Fliegende Fetzen
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Die Beziehungen zwischen Ankh-Morpork und Klatsch konnten weitestgehend als normal bezeichnet werden. Konnten - denn nun ist plötzlich eine neue Insel im Runden Meer aufgetaucht. Prekärerweise liegt sie genau in der Mitte des Meeres und sowohl ein Ankh-Morporksches als auch ein Klatschianisches Schiff sind zugegen, um "rechtmäßige Ansprüche" zu erheben.
Der Troubel um die Insel schwillt schließlich so weit an, dass die Bürger einen Krieg fordern - auf beiden Seiten natürlich - was durch einen Mordanschlag auf einen Klatschianischen Gesandten nur noch verstärkt wird. Ersten Unruhen begegnet Lord Mumm mit seiner Stadtwache noch souverän, doch spätestens als die anderen Lords den Patrizier absetzen und die Zügel des Krieges in die Hand nehmen, sieht es düster aus.
Als auch noch eine Angehörige der Stadtwache bei Ermittlungen auf einem klatschianischen Schiff verschwindet, gibt es für Mumm nur noch eines (abgesehen davon diesen unsinnigen Krieg zu verhindern und erneut festzustellen, dass er kein Soldat ist, auch wenn er eine Uniform trägt): Dem Schiff folgen und seine Kollegin befreien.
Der Patrizier auf der anderen Seite scheint das Geschehen mehr als gelassen hinzunehmen: Immerhin verfügt er über den verrückten Denker Leonard von Quirm. Mit dessen neuester Erfindung will Vetinari sich die neue Insel einmal ansehen - und stattet bei der Gelegenheit auch gleich Klatsch einen Besuch ab, wo sich die restlichen Protagonisten zur Entscheidungsschlacht sammeln...
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten
Das Motto des Werkes ist ziemlich eindeutig mit "Krieg ist Unsinn" zu betiteln (ohne dass es natürlich den direkten erhobenen Zeigefinger gibt). Diese Einstellung findet man nicht nur in Lord Mumm wieder sondern letzten Endes auch im Patrizier - und einigen anderen. Wenn eine Insel aus dem Meer auftaucht, hat das meist einen Grund. Sogar auf der Scheibenwelt. So verwundert die Erklärung, die der Patrizier mit Leonard findet, kaum. Selbst die Tatsache, dass das Ende (zumindest der Insel) schon nach der Hälfte des Buches klar ist, nimmt keine Spannung. Das Ende IST vorhersehbar, doch wie dies bei humoristischer Literatur im Allgemeinen üblich ist, ist das WIE auch viel Interessanter.
Denn was kann der Kommandeur einer Stadtwache, der sich entschlossen weigert, eine Waffe gegen Zivilisten zu benutzen, schon gegen einen Krieg ausrichten? Zugegeben, das sind Hauptmann Karotte und einige andere Wachen mit besonderen Eigenschaften - aber da ist auch eine gewisse Kulturbarriere zwischen Ankh-Morpork und Klatsch: Wo die einen als stabil zu bezeichnen sind, sind die anderen in zahllose Stämme zersplittert, die außerordentlich gerne kämpfen... Wenn sie dazu gebeten werden, so lassen sie sich meist nicht allzu lange bitten.
Die Lösungen die Mumm (teilweise eher Karotte) findet sind wohl auch die einzig vernünftigen - ich wünschte, einige reale Konflikte könnten auf solche Art behandelt werden (wobei Karottes Lösung genaugenommen nicht wirklich frei von Konflikten ist - es lebe die Ironie!). Allgemein ist Karottes Art ein echtes Allheilmittel.
Abgesehen von der Haupthandlung gibt es natürlich auch viele andere Witze und Anspielungen, die zumeist gelungen sind. Leonard von Quirms Vorbild dürfte eindeutig erkennbar sein, ist hier noch um den Faktor "verrückter Erfinder" erweitert. Die "Sondermission" des Patriziers für Nobby und Colon hat kein solches Vorbild, aber die Interpretation der beiden - und insbesondere Nobbys Kommentare - sind einfach zum Schießen.
Fraglich finde ich einige (Nicht-)Übersetzungen: Lord als deutsches Wort zu akzeptieren ist Standard, aber wieso bleibt "Lord Rust" "Lord Rust"? "Lord Rost" wäre meines Erachtens keine große Übersetzung gewesen und auch angemessen. Allerdings ist solches in Anbetracht des seltenen Auftretens nur eine Kleinigkeit, zu der man zudem geteilter Meinung sein darf. Gründlich daneben ging jedoch die Übersetzung eines Wortspiels das einfach nur im Englischen funktioniert und im Deutschen bei mir bis zur Rückübersetzung nur die Verwirrung förderte: "Denephew" statt "Denice" weil es einen Jungen statt ein Mädchen zu benennen galt (engl "niece"=Nichte; "nephew"=Neffe) ist dort noch rückkonstruierbar, aber im Deutschen "Deneffe statt Denichte"...
Verzeihung, aber da hätte man es meines Erachtens besser ganz streichen sollen. Eine sinnvolle Übersetzung gibt es einfach nicht. Anhand dieses Beispiels dürfte auch klar sein, dass zwischen englischer und deutscher Ausgabe der ein oder andere Witz verloren ging. Nett hingegen ist die übernommene "geschwungen-schnörkelige" Schriftart für das Klatschianische.
Letzten Endes gefielen mir einige andere Scheibenwelt-Romane besser, aber für Kurzweil sorgt dieser ebenfalls zur Genüge.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- "Ich bin kein Soldat."[...] "Nun, Kommandeur, der Helm und die Rüstung und so... es läuft doch auf das Gleiche hinaus, oder?" "Nein."
- "Inzwischen habe ich den dummen Idioten ganz gut drauf, nicht wahr?[...] Ich muss mich dabei nicht einmal anstrengen." "Bemerkenswert."
- "Ein Fußball eignet sich gut dazu, Frieden zu stiften. Äh... stimmt etwas nicht, Herr Kommandeur?"
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