Matrixfeuer
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Matrix-Feuer ist eine Anthologie von Shadowrun-Geschichten, die unter anderem im Rahmen eines Wettbewerbs im Internet (dessen Nachfolger die Matrix ist) entstanden. Sechs der sechzehn Geschichten gehören zu diesen, die verbleibenden stammen von teils bekannteren Autoren.
Die erste Geschichte, Rika, von Maike Hallmann kann ich eigentlich nur mit einem "Hä? Und was soll das?" kommentieren. Irgendwie komme ich mir vor, als ob mir der Hintergrund fehlt. Der Hauptcharakter agiert einfach nur unlogisch (vielleicht, wenn man ihn als psychopathischen Killer sieht... ich kann ihm nichts abgewinnen), dennoch vom Prinzip her kein schlechter Ausdruck. (3)
"Hunger" von Anja Brandel und Alice Lengauer ist da schon besser und erzählt eine kurze Episode aus dem Leben eines Straßenkindes, das an einen ehemaligen Arzt mit ganz eigenen Problemen gerät; gegen Ende nur ein wenig offensichtlich und ziemlich naiv. (6)
"Kontakt" von Christian Jentzsch handelt von eben diesem. Ein Sicherheits-Decker von Daimler Benz lernt eine Frau kennen und will sie natürlich unbedingt Treffen. Schon bei dieser Beschreibung ist das Ende mehr oder weniger klar In jedem Fall nerven zigfache Wiederholungen. Herrjeh! Irgendwann weiß ich, dass DB in Untertürkheim ist - es ist bedeutungslos - und habe gemerkt, wie sehr er den Kontakt treffen möchte. (4-5)
In Olka Hallwasz' "Nachtschicht" wird wie so oft ein Shadowrun thematisiert - diesmal allerdings aus Sicht der konzerneigenen Wachmannschaft. Durchaus gelungen, die Figuren wirken authentisch und die Episode hat genau die richtige Länge (8)
Markus Heitz schrieb "Methan-Bolismus". Was bei einem hypernervösen Troll herauskommt, der unter enormen Blähungen leidet und mit einem Runner-Team in einem Kleintransporter sitzt, kann sich jeder denken... Einfacher Humor, leichte Lektüre, anspruchslos. (7)
"Verbrannte Finger" holen sich die Neon-Brüder. Die beiden wagen sich in Christian Michael Riessleggers Geschichte an die Daten einer Politikerin, und kommen sogar durch Massen aus Eis - haben damit jedoch weitaus mehr Probleme als wenn sie gescheitert wären. Als Post in der Schattenmatrix geschrieben, in österreichischem Deutsch. (7-8)
André Wieslers Protagonist hat "lieber Arm dran" - auch wenn dieser manchmal macht, was er will. In jedem Fall steht Max vor dem Aus: Schulden, keine Aufträge, kein Geld. Der Auftrag einer offensichtlich Verrückten aber Reichen kommt ihm da sehr gelegen. Mitunter zumindest kurzzeitig unverständlich. (Ich hatte keine Ahnung, was durchgecheckt wird und dachte das Auto.) (7)
"Rose" von Thomas Palmen schildert den stressigen Tag eines Konzernmanagers und sein langsam in den Ruin gehendes Familienleben (samt obligatorischer Paranoia) - mit knalligem aber nicht gänzlich unerwartetem Ende. (7)
Florian Schlüter wartet mit "Holometabolie" auf - einer Geschichte mit der ich wenig bis gar nichts anfangen kann. Einer macht mit Freundin Schluss, diese will sich rächen, stirbt, Schreiber ist verzweifelt. Die Gegenwart als Zeit wirkt zwar drängend und die Adressierung an die Verstorbene ebenfalls, aber Begeisterung oder Spannung fehlt mir hier. (3)
"Kein großer Verlust" entsteht in der Geschichte von Simon Möller, die kaum mehr ist als ein zweiminütiger Ausschnitt aus dem Leben zweier Orks - so schnell geht es bisweilen. Die leichte (absichtliche!) Beschränktheit im Ausdruck deckt sich passend mit dem Vokabular. Länger dürfte sie aber auch nicht sein. (6-7)
Für Lara Möller gilt: "Timing ist alles". Ebenso für die Runner, die sich als Reinigungsfirma in ein Konzerngebäude einschleichen. Wie man sich denken kann, wird der Plan natürlich gestört - durch nichts geringeres als den Drachen Lofwyr. Einerseits interessant, andererseits nur übliches einerlei - in jedem Fall horrend viele Grammatik- und Rechtschreibfehler. (6)
"Mjölnir" heißt Peter Mertens Geschichte, nach dem Hammer des Donnergottes Thor. Hier ist Mjölnir jedoch der neueste Part der Ausstattung eines Riggers, der einen Auftrag bekommt, der etwas brisanter wird, als er es sich vorstellte. Schön und gut. Recht farbig geschildert, doch der Protagonist verkommt zum Superman, der alles schafft, obwohl er Fehler macht. Spannung fehlt und kann auch nicht durch schöne Kulissen ersetzt werden. (6)
"In Poseidons Armen" drohen die Leibwächter der Bürgermeisterin in Markolf Hoffmanns Geschichte zu landen, denn jene war so verrückt, sich mit einigen Piraten des Klabauterbundes einzulassen. Natürlich wurde sie als Geisel genommen. Zu allem Überdruss ist Hapag-Lloyd darauf aufmerksam geworden und auch wenn ihnen das mit Sprengstoff versehene Gebäude gehört scheinen sie sich eigentlich nur einen Vorwand für einen Angriff zu suchen. (7)
Marion Lohe führt den Leser durch die "Geisterstunde". Ein Ork hört plötzlich eine Stimme in seinem Kopf und unterhält sich sogar mit ihr, während er einen verschwundenen Jungen sucht - schon seit einiger Zeit verschwinden junge Orks und werden grausig verstümmelt wieder gefunden. (7)
"Der Todesbote" droht den Protagonisten von Stefan Sumsers Geschichte zu holen, als er nach schwerer Krankheit plötzlich inmitten seiner toten - ermordeten - Kameraden aufwacht. Gut geschrieben, das Ende erst kurz vorher ersichtlich. (8)
Maike Hallmann begann das Buch und beendet es auch - mit den gleichen Charakteren. Diese Geschichte ist deutlich besser, ergibt Sinn, wenn sie auch viel zu vorhersehbar ist... (6-7)
Fazit: Schön gewesen wäre ein Glossar der "Fachbegriffe". Wer gerne Kurzgeschichten und Shadowrun liest, darf zugreifen. Genialität sollte er jedoch nicht erwarten.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- hier bin ich, dein diener, dein ergebener diener, bin dein, bin dein, lass mich mit meinen strömen deine feinde ertränken, bin dein, lass mich mit meinen wellen das land brechen, das holz bersten...
- Oder er war einfach damit beschäftigt, tot zu sein. Auch das soll, so hört man, einen Menschen vollauf in Anspruch nehmen.
Diese Rezension bewerteten 6 positiv und 2 negativ. (9066 Leser bisher.)
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