Die Rückkehr der Zwerge 2
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Kurz & Knapp
- Erfüllt meine Erwartungen nicht: Wenig Bezug zum Alten
- Neuer Start mit neuen Figuren
- Gut erzählt
Nachdem Tungdil Goldhand erneut unansprechbar wurde, lag es an Goïmron eine Entscheidung zu treffen - und seine Entscheidung im Namen des alten Helden gefiel nicht jedem. Vielleicht verhinderte sie Probleme, vielleicht schuf sie welche; so oder so gibt es genug Schwierigkeiten. Denn neben den sich einigelnden Brigantinern schmieden auch die Albae Pläne und die Orks haben einen neuen, mächtigen Anführer gefunden. Währenddessen sind die Bewohner des Geborgenen Landes alles andere als in ihren Zielen vereint.
Das Buch erhält 7- von 10 Punkten.
Im Grunde könnte ich meine Kritik in wenigen Sätzen zusammenfassen: Ich versprach mir bei der Rückkehr der Zwerge eine Verbindung zum Alten, äußerte diesen Wunsch/diese Hoffnung auch beim ersten Teil. Dies wird nicht erfüllt. Das genaue Gegenteil geschieht. Es bleibt eine handwerkliche gute Geschichte, die meine Erwartungen aber enttäuscht.
Meine Erwartungen
Heißt ein Buch Die Rückkehr der Zwerge und wird es als Fortsetzung der Reihe beworben, so erwarte ich ... nun ja: eine Fortsetzung. Anknüpfungspunkte, das Aufgreifen der alten Handlung. Das äußerte ich auch beim ersten Teil dieser Rückkehr und hoffte, dass es in diesem zweiten Teil mehr und weitere Bezüge geben wird.
Ich wurde enttäuscht.
Hier springe ich direkt ans Ende des Buches. In seinem Nachwort führt Markus Heitz aus, dass er die Geschichte um Tungdil für zu Ende erzählt hält. Es müsse neue Helden und neue Geschichten geben. Diese erzählt er dann auch - oder beginnt damit. Natürlich ist immer noch das Geborgene Land der Handlungsort. Aber die Anknüpfungspunkte sind gering. Selbst Tungdil Goldhand könnte man ohne große Änderung streichen.
Genau das stört mich. Ich finde es sogar etwas unehrlich, dieses Buch als Fortsetzung zu präsentieren. Damit tut es sich selbst keinen Gefallen, denn ich erwartete stets einen Rückbezug, ein Verweben mit damaligen Geschichten. All das fehlt aber. Ohne diese Erwartung, ohne Einsortieren in die Zwerge-Serie sondern mit bewusster Zäsur und einer "Neue Zwerge"-Reihe hätte ich den Roman womöglich anders gelesen.
Nicht eine Geschichte, sondern viele
Es bleibt damit eine ungünstige Vorprägung. Aber auch ohne ihn als Fortsetzung zu sehen, habe ich einige Probleme mit diesem Roman. Markus Heitz eröffnet zahlreiche Handlungen mit den neuen Figuren. Sie werden nicht abgeschlossen, spielen teils an unterschiedlichen Orten und bleiben für zukünftige Geschichten offen. (Da ist es erneut: Für die Zukunft - dort, wo ich mir mehr aus der Vergangenheit wünschte!)
Dabei bleibt der größere Zusammenhang sehr vage - es passieren halt Dinge gleichzeitig. Die einzelnen Handlungen bleiben wie die Figuren eher seicht. Bei jenen reduziert sich das oft auf eine markante Eigenheit über die hinaus mir wenig in Erinnerung blieb. Goïmron ist der Zwerg, der das Buch fand. Der andere da raucht andauernd. Und den Namen des Schnösel-Möchtegern-Magus habe ich ebenfalls vergessen. Die Seezwerge haben halt ein U-Boot.
Einige dieser Handlungen kommen am Ende zusammen, aber doch nur teilweise. Albae, Zwerge, Orks - sie scheinen weiter ganz unterschiedliche (und weiterhin unklare) Ziele zu verfolgen.
