Weiberregiment
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Krieg ist ein hartes Geschäft. Und bei diesem harten Geschäft bleibt es nicht aus, dass gelegentlich Männer verschwinden. Genauer gesagt: Es ist üblich, das Männer verschwinden - für immer. So kommt es, dass in Borogravia sehr viele Witwen leben. Polly jedoch macht sich auf die Suche nach verschwundenen Bruder - einfach deshalb, weil sie sich immer um ihn gekümmert hat. Um ihn zu finden, verkleidet sie sich als Mann, nennt sich Oliver und tritt der Armee bei.
Natürlich ist dies verboten und obendrein eine Abscheulichkeit vor den Augen Nuggans, des örtlichen Gottes. Aber wen kümmert das, so lange es einen Krieg gibt - und es gibt immer einen. Das gehört zum Nationalstolz dazu.
Selbstverständlich sieht Polly einige Dinge "etwas" anders als ihre männlichen Kollegen. Dies gilt um so mehr, als dass sie in einem unüblichen Regiment mit einem Troll, einem Igor und einem Vampir dient. Das Interesse der Weltöffentlichkeit jedoch ist geweckt als William de Worde von der Ankh-Morpork Times einen Artikel veröffentlicht: Eine kleine Truppen von Rekruten - den letzten Rekruten Borogravias, die eine gewisse Monstrosität besitzen - hat den Prinzen von Zlobenia gefangen genommen! Unwissentlich zwar aber dennoch...
Außerdem wurden dabei gewisse Körperteile malträtiert.
Plötzlich erfahren Polly und ihre Kameraden, dass die Weltöffentlichkeit hinter ihnen steht: es scheint als möge man Aufsässigkeit gegen Adlige, egal wo, und durch die seltsame Zeitung von De Worde ist die Kunde hiervon in Sekundenschnelle im fernen Ankh-Morpork. Neben dem mehr physikalische orientierten Schlachtfeld tut sich somit ein zweites auf, das am einfachsten mit zwei Adjektiven beschrieben ist: öffentlich und... politisch.
Das Buch erhält 5 von 10 Punkten.
Gelesen wurde die Englische Originalausgabe.
Pratchett schrieb hier einen Roman, der fernab von allen Schauplätzen der bekannten Scheibenwelt spielt. Das Thema zu nennen entfällt fast nach obigem Inhalt: die Armee, der Krieg. Eine Verbindung zur bisherigen Scheibenwelt wird hergestellt durch Vimes/Mumm (der hier aufgrund diverser Seltsamkeiten den Beinamen "der Schlächter" trägt). Dieser soll sich mit Borogravia auseinander setzen, da ihr Gott ein wenig wirr ist und es nicht sein kann, dass die Semaphor-Türme auf seinen Befehl hin nieder gerissen werden. Wenn man alles aufsummiert, dann kosten sie am Ende GELD.
Was Pratchett gelingt, ist, darzustellen, was ein Krieg eigentlich bedeutet, und das auf noch einigermaßen humorische Weise: Ein Vampir mit Entzugserscheinungen, ein Troll und ein Igor im Regiment - und "Weiber" in der Armee. Dabei behält der gesamte Roman eine vergleichsweise düstere Atmosphäre, dem Setting angemessen aber nicht so locker humorig wie beispielsweise die Rincewind-Bände. Schließlich ist es hier ein ernsthaftes, weitreichendes Thema, das letztendlich in humoristischer Form dargeboten wird und somit ohne Zwang zum Nachdenken anzuregen vermag. Ich für meinen Teil würde mir allerdings einen wirklich locker-leichten Pratchett wünschen, der nicht derart "ernsthaft" ist wie die jüngsten Werke.
