kinder (bzw. Jugendliche) ab 12. Heißt das nun, für Erwachsene ist es ungeeignet? Keineswegs. Ich denke vielmehr, dass Erwachsene es kaum weniger zu schätzen wissen, da sie viele der Anspielungen auf Märchen und Sagen erkennen werden. Die Merle-Trilogie ist sicher kein höchst anspruchsvoller Text, doch ich habe ihn mehr als genossen. Sie bietet eine spannende Geschichte mit lebendigen Figuren, die sich nur in so weit an Stereotypen orientieren, wie es nötig ist. An nahezu jeder Stelle verändert Kai Meyer die bekannten Geschichten ein klein wenig. Sie sind stets erkennbar aber doch erfrischen anders. Gerade diese Bekanntheit und doch Andersartigkeit macht einen besonderen Reiz aus, zusammen mit einigen neuen Elementen.
Die Handlung selbst gründet auf dem klassischen Weltrettungsprinzip. Mit einer Ausnahme: Wie zur Hölle soll man die Welt - oder auch nur Venedig - retten? Oder nein, das ist eigentlich falsch formuliert. Viel eher: Soll man das Angebot der Hölle annehmen oder den höllischen Boten zum Teufel schicken? Unschwer ist zu erkennen, dass sich allein in diesem Zusammenhang auch einige Wortspiele ergeben. Fazit: Viele Quellen: ja; vieles Bekanntes: ja; Plagiatrie: keinesfalls. Eine erfrischende locker-leichte und absolut spannende Erzählung.
Die Merle-Trilogie wurde von mir als Hörbuch wahrgenommen. Die Ausgabe ist in Absprache mit dem Autor gekürzt. Da ich die Buchversion nicht gelesen habe, kann ich nicht sagen, an welchen Stellen. Rein vom Hören entstand allerdings nicht der Eindruck, das wesentliche Teile fehlen. Die Handlung ist allerorts nachvollziehbar.
Auch die beiden Sprecherinnen wurden gut gewählt: Nina Petri als Erzählerin - die ihre Zugehörigkeit zu Hamburg nur kurz offensichtlich werden lässt, wenn sie das "st" nicht wie "scht" sondern "st" ausspricht (was den wenigsten überhaupt auffallen wird) - mit einer Stimme, die man wirklich genießen kann und Katahrina Thalbach als Fließende Königin im Kopf Merles.
Abgesehen davon ist auch das Cover gut gelungen: Auf allen Teilen erkennt man Merle wieder und das Handlungsumfeld ebenso.
Ein Hörbuch, das ich sicher mehrfach hören werde und jedem Empfehlen kann, der sich an jugendgerechter Sprache nicht stört und Ähnlichkeiten sowie Anspielungen zur realen Welt bzw. den Legenden dieser zu schätzen weiss.
(Statt der Seitenzahl ist die Dauer in Minuten angegeben)
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 101 positiv und 30 negativ. (31156 Leser bisher.)
Deine Meinung
Sag uns deine Meinung zu Die Fließende Königin
Lesermeinungen:
Name: Gast | Bewertung: (10) | Datum: 25.09.2006 17:15:14 |
Ich liebe diese Bücher. Sie sind so lebensecht geschrieben und man kann gut mit den Personen mitfühlen.Das Buch ist beinfach obermegaspitzenklasse. Genauso wie die Jolly-Thrilogie von Kai Mayer. | ||