Buch-Cover, Sebastien de Castell: Shadowblack

Shadowblack

Serie: Karten des Schicksals (#2)
Übersetzer: Katharina Orgaß
Genre: Fantasy
Verlag: dtv
Seiten: 366
Erschienen: 11/2020 (Original: 2018)
ISBN: 978-3-423-76294-6
Preis: 17,50 Euro (Hardcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Kurz & Knapp

  • Nervig wechselnde Übersetzung
  • Interessante Figuren
  • Magie und Welt nur Hintergrund

Kellen hat das Volk der Jan'Tep verlassen. Nun reist er mit der Argosi Ferius und seinem Geschäftspartner, der Baumkatze Reichis, durchs Land. Doch dies ist keine gemütliche Reise: Kellen wird von den Zauberjägern seines Volkes gesucht. Zudem ist er nicht nur ein schlechter Magier, sondern auch ein schlechter Vogelfreier, der Probleme an- und Prügel bezieht. Seine Reise bekommt ein erstes konkretes Ziel, als er auf Seneira trifft, ein Mädchen, das ebenfalls vom Schwarzschatten gezeichnet ist. An der Akademie von Seven Sands erfährt Kellen, dass es Heilung geben könnte - und entdeckt hinter dem gefürchteten Fluch des Shadowblack/Schwarzschatten etwas ganz anderes.

Das Buch erhält 7+ von 10 Punkten.

Auch im zweiten Buch der Karten des Schicksals sucht Kellen sich noch immer selbst. Wiederum genoss ich die vollkommen unangepasste Ferius Parfax sowie die bisweilen mörderische Baumkatze Reichis. Das gilt auch für die Handlung, die ein wenig bekannteren Bahnen folgt und eine größere Linie für die Zukunft vorzeichnet. Auf der anderen Seite komme ich nicht drum herum, von der Übersetzung ziemlich genervt zu sein.

Shadowblack und Schwarzschatten

Kennst du das: Mehr als die Geschichte nerven dich Kleinigkeiten, die "eigentlich" gar nicht dazugehören. Der Geruch des Papiers, irritierende Absätze; künstlerische Großbuchstaben, regelmäßige Druck- oder Korrekturfehler ... Ich zumindest kenne das. Wenn das mal auftritt oder an einer Stelle im Buch, ist das normal. Richtig nervig finde ich es, wenn es immer wieder passiert. Und das war hier leider der Fall.

Denn Kellens Mal heißt mal Schwarzschatten (was ich für eine absolut passende Übersetzung halte), dann Shadowblack; dann wieder Schwarzschatten und hin und her. Mich nervt das extrem!

Sollte an den Titel erinnert werden? Pardon: Den hätte man auch übersetzen können, ebenso wie einige andere Bezeichnungen. Aber vielleicht passt das dann nicht mehr zum ersten Teil, der ja Spellslinger hieß und damit offensichtlich englischsprachig war, so dass andere Teile dies nun auch sein müssen? Keine gute Erklärung für mich. Und nein, für den ersten Teil fällt mir kein besserer Titel ein. Erst in diesem zweiten Teil erfahre ich übrigens, dass Spellslinger eine gängige Bezeichnung für einen Trickser wie Kellen ist. Wurde das im ersten Roman erwähnt? Dann blieb es bei mir nicht hängen. Erst hier spricht Kellen für mich aus, was ein Spellslinger ist.

Man dürfte mir in diesen Sätzen angemerkt haben, wie stark mich dieses Thema genervt hat. Vielleicht bin ich zu alt und die Zielgruppe "ab 12" webt englischsprachiges inzwischen stärker in normalen Rede- und Lesefluss ein? (Ich selbst wechsle nahezu täglich von einem Satz zum nächsten die Sprache; bisweilen auch im Satz - einzelne englische Fragmente in einem ansonst durchgehend deutschen Text, stören mich jedoch, sofern es keine Fachbegriffe sind.)

Der Weg der Argosi

Damit genug von dem, was eigentlich gar nicht auffallen sollte. Bevor ich zur eigentlichen Geschichte komme, aber noch ein Lob für die grafische Gestaltung: Das Cover ist klasse (allenfalls fragen könnte man, wieso Kellen Magie zu wirken scheint); die jeden der Teile begleitenden, ans Tarot angelehnten Spielkarten sehen ebenfalls gut aus und verbinden den Reihentitel mit der Handlung. Hierfür ein definitives Plus!