Da ich die englische Ausgabe las kann ich auf genaue Übersetzungen nicht eingehen. Die Augenfälligste ist jedoch der Titel, wodurch die Erwähnung nahezu zwanghaft wird. Hier bleibt zu sagen: Großartig! Verraten wir doch ab sofort immer auf dem Titel einen der weitreichenderen Witze, der sich im Original erst nach und nach aufdeckt. Das Ausmaß ist natürlich auch im deutschen Titel nicht festgelegt und wird auch dort erst im letzten Teil der Geschichte klar, aber bei allem Respekt: Hier hätte man doch besser ein dickes "SPOILER!"-Schild über den Titel geklebt. Zudem frage ich mich, wie eine gewisse Szene übersetzt wurde: Im Englischen wird Pollys Regiment als "Monstrous Regiment" bezeichnet, was ob der Mitglieder ja durchaus passend ist. Die Deutsche Übersetzung hingegen ist aufgrund des Wissensstandes der Anwesenden und insbesondere des Sprechenden einfach nur falsch. Und wenn der Sprecher dort ein passendes "Monsterregiment" verwendete - warum nahm man dies nicht auch als Titel? Fragen, die ich nicht beantworten kann. Der Ehrenrettung halber: Auch im englischen Original ist die Luft schnell raus und der Plot allzu vorhersehbar. Und die Auflösung des "verdorbenen Witzes"... hier schweige ich lieber.
Was bleibt am Ende?
Es ist ein Pratchett. Es ist ein humoristischer Fantasy Roman. Allerdings ist er, wie tendenziell abzusehen war, kaum noch mit den frühen Scheibenweltromanen zu vergleichen. Pratchett hat sich ernsten Themen zugewandt und äußert "unauffällig" soziale Kritik an verschiedensten Dingen. Das war nicht, was ich lesen wollte und erwartete und dementsprechend für mich persönlich der schlechteste Pratchett, den ich bisher las.
Die verschiedenen abgedrehten Charaktere sind wie so oft Sympathieträger oder "wahre Schurken" (und Anleihen sind z.B. bei verschiedenen Aspekten Jeanne d'Arcs zu erkennen). Unglücklicherweise kann man sie nicht wirklich alle auseinanderhalten. Der Humor jedoch... er verlor hier seine Unbeschwertheit. Wo ich früher herzhaft lachen konnte, gibt es heute oftmals nur noch ein verschmitztes Lächeln und viel mehr Nachdenken - sehr viel mehr.
Wer locker-leichten Humor sucht wie in den ersten Bänden der Scheibenwelt sollte also lieber jene (erneut) lesen und von diesem Werk Abstand nehmen. Wer sachten Humor in ernsten Themen (unfähige Diplomaten, zu mächtige Militärs, religiöse Fanatiker...) mag, der wird hier besser bedient. Vielleicht ist Humor ja die einzige Möglichkeit, mit all diesen Dingen fertig zu werden - möge die Welt geben, dass ich irre, denn selbst der Humor scheint hier wenn nicht geschlagen so doch zumindest angeschlagen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 5 positiv und 16 negativ. (10223 Leser bisher.)
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Lesermeinungen:
Name: Gast | Bewertung: (10) | Datum: 25.02.2006 22:55:48 |
Ein großartiges Buch bei dem man sich halbtot lachen kann! | ||
Name: Gast | Bewertung: (10) | Datum: 30.12.2007 02:50:06 |
Viel Handlung, keine Spannung, plattes Ende? Was für eine miese Rezension! Das Buch hebt sich zugegebenermaßen deutlich von den anderen (?) Scheibenweltromanen ab, besticht aber durch etwas, das fast im Überfluss vorhanden ist, und das die Literaturkritiker gerne "atmosphärische Dichte" nennen.
Wer von Pratchett nur lustige Unterhaltung erwartet ist selber schuld. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendwer die Rincewind- und Hexenromane nur der Witze wegen gut findet. | ||
Name: Gast | Bewertung: (10) | Datum: 06.11.2008 11:16:43 |
Also ich lese das Buch jetzt schon zum 2.Male und muss sagen es ist eines der besten die er geschrieben hat!
Ich erwarte von einem Pratchett das er mih fesselt und das ich immer weiter lesen möchte und genau das passiert be idiesem Buch. | ||