Gefallene Helden
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Kurz & Knapp
- Ungekennzeichneter Reihenauftakt
- Zu viele unklare Handlungen/Perspektiven
- Beschreibend-Deklarierender Stil
Mathias ist der geborene Held - und der prophezeite Erlöser, der allein die Welt retten kann. Als er dies erfährt, zieht er begeistert in sein erstes Abenteuer. Und sein letztes, allzu kurzes. Während andere verzweifeln, nimmt sich der Forstmann Aaslo der Aufgabe seines besten Freundes an, denn einfach aufgeben kommt für ihn nicht infrage.
Das Buch erhält 6- von 10 Punkten.
Gefallene Helden beginnt mit einer interessanten Idee, verwässert sie aber: Zu viele Fäden führen zu einer wirren Geschichte ohne klares Ziel, die nur deshalb voranschreitet, weil sich alles passend fügt. Auch die Charaktere sind oft schablonenhaft und der Stil gefällt mir einfach nicht.
Die Hoffnung stirbt zuerst
Prophezeiungen sind in der Fantasy nicht neu, geradezu Standard. Manchmal sind sie platt, manchmal setzen sie einfach die Handlung in Gang, selten bieten sie etwas Neues. Dass der prophezeite Held nach wenigen Seiten stirbt, ist definitiv neu. Noch ungewöhnlicher ist, dass nicht nach einer alternativen Auslegung gesucht wird, sondern Verzweiflung herrscht und die Katastrophe vertuscht wird.
Als Leser fand ich den Niedergang nicht ganz so zwangsläufig. Und auch Aaslo setzt die Mission seines Freundes fort. Ist nicht das schon ein Ansatz, die Prophezeiung anders auszulegen? Ich denke schon - spätestens wenn man berücksichtigt, dass Mathias nicht komplett verschwindet.
Hauptfigur interessant - aber Schablone
In einer klassischen Geschichte wäre Mathias der Held. Hier ist es Aaslo und ihn fand ich deutlich interessanter. Der Forstmann ist selbst als Antiheld ungewöhnlich. In den meisten Geschichten wäre er ein kurz auftauchender Helfer. Er will seinen Wald nicht verlassen, ist zurückhaltend und praktisch veranlagt, äußert simple Weisheiten und tut stoisch, was andere nicht tun wollen aber trotzdem getan werden muss. Für andere ist er so etwas wie ein exotisches Tier.
Trotzdem wirkt Aaslo unvollständig. Dass er nicht so recht in die Welt und Gesellschaft passt, macht ihn auch reizvoll. Allerdings trifft er immer die richtigen Personen, tut immer das Richtige, so dass sich das nächste Problem löst. Das ging mir alles zu glatt.
Manchmal lockern solche Begegnungen die eher düster-bemühte Gesamtstimmung mit Humor auf. Das beginnt mit Mathias - oder vielmehr Mathias' Kopf und dessen leicht bissigen Kommentaren. Diesen fand ich auch aus anderer Hinsicht gelungen: Sind es Wahnvorstellungen? Überlegt Aaslo unterbewusst, was Mathias ihm raten würde? Oder ist da doch mehr dahinter? Das frage ich mich auch beim Pferd Trottel, dessen Name einerseits passt, andererseits jedoch ... Weitere Figuren fügen füllen Standard-Rollen und bleiben mir nicht im Gedächtnis.
Unmotivierte Perspektiven
Die meisten dieser Figuren steuern auch keine Perspektive bei. Anderes schon - leider. Denn diese zusätzlichen Perspektiven tragen zur Überladung der Erzählung bei. Ihre Wechsel sind zudem oft abrupt und springen sogar in die Mitte zentraler Szenen.
Damit könnte ich leben, wenn es selten vorkäme. In der Summe finde ich es konfus. Worum geht es? Wie funktioniert diese Welt? Worum geht es? Ach so: Eigentlich sollte ich nicht Welt sagen, sondern Welten. Denn zu den Menschen gesellt sich eine "Schnitterin" mit unklarem Hintergrund. Sie fungiert als Schnittpunkt zu den Göttern. Und diese haben die Prophezeiung und den Krieg ausgelöst - auf dieser einen Welt von vielen, die also eigentlich ziemlich egal ist. Das entwertet das gesamte Bemühen des "Helden".
