Buch-Cover, Ben Aaronovitch: Call of Crows - Enthüllt

Call of Crows - Enthüllt

Originaltitel: The Unyielding [AME]
Serie: Call of Crows (#3)
Übersetzer: Michaela Link
Genres: Romantic Fantasy; Urban Fantasy
Verlag: Piper
Seiten: 464
Erschienen: 01/2018 (Original: 2018)
ISBN: 978-3-492-28137-9
Preis: 10,00 Euro (Softcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Kurz & Knapp

  • Schräg, Irre, Durchgeknallt
  • Vorhersehbar
  • Unernst - aber der ist bei der Serie normal

Die Wikinger-Klans haben ein Problem: Sie stehen kurz vor der Vernichtung, ebenso wie der Rest der Menschheit. Und die einzige Rettung ist jene Crow, die Stieg Engstrom noch nerviger findet als alle anderen: Erin Amsel. Diese wiederum findet die Wikinger lächerlich arrogant und humorlos. Seltsamerweise findet sie bei ihrer Aufgabe Steig an ihrer Seite. Der ist einfach wunderbar zur Weißglut zu bringen ... aber irgendwie auch süß.

Das Buch erhält 8+ von 10 Punkten.

Schräg. Irre. Durchgeknallt. Eine mögliche Steigerung wäre Crow. Und wenn man das noch einmal toppen will, dann ist es Erin Amsel. Vor nordisch-mythologischem Hintergrund setzt dieser dritte Band mit seiner Protagonistin noch einmal ein Stück Abgedrehtheit oben drauf, auch wenn er dem bekannten "Jeder Krähe ein Mann"-Muster mit teils großer Vorhersehbarkeit folgt. Wer bissige Kommentare und zynische Wortgefechte mag, wird hier nicht enttäuscht.

Protagonisten mit Problemen

Erin Amsel. Wo fängt man da an? Sicher nicht mit diesem Roman, denn das Finale setzt schon ein gutes Stück Bekanntheit mit den Figuren voraus. Aber erneut: Erin Amsel - wo fängt man da an? Die Hauptfigur dieses Romans ist nie bereit, irgendetwas ernst zu nehmen, stichelt einfach so zum Spaß und treibt andere damit in den Wahnsinn. Wer die Crow-Reihe bis hierhin gelesen hat, muss diese Art Irrsinn wohl lieben oder eine tiefe masochistische Ader besitzen. Gratuliere: Dich würde Erin in Ruhe lassen, weil es so gar keinen Spaß macht, dich zu ärgern ...

Dabei sind einige andere mindestens genauso unnormal, nur anders. Jeder der Wikingerclans und jeder einzelne Wikinger scheint seine persönliche Psychose zu haben. So etwa die zwei heimlichen Stars im Hintergrund: Zwillinge, die sich im Dauerstreit gegenseitig umbrachten. Und da Skuld verhindert, dass man erneut auf die gleiche Art stirbt ...

Psychotin als Weltretterin?

Aber genau jene psychotische Crow namens Erin Amsel soll die einzige Chance sein, die Welt zu retten. Die Geschichte ist einigermaßen verbreitet: Ein Artefakt wird gebraucht - in diesem Fall ein Schwert. Das wird nur leider von einem Drachen bewacht und der sitzt am wohl unzugänglichsten Ort der neun Welten am Leichenstrand von Helheim. Außerdem ist Nidhogg keine nette Persönlichkeit und spielt beim Ragnarök eine tragende Rolle. Eben jenes Ragnarök, das alle liebend gern verhindern wollen. Und dabei ist klar: Gullveig muss ausgeschaltet werden. Der Fokus liegt dabei auf einer Antiheldin, die man liebt oder hasst.

Der Stil des Romans ist stets flüssig, voll mit Wortgefechten und ständigen Sticheleien und Zynismus. Bei all dem fragt man sich unweigerlich, wie Erin so lange am Leben bleiben konnte - insbesondere wenn man erfährt, dass sie selbst vor Göttern keinen Halt macht.

Der Wikinger Stieg bildet dabei einen gewissen Gegenpol: Er ist ruhig, schätzt Erins Toughness (auch wenn sie ihn fürchterlich nervt) und verachtet Dummheit. Passt - im Sinne von Gegensätze, die sich anziehen. Die "Romanze" in diesem Buch ist weit weg von Schmachten und Verzehren, sondern viel direkter.

