Das Buch der Elfen und Feen
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Kurz & Knapp
- Gute Übersicht über Feen in aller Welt
- Grundproblem: Diffuse Bezeichnungen
- Kaum Elfen/Elben (im Stile Tolkiens)
Mit dem Buch der Elfen und Feen werfen Ditte und Giovanni Bandini einen Rundumblick auf die bekannten Wesen der Fantasy in aller Welt. Aber halt: Hier sind wir gleich beim ersten Problem, denn Elfen und Feen sind nicht ganz eindeutig. Worüber reden die beiden tatsächlich?
Viele Feen
Feen und Elfen werden mitunter austauschbar gebraucht. Das kann man den Autoren nicht vorwerfen. Grob auseinandergestrickt dürften die meisten der Meinungen sein, Feen sind die kleinen Wesen ähnlich Schmetterlingen und Elfen oder Elben sind die Wesen im Stile Tolkiens oder der Edda. Will man verwirren, kommen noch Fae hinzu (mächtige magische Wesen im Sinne der Sidhe) sowie Feenwesen. Und die klassische Märchenfee. Für dieses Buch stellt sich daher die Frage: Was sehen die Bandinis als Elfen und Feen?
In erster Linie handelt das Buch von den "kleinen" Feen mit Flügeln und einer bunten Mischung anderer Wesen.
Mangelware: Elfen
Elfen nehmen hingegen wenig Platz ein. Sie werden nur kurz im Zusammenhang mit Zwergen erwähnt. Gerade deshalb und weil einige Spezies wie Meerjungfrauen eher selten als Feen gesehen werden dürften, kann man durchaus skeptisch sein. Trotzdem folgt die Zusammenstellung einer gewissen Logik. Denn was eine Fee oder ein Feenwesen ist, ist ziemlich diffus. Gehören Kobolde dazu? Klabautermänner? Wie heißen manche Wesen überhaupt, so ein seltsamer Wicht aus Pilzen und Wurzeln ...?
Beim gewählten Titel bleiben Elfen im Stile Tolkiens aber ein Mangelpunkt. Es wird kaum mehr vermerkt als ihre Existenz. Und ich unterstelle, dass viele Fantasy-Fans, insbesondere aus der Rollenspieler-Szene, genau dieses Bild von Elfen haben und entsprechende Wesen erwarten. Diese Erwartung kann nur enttäuscht werden.
Grundproblem: Was gehört dazu?
Damit dürfte das Buch für einen großen Teil der Elfenfreunde nicht das gewünschte bieten. Das Thema ist einfach höchst anspruchsvoll, was sich am leichtesten in einem Vergleich mit dem Drachen offenbart: Jeder weiß, was ein Drache ist. Man versuche ein Experiment, schreibe auf einen Zettel typische Drachenmerkmale und vergleiche mit einem anderen, der dasselbe tut. Die Ergebnisse werden einander ähneln.
Dann mache man das Gleiche mit Elf/Elb/Fee. Hier dürfte das anders aussehen, denn was des einen Elf ist, ist des nächsten Fee. Und die Autoren sagen hier korrekterweise, dass eine eindeutige Klassifizierung unmöglich ist. Eben wegen der Vielzahl der Bezeichnungen. In meinen Augen ist Peter Pans Glöckchen eine Fee. Nach Disney ist aber eine Elfe. Tja ...
Schwerpunkt: Alle möglichen Feenwesen
Na gut: Das Buch vernachlässigt Elben im Stiel Tolkiens. Das heißt aber nicht, dass die Schmetterlings-Feen im Mittelpunkt stehen. Denn auch Märchenfeen bekommen ihren Platz und es finden sich auch Meerjungfrauen. Die Autoren versuchen hier einen Rundumschlag, der Feensagen, Augenzeugenberichte, Forschermeinungen etc. aus aller Welt wiedergibt.
Das gelingt leider nicht so gut wie in anderen Werken des Autorenpaares, etwa dem Drachenbuch. Der Begriff an sich bleibt diffus und das kann man den Autoren eben nicht gänzlich anlasten. Günstiger wäre es vielleicht gewesen, einen klaren Cut zwischen Feen und Feenwesen auf der einen Seite und Elfen auf der anderen zu machen. Das ließe immer noch ein weites Feld, würde aber ein wenig Klarheit schaffen. So wie das Buch ist, hatte ich am Ende nicht das Gefühl, mehr zu wissen oder etwas besser (ein-) ordnen zu können.
Den Rundumschlag leistet das Buch jedoch definitiv gut. Der Leser erfährt welche Feenwesen es wo gibt, wie man mit ihnen umgeht oder sie vertreiben kann. Der Schwerpunkt sind dabei verschiedenste Feenwesen aus alten Überlieferungen. Also all jene Wesen, die in Bäumen wohnen, in Flüssen oder am Wegesrand; Wesen, die Menschen gelegentlich helfen oder ihnen schaden. Wer einen allgemeinen Überblick über die Sagenfeen aus aller Welt sucht, ist hier gut beraten.
Lektüre-Empfehlungen
Auch der weitere Service lässt sich nicht bekritteln. Der Leser findet nicht nur ein umfangreiches Quellenverzeichnis als weitere Leseanregung (22 Seiten) sondern auch eine Liste mit Internetadressen von Feenseiten. Trotz Glossar und Quellenverzeichnis eignet sich das Buch allerdings nicht als Nachschlagewerk.
Auffällig kann auch der vergleichsweise hoch wirkende Preis sein. Allerdings ist dies kein klassisches Taschenbuch, sondern ein dtv Premium mit Übergröße und stabilerem Einband. Auch 16 Farbbilder in der Buchmitte tragen zum erhöhten Preis bei.
Alles in allen ist Das Buch der Elfen und Feen für jene geeignet, die einen Überblick über das Kleine Volk der Feen oder Elfen sucht, nicht in einem bestimmten kulturellen Kontext, sondern weltweit. Das Werk der Bandinis bietet hier einen guten Überblick und zahlreiche Anknüpfpunkte für weitere Lektüre.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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