Fionrirs Reise ins Tal der Drachen
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Kurz & Knapp
- Gelungener, runder Abschluss der Fio-Reihe
- Halboffenes Ende - passt aber
Seit Jahrhunderten leben Menschen und Drachen in Frieden. Doch dieser Friede gerät ins Wanken: Menschen haben einen Drachen angegriffen! Nein, ein Drache hat Menschen angegriffen! Und das will sich keine Seite bieten lassen. Inmitten von Halbwissen droht ein neuer Konflikt und Fio gerät mit Quirina mitten hinein. Denn die beiden reisen zum Brautkampf von Fios Schwester - und genau dort geraten Fischer in Streit mit den Drachen. Können Sie der Ereignislawine etwas entgegensetzen?
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Mit dem dritten und abschließenden Fio-Teil schafft Andreas Arnold für mich den besten Teil und somit ein gelungenes Finale. Eigentlich könnte ich hier zusammenfassen: Wer die ersten Teile mochte, wird auch diesen mögen, fertig. Aber neben vielem, was mir gefällt, habe ich auch einige Kritikpunkte: Ein halboffenes Ende gibt einen Ausblick in die Zukunft, ist aber nicht wirklich mein Ding. Schwerwiegender finde ich, dass letztlich alle gut und nett sind. Insgesamt ist der Serienabschluss aber eine runde Sache - nicht zuletzt mit einem neuen Drachen-Ei.
Viel mehr neue Figuren
Blättert man durch die ersten Seiten des Buches, findet man neben einer schönen Karte (und im Weiteren wieder die tollen Zeichnungen von Norman Heiskel) auch drei Seiten mit Figuren. Hoppla - drei Seiten Figuren in einem Kinderbuch? Das ist für manchen Erwachsenenroman schon eine ganze Menge. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, ich habe mir alle merken können.
Das ist aber auch gar nicht notwendig: Viele der Drachen spielen nur eine kleine Nebenrolle und hätten in vielen Büchern gar keine namentliche Nennung bekommen. Sicher hätte man dies auf weniger Drachen verdichten können. Aber dadurch wären die Ereignisse kleiner erschienen und der Leser hätte nicht so viele Blicke auf verschiedene Drachen bekommen können. Für die Ausmaße des Konflikts braucht man ein paar mehr Figuren - und auch dass diese nicht namenlos bleiben gefällt mir, dazu später mehr.
Im Hinblick auf Unnötiges könnte man Fios Cousin Ceti anführen. Es scheint als seien seine Flugkünste und Entdeckungen enorm wichtig; sie spielen aber keine echte Rolle. Hat mich das gestört? Ehrlich gesagt nein, genauso wenig wie die Figuren. Letztlich nahm ich sie zur Kenntnis und hakte sie unter "ein Drache" ab. Auf der anderen Seite gibt es ein Wiedersehen mit einigen Bekannten: die (ehemaligen) Drachenjäger, die Nordleute, die Königsgarde, Fios Familie, die Papageien ...
Logische Fortführung
Manche Geschichten verlieren sich in zu vielen Figuren und Dingen. Andreas Arnold gelingt es hingegen, die Geschichte logisch fortzusetzen und begonnene Entwicklungen weiterzuspielen. Vieles, das angedeutet wurde oder am Rande geschah, bekommt jetzt eine besondere Rolle - etwa die Papageienpost, die (trotz Postgeheimnis) eine relevante Rolle spielt.
Das gilt auch für den Auslöser der ganzen Misere: Als Leser beobachten wir direkt zu Beginn das unglückliche Zusammentreffen einer Seeschlange mit einem Walfänger. Mancher Leser wird sich erinnern: Seeschlangen werden von den Nordleuten verehrt. Man kann sich also denken, worauf dies hinauslaufen wird - und so ist es dann auch. Vorhersehbar? Ja schon. Stört es? Nein, denn dies trägt zum runden Ende bei und passt einfach - nach allerlei anderen Schwierigkeiten. Apropos rund: Spekulierte ich im ersten Teil, ob Fio zum Vegetarier würde, nun da er mit allen Tieren spricht, stellt sich das jetzt tatsächlich als wahr heraus.
