Scholomance - Tödliche Lektion
bei
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
(4) | ||
(1) | ||
(1) | ||
(0) | ||
(4) | ||
(4) |
Kurz & Knapp
- Herrliche, düstere Atmosphäre - Zauberschule mal anders
- Prämisse etwas schwer zu akzeptieren
Scholomance ist eine Magierschule. Aber keine, in der man Freunde fürs Leben findet: Mit Glück kommt man mit dem Leben davon. Die Chancen dafür sind ungleich verteilt zwischen Habenichtsen und den Kindern reicher Enklaven. Auch Galadriel, genannt El, ist auf dieser Schule. Zwar kommt sie aus keiner Enklave, ist aber eigentlich gut gerüstet, denn sie hat ein Penchant für Massenvernichtung. Damit hätte sie keine Probleme, alle Monster der Schule auf einmal auszulöschen. Und alle Schüler gleich mit. Im Gegensatz zu vielen dieser hat El aber Skrupel und ist einfach keine böse Malefizerin. Andere haben es da viel leichter, etwa der Schulstar Orion Lake, Enklavenkind und nahezu täglich Retter eines x-beliebigen Schülers, der sogar Kraft aus diesen Heldentaten zieht. Aber persönlich bringt ihn dies auch kaum weiter, denn letztlich gibt es aber nur zwei Wege aus der Scholomance: die Abschlussprüfung oder den Tod.
Das Buch erhält 8-9 von 10 Punkten.
Schaut man sich eine Zauberschule wie Hogwarts an, ist diese schon erstaunlich gefährlich. Denn mal ehrlich: Wie normal sind die ganzen Monster und Vorkommnisse? Die Scholomance setzt hier noch eins oben drauf. Sie ist aktiv tödlich und eine nicht allzu kleine Verlustrate unter den Schülern einkalkuliert. Akzeptiert man diese Prämisse, wird man durch eine herrlich düstere Schule und eine überaus genervte Protagonistin bestens unterhalten.
Tödliche Zauberschule
Die Geschichte beginnt mit Galadriel/El als Ich-Erzählerin. Und es geht ohne großen Auftakt zur Sache. Die Scholomance lässt auch überhaupt keine Zeit fürs Ausruhen. Denn hierher gelangen alle zauberkundigen Kinder, um ausgebildet zu werden. Wer jetzt an Lehrer und Hogwarts denkt, liegt vollkommen falsch. Lehrer gibt es nicht; das Gemäuer sorgt für den Unterricht. Das Wohlergehen der Schüler steht allerdings auf keiner Liste von Annehmlichkeiten. Was für eine Liste soll das überhaupt sein? Hier wäre man schon froh, wenn man wüsste, dass das eigene Zimmer sicher ist!
Dabei scheint der Unterricht an sich mitunter willkürlich und sadistisch. Fächer und Aufgaben werden zugeteilt; ein falscher Wunsch und plötzlich sitzt man vor schwerem Lernmaterial mit fragwürdigem Nutzen. Wechseln? Ist nicht!
Die Schule selbst ist ein konstanter Quell von Gefahren. Wer am falschen Ort oder nicht rechtzeitig in seinem Zimmer ist, wer Pech hat und zum falschen Zeitpunkt einen Schrank öffnet, der wird schnell von einem der vielen Monster gefressen. Sich auf seine Mitschüler zu verlassen, wäre ebenfalls kein guter Rat - denn diese könnten sich als böse Malefizer herausstellen und dir deine Kraft aussaugen.
Von der Welt abgeschottet
Es ist schwer vorstellbar, dass eine solche Schule mit 40 % Überlebensrate die beste Alternative ist und sich die Chancen des Zaubernachwuchses solcherart erhöht haben. Eine solche Welt kann ich mir schwer ausmalen. Diese Prämisse muss man einfach akzeptieren. Mir diese Welt vorzustellen - damit habe ich echte Probleme. Glücklicherweise kann ich das meist ausblenden.
Typisch für eine Zaubererschule ist diese vom Rest der Welt abgeschottet. Das gilt gleichfalls für die Welt der Zauberer gegenüber den normalen Menschen, die diese gar nicht wahrnehmen. Warum normale Menschen nicht von Monstern bedroht werden, ist ebenfalls nachvollziehbar erklärt. Mindestens in diesem Sinn folgt die Autorin einer nachvollziehbaren Logik zwischen Magiern und Monstern, die ich hier nicht vorwegnehmen will.
