Seasons of the Storm – Gaias Gefangene
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Kurz & Knapp
- Interessante Idee
- Ungereimtheiten
Jack stirbt. Und das könnte es sein. Doch nach dem Unfall auf einer vereisten Skipiste erhält er eine Wahl: sterben oder als Verkörperung einer Jahreszeit weiterleben. Jack entscheidet sich, ein neuer Winter zu werden. Fortan tötet er jedes Jahr den Herbst und wird seinerseits vom Frühling getötet. Dennoch verliebt er sich in eben jenen Frühling Fleur. Wie die anderen Jahreszeiten war sie eine Jugendliche, die vor diese Wahl gestellt wurde. Nicht nur Jack kommen zunehmend Zweifel an diesem System. Einige Dinge passen nicht zusammen. Aber können Jahreszeiten zusammenarbeiten, die einander töten müssen, um selbst zu bestehen?
Das Buch erhält 6-7 von 10 Punkten.
Gaias Gefangene hat ein interessantes Konzept. Zunehmend fand ich darin jedoch Lücken und Ungereimtheiten. Die eigentliche Story ist eine klassische Flucht, in der einzelne Figuren ihre Kräfte entdecken und kombinieren. Dabei entfalten sie sich aber leider nicht wirklich, bleiben stattdessen blass. Schade: Die Umsetzung bleibt hinter der Idee deutlich zurück.
Interessantes Konzept: Verkörperte Jahreszeiten
Auf Winter folgt Frühling folgt Sommer folgt Herbst folgt erneut Winter. So schreitet das Jahr voran. In diesem Universum haben die Jahreszeiten Verkörperungen – und nicht nur eine, sondern eine andere Verkörperung in jeder Region.
Intuitiv passend: Je nach ihrem Gebiet auf der Welt sind diese Verkörperungen stärker oder schwächer – der Winter in Alaska ist nun einmal härter und länger als in der Sahara. Zudem sind die Verkörperungen Jugendliche, die so ein zweites Leben bekommen haben.
Das Konzept fand ich sehr interessant. Leider dauerte es nicht lange bis ich zunehmend Lücken und Ungereimtheiten fand. Der Fairness halber muss ich dazu sagen, dass dies auch ein wichtiger Punkt der Handlung ist: Es kann einfach nicht alles so stimmen, wie es zunächst gesagt wird. Allerdings fiel mir einiges mehr auf als thematisiert wird.
Dabei stört es mich nicht sehr, dass Chronos und Gaia kaum etwas mit ihren griechisch-titanischen Namensgebern gemein haben. Allerdings frage ich mich durchaus, warum diese Namen gewählt wurden – Assoziationen folgen doch nahezu zwangsläufig?!
Halb damit verbunden: Wohin will die Handlung eigentlich? Griechische Mythen gibt es nicht; Urban Fantasy ist von Anfang an da; und nebenbei tauchen einige Science-Fiction-Elemente auf. Letztere störten mich, passen aber doch einigermaßen.
Flucht und Rebellion
Apropos Handlung: Will man ungnädig sein, ist die Handlung geradezu banal. Die Figuren sind unzufrieden mit dem Stand der Dinge. Hinzu kommen persönliche Gefühle: Ein Frühling und ein Winter verlieben sich. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, um den normalen Kreislauf zu durchbrechen.
Das ist im Grunde schon die erste Ungereimtheit – denn wenn das geht, dann sind die personifizierten Jahreszeiten ja gar nicht notwendig um die Jahreszeit in der Welt zu steuern. Aber dazu später mehr.
Es folgt die klassische Geschichte einer Flucht mit Kampf gegen einen in jeder Hinsicht überlegenen Gegner. Das bringt eine flotte Handlung mit immer neuen Konflikten. Die Teenager-Protagonisten lernen dabei, ihre übernatürlichen Fähigkeiten besser und gemeinsam einzusetzen. Allerdings kommt die Figurenentwicklung dabei nicht mit.
Charaktere: zu wenig Platz
Denn vieles wirkt einfach gesetzt. Die Liebesgeschichte(n) ist von Anfang an da. Dass ein komplettes Set von Jahreszeiten samt Administrationen (Helfern/Betreuern) im Zentrum steht, passt – vier Jahreszeiten und ihre Helfer. Aber mit diesen acht Figuren waren es zu viele. Ich konnte zu keiner eine wirkliche Verbindung aufbauen. Ihre nach und nach angerissenen Hintergründe waren interessant – aber nicht genug, eben nur Facetten und Andeutungen. Selbst das Finale ließ mich eher kalt – und der angehängte Epilog missfiel mir sogar.
Nicht jede der acht Figuren ist auch Perspektivfigur – es stehen klar der Frühling Fleur und der Winter Jack im Mittelpunkt. Die Sichtweisen unterscheiden sich jedoch nicht übermäßig und die Details der anderen Figuren habe ich ebenso wie ihre Namen schon vor der letzten Seite wieder vergessen. Sie hatten nicht genug Raum um irgendwie in Erinnerung zu bleiben.
Ungereimtheiten
Zugegeben braucht man nicht immer Figuren, an die man sich noch nach Jahren erinnert. Insbesondere bei einer flotten Geschichte könnte es egal sein (selbst wenn diese sich im zweiten Drittel etwas zieht) – hier liest man auch gerne über Dinge hinweg, schaut nicht ganz so genau hin. So ging es mir zu Anfang mit Gaias Gefangene. Aber das hielt nicht an. Denn wäre ich beobachtet worden, hätte man immer öfter eine gerunzelte Stirn gesehen: Einiges machte für mich keinen Sinn, konnte so nicht funktionieren.
Nehmen wir das erwähnte Beispiel: Wären die Figuren wirklich ihre lokale Jahreszeit, müssten sie doch ausblieben, wenn sie fliehen. Und falls nicht, warum müssen sie dann jedes Jahr in ihr Gebiet um getötet zu werden? Aber auch im Kleinen: Wenn die Jahrszeiten drei Viertel des Jahres quasi gefangen gehalten werden, warum gibt man ihnen dann Geld? Geld, das eigentlich nur für Bestechung und Schmuggel verwendet wird, also genau das, was man in dieser Umgebung nicht haben will. Und es fällt nicht einmal auf. Und wird auch nicht thematisiert.
Auch als Leser darf man es nicht hinterfragen. (Natürliche) Balance ist ein beliebtes Subjekt in der Fantasy und intuitiv erfassbar: So sind die Dinge; so müssen sie sein. Geschichten erklären solche Zusammenhänge. Die grundsätzliche Idee mit den Jahreszeiten versteht daher auch jeder – und weil man weiß, wie ein Jahr abläuft, passt es. Zunehmende Lücken in den Erklärungen könnten so auch Teil der Geschichte sein und einen neuen Blick eröffnen. Genau das geschieht aber nicht und für mich blieben es Lücken in einer interessanten Idee.
Diese Lücken vermiesten mir letztlich auch den Roman. Schade, denn die Idee gefiel mir sehr gut. Zu blasse Figuren, eine stellenweise etwas gezogene Handlung und vor allem viele Ungereimtheiten bedeuten für mich, dass ich diese Reihe nicht weiterverfolge.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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