Das Zwergenbuch
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Wer sich ein wenig mit den Hintergründen "moderner" Fabelwesen wie Drachen, Elfen/Elben und Feen auseinander gesetzt hat, der ist mit ziemlicher Sicherheit schon über andere Bücher Ditte und Giovanni Bandinis gestoßen. Da wundert es kaum, dass dieses "Zwergenbuch" dem selben Schema folgt wie die vorangegangenen - immerhin ist es ein Muster, dass auf angenehme Weise gröbsten Überblick gibt und mehr ist auf etwa 200 Seiten kaum zu leisten.
Gleich zu Beginn: Wer etwas über die "Fantasyzwerge" wissen will, der wird dieses Buch nur enttäuscht in die Ecke werfen, handeln doch ganze 5 Seiten von ihnen. Überhaupt wird manch einer große Augen bekommen und zu keuchen beginnen: wie kann man es nur wagen, Zwerge, Gnome, Kobolde, Klabautermänner, Heinzelmännchen und dergleichen mehr als EINE Art zu bezeichnen?
Das hat natürlich seinen Grund. Einen sehr guten. Während ich in der heutigen Fantasy radikal zwischen den einzelnen Wesen unterscheiden würde, fehlt in den Sagen eine solche Eindeutigkeit. Allerdings haben wir bei weitem kein solches Tohuwabohu wie beispielsweise bei "Elfen und Feen" (siehe entsprechendes Buch). Dennoch gilt hier: Was des einen Troll war, ist des anderen Kobold und ein dritter nennt ihn gar Zwerg.
Diese Volkssagen und der Ursprung der Zwerge sind es letztendlich, mit denen sich die Bandinis hier beschäftigen. Wiederum gibt es eine Auswahl belegender Textstellen, zumeist Sagen. Die letztendlich Klärung des Ursprungs verweilt wie so oft im Dunkeln - eine Klärung schient eben unmöglich, da die Erklärung für die "Entstehung" von Zwergen von Begegnungen mit Pygmäen bis hin zu Krankheiten reichen. So werden lediglich "gängige" Thesen zur Erklärung aufgezeigt.
Die Leistung des Buches ist es also nicht, das Thema Zwerge erschöpfend zu behandeln. Statt dessen gibt es einen groben Überblick: Wo tauchten Zwerge auf, mit wem scheinen sie (zumindest entstehungsgeschichtlich) verwandt zu sein, wie sollte man sie (laut Sagen) behandlen, was mochten sie nicht und wie verhielten sie sich im Lauf der Zeit; wie veränderten sie sich (wenn sie es denn taten)? Und was schließlich ist mit den Gartenzwergen?
Natürlich fehlt auch derart Klassisches wie das Nibelungenlied nicht, immerhin spielen Zwerge hier eine entscheidende Rolle, wie auch in der Edda. Insgesamt gesehen leistet das Werk einen Rundumschlag ohne näher ins Detail zu gehen. Für (Sagen-) Zwergenfreunde also eine exzellente Einstiegslektüre, welche, durch die 11 Seiten umfassende Bibliographie ergänzt, mehr als genug Anregung für weitere "Forschung" bietet. Die Farbabbildungen in der Buchmitte (zusammen mit dem verstärkten Buchumschlag wohl mitverantwortlich für den relativ gesehen hohen Preis) sind inzwischen nahezu obligatorisch für die Werke der Bandinis und ein Glossar darf natürlich auch nicht fehlen; ebensowenig ein Quellennachweis. Wissenschaftlich herrscht hier also auch Korrektheit. Dennoch ist das Werk durchaus entspannt zu lesen und nicht als rein wissenschaftliche Abhandlung zu betrachten. So finden sich auch persönliche, auflockernde Anmerkungen, die mitunter sehr zum Lesegenuss beitragen - und oftmals findet man die Verwirrung der Autoren in sich wieder.
Zu einem schließlich taugt das Werk in keinem Fall: Als Lexikon. Als solches ist es einfach nicht ausgelegt. Ansonsten ist es jedoch jedem zu empfehlen, der einen Gesamtüberblick über die Sagen-, Legenden- und Märchenzwerge erlangen will und nicht auf jene Vertreter der Fantasy fixiert ist.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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