Die Meisterin: Alte Feinde
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Kurz & Knapp
- Runder Abschluss
- Figuren etabliert, nicht weiterentwickelt
- Flotte Handlung, viel Action
Geneve und Alessandro haben einiges zu klären: Können ihre Gefühle bestehen, trotz Alessandros Mord an Geneves Bruder? Doch dafür bleibt den beiden keine Zeit: Ein blutiges Massaker in Leipzig ist nur der Auftakt zu einer größeren Bedrohung. Ein Wesen namens Molaris stellt die Wesen der Dunkelheit vor die Wahl: Ihr folgen oder die Konsequenzen tragen. Bald schon sind sowohl Geneve als auch Alessandro nur allzu persönlich in die Angelegenheit involviert - und als Verbündete bleiben ihnen nur jene Wesen aus der Schattenwelt, auf die Molaris es abgesehen hat. Dabei weiß niemand, woher sie kommt und was sie ist.
Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten.
Mit Alte Feinde bringt Markus Heitz die Meisterin-Reihe zu einem runden Abschluss, lässt sich jedoch durchaus Fäden für weitere Bücher in der gleichen Welt. Gewohnt actionreich ist dieses Finale ein Buch, das man ohne Längen weglesen kann. Der größte Unterschied zu den Vorgängern ist eine deutlich düsterere Atmosphäre ohne fragloses Happy Ending.
Bekannte Figuren
Der Titel kündigt es schon an: In diesem finalen Band treffen Geneve und Allessandro auf Feinde, die sie bereits kennen. Eigentlich. Denn der Name Molaris ist bisher noch nicht gefallen und die konkrete Bedrohung ist neu.
Aber auch an anderen Stellen findet man Bekanntes: Geneves Mutter als Erzählerin verwebt das aktuelle Geschehen mit Henkerswissen und einer Episode der Vergangenheit. Es tauchen zudem nicht nur Figuren aus der Meisterin-Reihe auf, sondern auch einige Charaktere aus der Pakt der Dunkelheit-Metareihe: die Vampirin Sia (siehe Judastrilogie) wurde ja bereits im letzten Band angekündigt und Konstantin Korff hat Geneve bereits getroffen - doch es gibt noch mehr und auch einige Nebenfiguren, die schon in dieser Reihe auftraten. Doch wer ist Freund und Feind?
Neue Bedrohung
Denn Gut und Böse sind nicht ganz so eindeutig, wie man es denken kann: Sind alle Wesen der Dunkelheit böse? Wo steht Molaris? Ist ihr selbsterklärtes Ziel glaubwürdig oder was steckt dahinter? Ein wenig schade: Zugunsten von flotter Action wird dieser Gedankengang nicht weiter verfolgt. Eine solche Betrachtung wäre aber ein ganz anderer Roman als dieser.
Außerdem bemerkt man erst am Ende, dass diese Frage ganz ignoriert wird. Augenfälliger ist ein anderer Wandel gegenüber den vorherigen Bänden. Jagten Geneve und Alessandro der Bedrohung meist hinterher, kommt diese nun zu ihnen: Nach einem Gemetzel in Leipzig taucht Molaris an verschiedenen Orten auf und stellt auserwählte Charaktere vor die immergleiche Wahl. Geneve und Co müssen also gar nicht Schuldige finden, sondern vielmehr verstehen, womit sie es eigentlich zu tun haben.
Dabei geht der Bodycount deutlich hoch - sowohl bei Randfiguren als auch bei wichtigeren Nebenfiguren, inklusive jenen, die nahezu unbesiegbar wirkten. Das gibt öfter auch einen kleinen Schock, der jedoch durch die schnell weiterziehende Handlung abgemildert wird. Um wirklich anhaltend zu ängstigen, wechseln die Szenen und Handlungen einfach zu schnell. Dennoch ist dies der erste Roman der Reihe, den ich selbst wie Autor und Verlag auch der Dark Fantasy zuordnen würde.
Bekannter Wechsel ins Historische
Ich erwähnte bereits: Die grundlegende Struktur der Erzählung kennt der Leser schon: Geneves Mutter als Erzählerin gibt Henkerswissen preis und springt neben der aktuellen Handlung in die Vergangenheit.
Auch dort trifft man Geneve wieder in einer Bredouille an. Direkt hat diese nichts mit der Gegenwartshandlung zu tun; aber Leser der vorherigen Bände wissen, dass sich eine Anknüpfung ergeben wird. Dies ist diesmal nicht mit dem zentralen Konflikt verbunden, sondern eher eine Nebenhandlung die auch hätte entfallen können. Mir gefiel die Anknüpfung trotzdem, denn auch wenn sie nichts abschließend klärt, erhält man doch ein kleines Puzzlestück im Zusammenhang mit Geneves Unsterblickeitselixir.
Handlungsreich
Überhaupt gibt es sehr viele Dinge, über die Markus Heitz schreiben ließe, die er vertiefen könnte. Wie in dieser Serie gewohnt setzt er jedoch weiterhin auf viel Handlung und Action. Nahezu immer passiert etwas; selten gibt es Ruhe.
Als Manko könnte man daher sehen, dass sich Figuren nur geringfügig entwickeln und meist so agieren, wie man es erwartet. Wer Wert legt auf psychologische Komplexität, sollte eher Heitz' andere Romane wählen. Denn hier passt sie einfach nicht ins Erzähltempo.
Wollte man dies ernsthaft als Makel sehen, sollte man sich aber daran erinnern, dass zahlreiche Figuren aus der zweiten Reihe ihren eigenen Roman hatten. Sie treten hier erneut auf. Ihre Vorgeschichte findet sich andernorts - sie sind dort bereits etabliert worden. Ich selbst kenne nicht alle dieser Romane (kann die Figuren aber immerhin zuordnen) und kann daher sagen: Auch ohne Kenntnis jeder Figur funktioniert die Geschichte. Treffe ich jene Figuren als alte Bekannte wieder, ist das ein nettes Extra.
Reihenabschluss
Letztlich ist dies auch der Abschluss der Meisterin-Reihe. Viele Handlungen werden rund zu Ende gebracht; für manche Figuren auch recht plötzlich und unerwartet. Ich hatte nicht den Eindruck, dass etwas fehlt. Dennoch gibt es viele Punkte, an denen man anknüpfen könnte: die Judastochter Sia, Eric von Kastell, auch einige Personen im Umfeld des Vatikans ...
Geht es nach diesem Finale also weiter? Markus Heitz verkündet, er habe "vorerst" keine Pläne, weitere Geschichten mit den Figuren dieses Romans und der Liga der Dunkelheit zu erzählen. Aber wer weiß.
Bis dahin werde ich wohl bei Gelegenheit die mir fehlenden Bücher aufpicken und die Geschichte hinter einigen der Figuren aus der zweiten Reihe genießen, denn Lust gemacht haben sie für mich als eine Art Teaser - und ernsthaft vorweggenommen wurde meinem Gefühl nach auch nichts.
Alte Feinde schließt die Meisterin-Trilogie rasant und rund ab und lässt Markus Heitz dennoch einige Fäden, um in Zukunft vielleicht zu seinen Figuren zurückzukehren. Ich würde mich über ein Wiedersehen freuen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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