Schützenhilfe durch andre Religionen

Bei all ihrer Stichelei und Nerverei würde Erin für ihre Crow-Schwestern schlicht alles tun und sich auch selbst opfern - worauf das ganze sehr wohl hinauslaufen könnte. Außerdem bedeutet die Ragnarök, die Gullveig bringen könnte, gleichzeitig auch die Endzeit für alle anderen Religionen. Und damit können sich auch manche andere Parteien nicht anfreunden.

So tauchen etwa vier Reiter auf, denen zwar eine Einmischung verboten ist, die aber durchaus nicht davor zurückschrecken, die ganze Sache möglichst etwas zu verzögern. Denn das Leben ist ja auch ganz nett - wobei sich mancher wundern würde, wo die Vier so abhängen. Bei den kleineren mythologischen Seitenhieben (allesamt auch eher skurril als am Ausgangsmaterial) bleibt der Hintergrund jedoch im Wesentlichen nordisch. Auch bei Erins Reise durch die Welten, während der sie feststellt, dass Crows wohl wirklich überall unbeliebt sind.

Selbst wenn einige der Probleme, denen Erin begegnet, Standard sind: Allein durch die Herangehensweise der Crow wird das Ganze besonders. Denn mit Erin darf man schlicht nicht erwarten, dass sie besonnen oder zurückhaltend agiert. Hier geht es immer nach vorn, so selbstmörderisch es auch ist - und irgendwie kommt Erin immer damit durch.

Von Planung zu Action

Das klingt nach viel Action und das ist es auch. Insbesondere wenn man Wortgeplänkel dazuzählt. Allerdings dauert es eine gewisse Zeit, bis die Handlung richtig in Gang kommt. Zu Beginn gibt es viel Planung und Vorbereitung; erst dann kommt Erin richtig in Fahrt und arbeitet eine Schwierigkeit nach der anderen ab. Nach dem eher langsamen Beginn wird es richtig rasant.

Irritierend sind dabei manche Perspektivwechsel, die nicht immer einer klaren Linie zu folgen scheinen und durchaus abrupt in die Handlung einbrechen. Das ist kein größeres Problem, ließ mich aber kurz irritiert innehalten.

Was sich neckt ...

Was bleibt noch zu erwähnen, ohne zu viel zu verraten? Natürlich endet Erin in einer Beziehung (oder so etwas) mit Stieg. Das gehört von Beginn zu dieser Reihe. Wobei das Ganze schon dadurch verworren wird, dass Erin zunächst behauptet, mit Stieg im Bett gewesen zu sein, nur um nicht einzugestehen, dass er ihr geholfen hat und eigentlich gar nichts lief.

Dabei ist Stieg aber so schön leicht zu ärgern und "irgendwie süß". Wo das endet, ist klar; auch ohne Hinweis auf dem Rückentext. Ohne Schnulze; ohne Schmachten; in den Sexszenen - die wie üblich an einem bestimmten Punkte gehäuft auftreten - auch derb-direkt. Durchaus passend, auch wenn sie mir nicht so viel gaben.

Serienabschluss?

Am Ende bleibt: Ist dies das Ende? Ich war davon ausgegangen; aktuell sind keine weiteren Bände angekündigt. Die grobe Handlung wird abgeschlossen. Es kommt zum finalen Kampf mit Gullveig; aber dann macht das Ende doch etwas ganz Neues auf. Vielleicht eine andere Reihe? Da gäbe es durchaus Ansatzpunkte. Insgesamt ist der Ausklang jedoch etwas seltsam. Es bleibt das Gefühl, dass da doch noch etwas kommen muss. Aber es kommt - nichts?

Wer die Crows bislang mochte, der wird auch diesen Band genießen. Und mal ganz ehrlich: Wer liest einen dritten Band, wenn ihm die ersten zwei nicht gefielen? Vielleicht eine eben jener herrlich "speziellen" Crows. Was nach dem Genuss bleibt ist aber auch dieses seltsame Nicht-wirklich-Ende. Also: Mal abwarten, bis Ragnarök ist ja hoffentlich noch etwas Zeit.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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