Buch-Cover, Richard Schwartz: Monsterjäger

Monsterjäger

Serie: Eisraben-Chroniken (#2)Genre: Fantasy
Verlag: Piper
Seiten: 528
Erschienen: 03/2019 (Original: 2019)
ISBN: 978-3-492-70533-2
Preis: 17,00 Euro (Softcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

8/10

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Kurz & Knapp

  • Direkte Fortsetzung, gleiche Themen
  • Eher einfache Figuren und Handlung
  • Viele Episoden, wenige weiterführend
  • Ausblick: Möglicher Gattungsbruch

Nach einem Unfall und einer Querschnittslähmung lebt Alexandra McInnes nunmehr nahezu vollständig im MMORPG Vorena, einer virtuellen Fantasywelt, die von mehreren Quantencomputern gesteuert wird. Dort ist sie die Herzogin von Arensvelt und setzt sich vor allem für die Belange der NSCs ein: Für sie sind sie real; für einige Spieler nichts anderes als Pixel. Selbst mit ihrem ehemaligen Militärtrupp steht Alex jedoch vor größeren Problemen. Nicht nur muss sie das von ihrer Zwillingsschwester verfluchte Herzogtum befreien, sondern sich auch mit anderen Spielern und NSCs auseinandersetzen. Das beginnt beim Magistrat der ihr zustehenden statt und endet bei anderen, die Arensvelt gerne an sich bringen würden. Außerdem: Was wäre ein MMORPG ohne Monster?

Das Buch erhält 8- von 10 Punkten.

Am Ende des letzten Bandes war klar: Ich lese weiter. Das sage ich auch nach diesem zweiten Teil, wenngleich mit Abstrichen. Das Flair eines Computerspiels bleibt, löst sich aber auf. Schwerer wiegt, dass Monsterjäger zwar flott lesbar ist und blendend unterhält, aber trotzdem nichts Markantes in meinem Kopf zurückließ.

Direkte Fortsetzung

Der zweite Teil der Eisraben-Chroniken setzt dort an, wo der letzte endete. Es ist daher wenig überraschend, dass man einiges vom Bekannten bekommt. Stilistisch sind da Alex' Verzicht aufs Subjekt in ihrer Erste-Person-Erzählung, (seltenere) RPG-Infotexte und eine generell flotte Schreibe. Inhaltlich bekommt man bisweilen recht geradlinige Figuren am Rande von Alex' Wahrnehmungen, leicht selbstionischen Humor und die Probleme mit Player Killern und NSCs.

Einiges hiervon gehört zur Gattung LitRPG und daher kaum wegzudenken. Aber insgesamt ist der Roman recht oberflächlich. Denkt man einige Mechaniken weiter, fragt man sich, wie das funktionieren soll - insbesondere, da das Vorena "realistischer" wird. Und auch von den NSC-Figuren kommt mir kaum eine wirklich nahe.

Natürlich kann man hier einwerfen: Das passt doch zu einem Online-Spiel; der durchschnittliche Spieler bestätigt die Quests bei den NSCs ja auch einfach durch. Ohnehin stört mich dies aber insgesamt gar nicht sonderlich.

Wirtschaftssimulation und Diplomatie

Neben Bekanntem gibt es auch neue Entwicklungen. Der Titel suggeriert Monsterjagd und Level-Grinding - und das stimmt zu Beginn gar nicht. Viel eher wirkt das Spiel hier wie eine Wirtschafts-Sim mit Diplomatie. Denn Alex muss ihr Herzogtum in Ordnung bringen und hat noch immer nicht in Besitz genommen, was ihr zusteht. Und das wäre aus manchen Gründen auch nicht klug. Es eröffnet sich eine politische Dimension mitsamt Betrug, Intrigen und Verrat.

Hinzu kommen außenpolitische Probleme. Alex und ihre Gilde haben mit Leichtigkeit einiges aufgebaut - und andere wollen dies gerne an sich bringen. Immerhin sind Kämpfe zwischen Gilden ein Feature von Vorena. Ander hingegen nehmen es Alex krumm, dass sie offensichtlich von den Entwicklern mit einer total unbalancierten Klasse und noch mehr ausgestattet wurde. Und auch der PK Loverboy ist nicht bereit, aufzugeben,

Die Monsterjagd spielt erst gegen Ende eine Rolle. Bis dahin mäandert die Handlung zwischen vielen Szenen, mal mehr und mal weniger RPG-artig, mit manchen Überraschungen und neuen Handlungen. Vielleicht ein paar zu vielen.

Ziellose Abenteuer

Denn einige Episoden wirken ziellos. Sie passieren, führen aber nichts weiter. Auch hier könnte man sagen: passt in ein MMORPG wo die Helden einfach jede Quest annehmen, noch allerhand anderes Zeugs machen und diese dann irgendwann erfüllen. Und vielleicht auch mal die Welt retten oder die Story voranbringen.