Im vorhergehenden Teil wurde Kellen nahegelegt, sein Schicksal selbst zu bestimmen. Aus mehr als einem Grund verließ er am Ende des letzten Buchs sein Volk. Die Magie, die dort so zentral ist, rückt nun in weite Ferne, auch für die Handlung dieses zweiten Teils spielt sie keine unmittelbare Rolle. Geblieben ist Kellens Bemühen, seinen Weg zu finden. Und Weg ist hier exakt das richtige Wort, denn auch die Teile des Buches sind in einige Wege der Argosi unterteilt. Für Kellen wird es hier nachgerade frustrierend, denn seiner Einschätzung nach bringt Ferius ihm eigentlich gar nichts bei und ist meist nur rätselhaft und absonderlich, sagt nie etwas wirklich Klares. Als Kellen eine weiter Argosi trifft, erkennt er, dass keineswegs alle Argosi so sind und Ferius nicht nur ihn irritiert. Zwischen den Zeilen lesend erkennt man: Es entspricht nicht den Argosi, jemanden auf ihren Pfad mitzunehmen; vielmehr muss jeder seinen eigenen Pfad finden. Das wäre für ein Jugendbuch ab 12 ein eher schweres Thema, wäre es nicht eher unterschwellig.

Tolle Figuren

Höhepunkt auch des zweiten Teils blieben für mich die Figuren, insbesondere Kellens Reisebegleiter: Ferius Parfax bleibt herrlich rätselhaft und ungewöhnlich, dabei oft mit sarkastisch-trockenem Humor, der sich weigert, sich anzupassen. Mit ihr kommen auch weiterhin die Karten aus dem Serientitel ins Spiel: nicht nur Wurfkarten, sondern auch Karten, die die Argosi selbst zeichnen und mit diesen Unterhaltungen und Verhandlungen führen. Dabei bleiben diese Karten mysteriös. Über Ferius erfährt man zudem etwas mehr, wie auch über die Argosi, die keineswegs alle dem gleichen Pfad folgen.

Auch Kellens "Geschäftspartner", die Baumkatze Reichis, fand ich weiter unterhaltsam: Nie lässt er der die Klauen von lockender Beute, besteht darauf, nicht jagen zu gehen, sondern etwas abzumurksen und hat manchen eher zweifelhaften Rat für Kellen.

Kellen selbst zeigt sich weiterhin geistesgegenwärtig und gewitzt. Er zieht oft richtige Schlüsse. Hier empfinde ich jedoch, dass eine echte Tiefe fehlt. Es scheint mehr hinter den Figuren zu stecken, aber im Rahmen der Handlung sind sie letztlich doch unkompliziert, die Handlung geradlinig. Das reicht aber, um einige Denkanstöße zu geben - und allemal, um gut zu unterhalten.

Große Verschwörung

Die Handlung an sich beginnt mit Nachforschungen zum Schwarzschatten, der sich nun anscheinend ausbreitet - was eigentlich gar nicht sein kann, gilt er doch als magische Dämonenkrankheit. Kellen kommt einer weitreichenden Verschwörung auf die Spur - wohin diese führt, kann man schon zu Beginn erahnen, aber das stört mich nicht.

Denn bis ihm selbst dies klar wird, nutzt Kellen wiederholt seine Geistesgewandtheit, um voranzukommen. Dabei stellen sich ihm mehrfach moralische Fragen: Was würde er tun, um seine eigenen Probleme loszuwerden; zu was ist er Leuten verpflichtet, die er eigentlich gar nicht kennt? Immer wieder geht es für Kellen jedoch auf die Frage zurück, was zu tun das Richtige ist. Kellen gerät in Sackgassen, trifft falsche Entscheidungen. Auch der Leser dürfte ihn jedoch als besseren Menschen sehen, als er sich selbst.

Seinen Weg, sein eigenes Ziel, findet Kellen hier noch nicht. Er wird der Verschwörung auf den Grund gehen, ihre Ausmaße und genauen Ziele verstehen. Ob er sich dadurch selbst findet, oder nur erkennt, was er nicht ist - abwarten.

Die Welt, in der die Figuren sich bewegen, bleibt dabei weiterhin vage: Selbst Seven Sands, der Handlungsort dieses Buchs, und die Akademie sind nur eine Wüste und eine Schule, haben keine Herausstellungsmerkmale. Solange mich die Figuren gut unterhalten, ist mir dies recht. Zusammen mit vielen kurzen Kapiteln ("nur noch eins ...") und unkomplizierter Schreibweise unterhält mich der Roman auch so sehr gut.

Am Ende blieben mir trotz nerviger (Nicht-) Übersetzung rund vierhundert Seiten mit unterhaltsamen Figuren, die ich sehr gerne auf ihrer weiteren Reise begleiten werde.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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