Buch-Cover, Liza Grimm: Die Helden von Midgard

Die Helden von Midgard

Serie: Kára und Tyr (#2)
Autor: Liza Grimm
Genres: Dark Fantasy; Fantasy; Mythic Fiction
Seiten: 302
Erschienen: 03/2019 (Original: 2019)
ISBN: 978-3-426-52371-1
Preis: 12,99 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Kurz & Knapp

  • Geradliniger, flüssiger Stil

Der junge Krieger Erik soll ein Held werden. So haben es die Nornen bestimmt, denn der Faden, den sie für ihn spinnen, verfärbt sich golden. Doch ein Held zu werden ist nicht leicht und so sollen der Kriegsgott Tyr und die Walküre Kára ihm auf seinem Weg beistehen. Doch Kára verliebt sich in den Sterblichen - wäre es nicht die perfekte Lösung für immer mit ihm in Walhall zu weilen? Doch Liebschaften mit Sterblichen sind strengstens untersagt. Und auch der tückische Gott Loki hat seine Hände im Spiel, denn es gibt jemanden, der Erik auf keinen Fall in Walhall sehen möchte.

Das Buch erhält 7+ von 10 Punkten.

Die Helden von Midgard erzählt nun mit der Vorgeschichte von Die Götter von Asgard: wie Kára sich in einen Sterblichen verliebte. Dabei kann man diese Geschichte auch ohne Vorwissen lesen. Insgesamt ist dieser Wikingerzeit-Roman mit mythischen Elementen deutlich anders als der erste Roman der Reihe. Vor allem eines: düsterer.

Düstere Vorgeschichte

Hat man Die Götter von Asgard gelesen, stellt man zwei Dinge fest:

  1. Die beiden Romane hängen nur sehr locker miteinander zusammen. Hauptsächlich Kára und Tyr verbinden die beiden Geschichten.
  2. Diese Geschichte ist weit düsterer und greifbarer gefährlich als die erste.

Gerade den zweiten Punkt kann man auch anders sehen, denn in Die Helden von Midgard sind die Gefahren zunächst ziemlich mundan: Plünderer ziehen durchs Land, schlachten Dörfer ab und bedrohen auch Eriks heim. Von Zwergen oder Nachtmahren ist nichts zu sehen und in mancher Hinsicht sind diese Wesen gefährlicher als Plünderer, die zuletzt gewöhnliche Menschen sind.

Aber sie wirken dennoch bedrohlicher. Einerseits sind ihre Gräuel fassbarer und historisch wirklich geschehen. Und andererseits spielt es in unserer Welt, in einer pseudo-historischen Vergangenheit der Wikingerzeit. Auch dies macht die Lage bedrohlicher als eine Roadtrip durch Svartalfheim und Co mit göttlicher Begleitung. Denn trotz Anwesenheit von Tyr und Kára: Die Menschen in diesem Roman müssen sich im Wesentlichen allein durchschlagen. Und in ihrer Welt geht es immer auch ums Überleben der Dorfgemeinschaft.

Untypisches Prequel

Dabei ist dies ein eher untypisches Prequel. Es liefert kaum Erklärungen für den ersten Roman und ist von der Geschichte auch anderweitig komplett losgelöst. Das bedeutet umgekehrt, dass man auch ohne echte Probleme dieses Buch alleinstehend lösen kann.

Kára steht zweifellos im Mittelpunkt der Geschichte und wir sehen das Meiste aus ihrer Perspektive.

Tyr und andere Figuren sind eher am Rand, wobei Tyr trotzdem die zweite Hauptfigur ist. Hierbei wird die Erzählung trotz des gewohnt flüssigen Stils durch Szenenwechsel etwas holprig. Gelegentlich fragte ich mich schon, was Tyr überhaupt beizutragen hat und weshalb er Kára nicht einfach machen lässt. Aber wie so oft: Damit würde es dir Hälfte der Probleme nicht geben und wohl auch keine Geschichte.