Aber das hier ist eben trotz allem ein Roman und es kommt einiges an Handlungen zusammen; am Ende wartet noch einmal ein ganz anderer Twist. Davor eben alles von Wirtschaftssystem, Intrige und Monsterjagd. Einen Fokus kann man hier durchaus vermissen - wobei genau das irgendwie markante für die Ich-Erzählerin ist, die immer noch nicht in ihr Handbuch geschaut hat und nach wie vor Stufenaufstiege verpennt. Diese Schusseligkeit macht Alexa ein Stück weit sympathisch, auch wenn sie immer noch ziemlich übermächtig ist. Humor kommt auch durch dezente Selbstironie und einige RPG-Mechaniken machen ein LitRPG eben aus.

Ich wiederhole gerne, weil es sonst zu negativ klingt: Das Buch hat mich beim Lesen sehr gut unterhalten. Aber ich wurde nicht wirklich tief in die Welt hineingezogen. Dazu blieben mir auch die Figuren zu fremd.

Realismus in Vorena

Für Tiefe könnte die Frage sorgen, was real ist. Diese beschäftigt nicht nur Philosophen und die Phantastik im engeren Sinne. Mit künstlicher Intelligenz hat sie auch eine aktuelle, ethische Dimension. Und Vorena setzt hier neue Maßstäbe. Alex hat sich allerdings längst entschieden: Die NSCs sind ebenso real wie die Spieler. Nur sterben sie endgültig. Macht sie das nicht vielleicht sogar realer? Solche tieferen Fragen werden allerdings nicht thematisiert; Alex' Sicht ist nahezu gesetzt - wobei ich diese nicht ablehne.

In Sachen Realismus gibt es einige Veränderungen. Im Laufe dieses zweiten Serienteils gleicht sich Vorena jedoch zunehmend unserer Welt an. Patches beheben einige von Alex' übermächtigen Skills. OP-Features werden entfernt. Und man kann nicht mehr einfach so Ressourcen ausgeben und das neue Gebäude steht - es soll nun genauso lange dauern wie in unserer Welt. Hier kann man schon ein wenig ins Nachdenken kommen: Das soll dann noch ein Spiel sein? Immer wieder verdoppelte Respawn-Zeit beim Tod ist ja schon heftig. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Spieler so etwas lange mitmachen.

Zu tief über alles nachdenken darf man möglicherweise eh nicht. Denn in mancher Hinsicht bleibt Vorena schwarz-weiß ohne echte Graustufen. Die Guten sind gut; die Bösen sind böse. Und wenn jemand nicht wirklich böse ist, dann wurde er irgendwie gezwungen. Das ist in der Fantasy nicht allzu selten und ist kein riesiges Manko; es trägt aber dazu bei, Tiefe zu verhindern.

Eine Alternative wäre, statt Welt und Figuren die Spielmechaniken zu ergründen - beim Webcomic Erfworld hat dies über Jahre hinweg eine riesige Fanbasis, mehr als die eigentliche Geschichte. Diese wirken dann aber doch zu inkonsequent: Stufen spielen keine echte Rolle und manche Aktion muss vor dem Hintergrund von Spielmechaniken absurd genannt werden. Stört mich das? Ein wenig. Solange ich jedoch einfach lese und den Kopf ausschalte, passt das. Erneut kann ich hier mein Verdikt des vorigen Teils ziehen: Anspruchsmäßig ist Monsterjäger Zugfahrtlektüre.

Rahmenhandlung als kommendes Zentrum?

Neben dem Geschehen in Vorena gibt es auch Episoden in der realen Welt. Alex' Körper heilt und verändert sich. Gemeinsam mit dem Leser erfährt sie auch Hintergründe des Vorena-Projekts. Diese kann man in den Bereich "kennt man" einordnen.

Ich bin mit dieser und der aufgebauten weltweiten Bedrohung so lauwarm. OK, passt, kann ich mit weiterlaufen. Aber ich frage mich, ob dies gut in eine Fantasyreihe passt. Denn bisher ist dies eine Rahmenhandlung. Nun scheint es, als ob diese zentral werden könnte. Und dieser Twist könnte zu einer ganz anderen Gattung führen, irgendwo zwischen Scifi und Superhelden. Das lässt mich mit ein wenig Missfallen zurück, zumal auch der Vorena-interne Cliffhanger eher uninspiriert wirkt und mal wieder eine ganz woanders neu beginnt.

Am Ende muss ich noch einmal betonen: Ich habe ich Monsterjäger genossen! Der Roman ist ebenso flott wie Fluchbrecher. Das ist auch ein Stück Manko, denn eine Woche später erinnere ich mich an wenige konkrete Episoden. Trotzdem: Als schnelle, einfache Lektüre mit RPG-Flavour ist Monsterjäger ein guter Roman.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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