Im Gegensatz zu dieser modernen Entwicklung steht der geradezu archaische Brautkampf. Immer wieder wurde ja schon vom legendären Kampf zwischen Fios Papa Taras und seinem Opa Sirrusch erzählt. Ein brutaler Kampf um heiraten zu dürfen scheint nicht so recht in diese Reihe zu passen - auch hier darf man sich seine Gedanken machen.
Sorgen von Drachen und Menschen
Der eigentliche Auslöser der Reise ins Tal der Drachen (ebenjener Brautkampf) wird durch die Ereignisse an der Küste allerdings zum Nebenaspekt. Vielmehr geht es um wachsende Sorgen: Fischfang ist so schon hart genug, und jetzt greifen auch noch die Drachen Boote an? Die fressen den ganzen Fisch weg! Oder umgekehrt: Die Menschen versuchen, Drachen zu fangen! Vom Hörensagen getrieben schaukelt sich so der Zwischenfall vom Beginn des Buches hoch und eskaliert immer weiter, bis es nach einem neuen Krieg aussieht.
In diese bereits explosive Mischung kommen noch die Nordleute als Söldner, gemeinsam mit dem windigen Krämer Aigolf. Allerdings erfahren wir, dass sie eigentlich gar keine Krieger sein wollen, sondern Fischer sind. Aber die Fische im Norden wurden rar und so sind sie gezwungen, als Krieger Gold zu verdienen. Das macht ihnen die Not der Fischer natürlich ähnlich - und ist übrigens auch wieder eine dezent eingeflossene Situation der realen Wikinger.
Durch diesen Hintergrund werden die Nordleute deutlich sympathischer als die meisten Söldner. Selbst wenn es nur ein kurzer Abschnitt ist und die einzelnen Figuren nur grundlegende Charakterzüge bekommen. Hier sticht Matriarchin Frieda heraus - eine starke Figur. Aber es ist eben nicht Mordlust oder Goldgier, die diese Söldner treibt, sondern schiere Not.
Hier kommen auch die Namen der Figuren wieder ins Spiel, seien sie Nordleute, Fischer oder Drachen. Und das ist im Grunde eine einfache Sache: Sie haben Namen. Sie sind keine namenlose Masse (ganz wörtlich), der man die verschiedensten Dinge vorwirft.
Gemeinsam statt Gegeneinander
Am Ende treffen Fischer, Drachen, Nordleute und andere aufeinander. Die Lage spitzt sich zu, ein blutiger Kampf droht. Dass dieser dann doch nicht kommt, liegt an der Gattung, würde in dieser Reihe auch einen echten Bruch darstellen. Denn wollte man das Thema und die Moral kurz zusammenfassen, käme etwas heraus wie: Gemeinsam und miteinander leben ist besser als gegeneinander zu kämpfen.
Denn in der ganzen Reihe bleibt eine einzige wirklich unverbesserliche Figur zurück: der windige Wanderkrämer Aigolf, dem es auch diesmal wieder gelingt, sein Elixier für und gegen alles loszuwerden. Besannen sich selbst die Drachenjäger eines Besseren, hält er an seinen Betrügereien fest und sinnt zudem auf Rache. Dass man ihn äußerst nett behandelte, sieht er als Zeichen der Schwäche. Auch für Aigolf wird eine Vergangenheit angedeutet, die ihn mit zu dem machte, was er ist - aber letztlich traf er die Entscheidung, sein leben so zu führen. Es wundert daher nicht, dass er die entsprechende Quittung bekommt.
Das passt alles. Und doch ist es der Punkt, mit dem ich mich ein wenig schwer tue. Ja, es ist ein Kinderbuch aber für ältere Kinder ("8-10 Jahre"). Das schränkt die Komplexität ein; und ein grundsätzlich positives Menschenbild ist hier ok. Dies insbesondere, da die gesamte Thematik sehr gut in die heutige Zeit passt. Auch das halboffene Ende (das mir generell nicht so toll gefällt) passt in diesem Sinne: Es ist nun an Drachen und Menschen, was sie daraus machen. Dass sich alle konkreten Spannungen auflösen und jeder seine Einstellung überdenkt, geht mir trotzdem etwas zu glatt. Wenn es doch in Wirklichkeit so einfach wäre!
Abschließend kann ich dem Fio-Finale ein Fazit für die ganze Reihe geben: kein großer Verlag, kein bekannter Autor - aber definitiv einen Blick wert für alle, deren Kinder schon auf Drachengeschmack gekommen sind. Das gilt auch für ältere Kinder. ;)
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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