Menschliches Leben

Insgesamt stehen mehr Menschen im Vordergrund. Deren Leben findet Kára äußerst faszinierend, nicht nur Erik. Mit ihr erhält auch der Leser einige Einblicke in das Gefüge einer Dorfgemeinschaft. Das ist durchaus nicht harmonisch, denn die Figuren haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele. Selbst Erik will zwar mit Kára zusammen sein, setzt seinen kleinen Bruder jedoch über alles.

Tiefere Einblicke in den historischen Hintergrund bleiben jedoch aus. Dies führt die Linie fort, in der Asgard und die Götter zwar ein Stück von den Sagas fortgeschrieben wird, aber eher auf einem lockeren Hintergrundwissen verweilt. Und das ist in Ordnung, denn dies ist ein Fantasy-Roman, kein historischer. Trotzdem passen die in Nebensätzen fallengelassenen Hintergründe wie auch ein zweites Dorf, das Erik beschützen wollte während dessen Krieger auf Plünderfahrt sind.

Kára hat es bei ihrer Aufgabe auch wegen Eriks Vorgeschichte schwer: Er gibt sich die Schuld am Tod seiner Eltern. Nun will er sein Dorf und seinen Bruder beschützen. Jene Dorfgemeinschaft bringt Kára und ihrem Bruder jedoch Misstrauen entgegen und bezeichnet sie sogar als Hexe. Immerhin kommen die beiden mit Unglücksbotschaften - und möglicherweise sind sie mit den Plünderern im Bunde!

Göttliche Einmischung

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich eine der Grundbedingungen recht seltsam finde: Wenn die Nornen, also das Schicksal, jemanden zum Helden bestimmen, wozu benötigt dieser dann göttlichen Beistand? Das ist für die Geschichte nicht allzu wesentlich, kratzt mir jedoch ständig im Kopf.

Götter mischen sich natürlich von Beginn an ein und die mythischen Elemente nehmen im Verlauf der Handlung zu. Sind zu Beginn nur Tyr und Kára verdeckt aktiv, tritt Loki später in Aktion und bringt auch einige Verbündete mit. Das ist trotzdem ein vergleichsweise geringer Anteil an Übernatürlichem.

Gerade dieser kleine Anteil gefiel mir, denn er passt dazu dass es eben nicht in die tiefsten Tiefen der Mythologie und Historie geht - was allerdings auch dazu führt, dass das Ende für einige ein richtiges Downer Ending sein könnte.

Ewige Glückseligkeit?

Jenes Ende finde ich interessant und es ist mit einer Art Moral verknüpft, die man aus dem ersten Teil kennt. Natürlich stiftet Loki vor allem zu seiner eigenen Zerstreuung Unheil. Doch hinter ihm zieht noch jemand anderes die Strippen und am Ende ist selbst der Gott der Täuschung von den Gründen überrascht.

Schon früher begibt Kára sich mehrfach in den Garten der Walküren. Dort fallen alle Sorgen von ihr ab und sie schwebt noch mehr in Glückseligkeit als in Asgard allgemein. Und das gefällt der Walküre ganz und gar nicht. Auch im ersten Teil konnte sie mit dieser erzwungenen Ekstase und dem durchgehenden Feiern nichts anfangen.

Es bleibt somit die implizite und nicht tiefer ergründete Frage: Sind ewige Freude und Sorglosigkeit erstrebenswert? Auch dann, wenn sie nicht durch etwas kommen über das man sich freut oder das man erreicht, sondern einzig und allein von dem Ort an dem man sich aufhält?

Der Abschluss ist rund, dennoch wird der Leser mit dieser Frage allein gelassen. Vielleich etwas abrupt, für mich aber dennoch passend und gelungen, denn wie Loki mag man zunächst sprachlos und nachdenklich dastehen. In jedem Fall passt dies auch zum düster-melancholischen Ton der Geschichte passt, die mich durchgehend gut unterhalten hat.

Insgesamt ist Die Helden von Midgard für mich einen Tick besser als die Götter. Erneut ein flüssiger, flotter Stil, stellenweise etwas sprunghaft - aber von der Geschichte her deutlich anders.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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