Überladene Geschichte(n)
Womöglich hat die Autorin einen größeren Plan. Mir zeigt er sich nicht. Wo soll das hingehen mit Göttern, anderen Welten, Magiern und allerlei angedeuteter Dinge und Orte? Die Vielzahl einzelner Teile entwertet sowohl das Ganze als auch die einzelnen Teile.
Dies finde ich besonders schade, da sich einige Dinge erfreulich logisch fügen und nicht einfach nur passieren: Der Todesgott zieht Kraft aus dem Sterben und ist daher sehr an vielen Toten interessiert. Der Kriegsgott unterstützt ihn wiederum nur, wenn es einen guten Krieg gibt, denn daraus schöpft er Kraft. Die Schöpfungsgöttin wirkt hingegen eher pikiert - klar, Schöpfen gegen Zerstören. Aber hier wird es wieder undurchsichtig: Sie scheint eigene Pläne zu haben - die absolut unklar bleibe. Spätestens zu viel wird es mit dem Gott der Prophezeiung und einem Gott der Virilität. Keine Ahnung, warum sie überhaupt auftreten. Gibt es wenigstens eine klare Verbindung zu Aaslo? Nur eine vage. Zudem wirken die Götter gleichzeitig mächtig und doch machtlos: Sie greifen einerseits ein, schauen dann aber nie, was passiert, sondern verlassen sich auf den Bericht der Schnitterin. Vielleicht ist das Ganze also doch egal. Das sind fast auch die Fäule und die "Bösen", die kaum richtig in Schwung kommen.
Serienauftakt
Ach ja, ich habe es noch gar nicht erwähnt: Dies ist der erste Band einer Reihe. Das ist aber nirgends erkennbar. Nicht auf dem Cover. Nicht auf dem Buchrücken. Nicht in den Texten, die das Buch bewerben. Das mag einige Punkte erklären. Ich nehme es der Werbung trotzdem übel: Ich erwartete keine Reihe, ich erwartete einen abgeschlossenen Roman.
Nicht besser macht es, dass der Cliffhanger für mich ein Rohrkrepierer war und das Finale ziemlich mau. Den abschließenden Worten Aaslos begegne ich mit Schulterzucken: Ja, ist seit ein paar Seiten klar. Schon zuvor tauchen "Alben" auf, geben Macht, lösen alle aktuellen Probleme und deuten auf einen Preis in der Zukunft. Eine billige Deus ex Machina und noch ein Fremdkörper in dieser Welt. (Wenn ich denn das Gefühl hätte, dass es irgendeine Konsistenz gäbe.)
Vielleicht zeigt dieser Schluss aber auch nur zwei zentrale Probleme im Zeitraffer: Aaslo findet immer sofort eine Lösung; und die Autorin macht noch einmal etwas Neues auf, das keinen Bezug zum Vorherigen hat. Insgesamt kam die Geschichte für mich nie richtig in Schwung.
Beschreibender Stil
Ein weiteres generelles Problem mit diesem Roman ist der Stil. Ich mag ihn nicht. Kel Kade wechselt nicht nur unmotiviert zwischen Figuren, sie verfällt auch ins Beschreiben und Deklarieren, zeigt nur selten, dass sie es anders kann. Selbst Kampfszenen können mich nicht packen. Andere Szenen dienen offensichtlich nur dazu, die Gegner als eindeutig böse festzuhalten - eine Motivation bekamen sie nie. Ein Beispiel zum Stil:
Dieser Zwang und die Schicksalsgöttinnen sind im Übrigen kein Rückbezug, der erklärt wurde. Warum Myropa eine Schnitterin ist oder gezwungen wurde, bleibt unklar. Zum interessanten Rätsel wird sie aber nicht - nur eine Figur unter vielen.
Ich komme den Figuren nicht nahe. Bei Aaslos mag das noch sein Gemüt und seine generelle Distanziertheit widerspiegeln und passen. Für die gesamte Erzählung ist es jedoch hinderlich. Es fehlen Power und Verve. Oft wird der nächste Perspektivwechsel langatmig, die Handlung langweilig. Tatsächlich legte ich das Buch mehrfach zur Seite.
Das ist schade. Denn: Die eigentliche Idee, dass die rettende Prophezeiung zu Beginn vereitelt wird fand ich interessant. Der Stil und die Ausschweifungen in sehr viele Richtungen haben mir diesen Roman jedoch verlitten. Er packt mich nicht; ich weiß nicht, wo die Geschichte hin will und das ist selbst am Ende nicht anders.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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Leseprobe
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