Insgesamt erfährt man aber nur wenig über die Welt außerhalb der Scholomance und die Gegebenheiten muss man schlicht akzeptieren - wobei sie durchaus interessant und anders sind als die typischen Fantasywelten.
Legt man aber besonderen Wert auf realistisch glaubwürdigen Weltenbau, muss man hier Abstriche machen oder zumindest Lücken akzeptieren, die vielleicht später erklärt werden. Intern ist der Aufbau nachvollziehbar logisch. Zum Finale hin gibt es sogar einen Twist, der sich bei genauem Nachdenken fast zwangsläufig aus den vorherigen Handlungen ergibt.
Stimmung: Düster
Es dürfte kaum überraschen, dass dieser Roman recht düster ist: steter Überlebenskampf, Monster überall, eine Protagonistin mit der Spezialität Massenvernichtung. Die stete Gefahr ist dabei durchaus auch kurios; der Sarkasmus und die Abwehrhaltung Galadriels passen.
Indirekt nimmt Scholomance dabei auch andere Zauberschulen auf die Schippe. Direkte Anspielungen an bestimmte Schulen gibt es zwar nicht, aber es dürfte nahezu unmöglich sein, nicht an vergleichbare Schulen zu denken. Dort kommt es immer wieder zu "Unglücken" oder Vorfällen. Hier wäre es unnormal, wenn niemand stürbe!
Naomi Novik gelingt es dabei, die Schrecken plastisch darzustellen. Sie greift nur selten auf bekannte Monster und Fabelwesen zurück, sondern erschafft neue. Dass diese gelegentlich ungreifbar sind, trägt noch zur angespannten, unsicheren Atmosphäre bei. Wer weiß schon, was für ein tödliches Vieh in der Materialkiste oder der eigenen Matratze lauert?
Humor bleibt trotzdem nicht aus. Neben Situationskomik ist dies natürlich ein düsterer, schwarzer Humor. Dies resultiert auch aus dem Verhalten Orions, der viel zu oft (und absolut ungefragt) Els Leben rettet und ihrer Abwehrhaltung, selbst wenn es sich für sie zum besseren wendet. Ganz zu schweigen von diversen Geheimnissen und dem steten Verdacht, dass El eine Malefizerin sein müsse.
Und erst der Schluss! Der Epilog nach dem Finale ist für die Handlung eigentlich egal. Doch er hat mich laut lachen lassen wie lange nicht mehr. Für mich ist er einer der besten der vergangenen Jahre.
Viel Action - ein paar Längen
Sollte man in diesem Buch einen Helden suchen, wäre dies Orion, nicht die Protagonistin Gal. Und Orion fällt aus der Rolle. Die restlichen Schüler sind vor allem damit beschäftigt, zu lernen und zu überleben. Wirkliche Entspannung und Ruhe gibt es nicht. Das treibt auch die Handlung voran. Es gibt regelmäßig Action. Für etwas Verlangsamung sorgen Els Erklärungen, wie das ganze System funktioniert. Diese zeichnen nach und nach Teile der Welt; ich fand sie interessant. Offen blieb die Frage, was für eine Welt das ist, in der ein solches Schulsystem die beste Alternative ist?!
An einigen Stellen sind Els Grübeleien und Erklärungen aber doch etwas in die Länge gezogen. Dies bleiben aber wenige, und so tut es dem Roman keinen Abbruch, dass El sich manchmal (selten) in etwas hineinredet.
Am Ende sage ich klar: Man reiche mir den zweiten Band! Nicht nur will ich wissen, wie es mit El, Orion und einigen anderen weitergeht, auch möchte ich mehr von dieser tödlichen Schule erfahren. Der Titel des zweiten Bandes (Der letzte Absolvent) könnte auf grundlegende Veränderungen hindeuten; er könnte aber auch eine ganz andere Bewandtnis haben, als ich vermute. Sicher bin ich mir: Es wird wieder düster - und ziemlich sicher auch interessant!
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
Es gibt eine oder mehrere Leseprobe(n) zu diesem Buch:Scholomance - Tödliche Lektion - Leseprobe (extern)
Diese Rezension bewerteten 0 positiv und 0 negativ. (1901 Leser bisher.)
Deine Meinung
Sag uns deine Meinung zu Scholomance - Tödliche Lektion