Diese Unklarheit trägt vielleicht zu einem weiteren Problem bei: Oft schien es mir so, dass die Hauptfiguren (soweit man sie so nennen mag) nicht agieren, sondern dass stets etwas passiert und sie nur darauf reagieren. Das ist manchmal interessant und kann die Handlung voranbringen. Zusammen mit den vielen Perspektiven fehlte mir aber eine einigermaßen klare Linie.
Erzählstil: Handwerklich gekonnt
Dabei ist Markus Heitz handwerklich-stilistisch wenig vorzuwerfen. Schreiben kann er ebenso wie Spannung aufbauen, die mich oft zum Weiterlesen bewegt. Über einige inhaltliche Dinge bringt mich dies jedoch nicht hinweg.
Beispiel Magie: Zur Zeit der Handlung versteht sie keiner mehr so richtig und sie löst viele Dinge. Gerade hier wäre doch ein Ansatz gewesen, die Vergangenheit der eingesetzten Artefakte zu ergründen. Dies bleibt jedoch vollkommen im Dunklen - die Artefakte sind einfach da und funktionieren irgendwie. Selbst ein Artefakt, das Goïmron schon im vorigen Roman fand, ist einfach da. Es bringt wenig mehr als einen weiteren Plotpunkt für die Zukunft, bietet innerhalb der Geschichte einfach Macht und wird eingesetzt. Dies fällt gerade deshalb ins Gewicht, da Magie und Kampf für einen Heitz relativ viel Raum einnehmen.
Breiter ausgedrückt wirkt Die Rückkehr der Zwerge 2 auf mich ost wie Mainstream-Fantasy. Die vielen verschiedenen Plots sind irgendwie alle bekannt und sie laufen manchmal schon zu flüssig ab. Von ihnen blieb nicht viel bei mir hängen. Bei einigen frage ich mich schon, wie es weitergeht, verspüre jedoch keinen sonderlichen Enthusiasmus. Das macht mir die Bewertung insgesamt sehr schwer: Das Lesen ist flüssig, macht durchaus Spaß - aber direkt danach folgt ein "Keine Antworten Haben" - und das verleidet mir eine Geschichte, die ich sehr gerne gemocht hätte.
Alles offen - Weltweiterbau?
Denn dieser Punkt ist es wert, noch einmal gesondert herausgestellt zu werden: Am Ende sind mehr Fragen offen als beantwortet. Es sind viele Handlungen begonnen, aber fast alle in der Schwebe und ohne konkrete Andeutung der Fortführung. Diese kommen wohl in zukünftigen Büchern.
In diesem Buch bleibt offen, wohin dies führen soll: Tungdils Plan fürs Geborgene Land - gibt es ihn überhaupt? Die Prophezeiung der Orks; die Albae und der eine Alb, die Dienerin der getöteten Drachin, die Brigantiner, der Möchtegern-Magus, die Dritten, Goïmron ... die Liste ist nicht abgeschlossen! Und jede einzelne Fraktion könnte vermutlich genug für einen eigenen (Kurz-) Roman hergeben. Vielleicht ist genau das der Plan, dem ich dann aber nur lauwarme Gefühle entgegen bringe.
Traurig-ironisch am Ganzen ist dann erneut, dass es so gut wie keine Hintergründe gibt. Die Welt, die mit dem Geborgenen Land schon existiert, wird nicht weiter ausgebaut. Wie sich Auseinandersetzungen und Gesellschaft entwickelten, bleibt weiter ungesagt. Das ist für mich eine Lücke. Der Weltenweiterbau fehlt - im Wesentlichen ist dies eine neue Welt mit vagen Bezügen zu einer vorherigen.
Möchte man dies positiv sehen, dann beginnt dieser Weltenweiterbau mit den zahlreichen neuen Charakteren. Mit einer anderen Erwartung meinerseits bin ich mir auch recht sicher, dass ich den Roman anders wahrgenommen hätte. Denn ich hatte mich auf neue Zwerge-Romane gefreut. Bekommen habe ich stattdessen viele begonnene Geschichten und Figuren zu denen ich keinen wirklichen Bezug entwickelte.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
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