Lennart Malmqvist und der überraschend perfide Plan des Olav Tryggvason
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Kurz & Knapp
- Gewohnt skurriles Feeling
- Am Ende gedrängt, abgehackt
Bölthorn ist tödlich verwundet und die zwei Pergamente, die Lennart gefunden hat, wurden gestohlen. Dass die Polizei ihn einmal nicht verdächtigt, ist dabei kaum tröstlich, denn die Rückkehr Olaf Trygvasons muss nach wie vor verhindert werden. Doch noch einem magischen Mops-Countdown samt Drohung gelangt Lennart auf die Spur einiger zum Leben erweckter Statuen - und dadurch zu den weiteren Pergamenten und zu einem magischen Schiff. Doch die Gegenspieler haben mächtige Mittel. Wie kommt es schließlich, dass sich Lennarts Eltern, Maria, Frederik und Advokat Isaksson am gleichen Ort wiederfinden - auf angebliche Einladung Lennarts? Dass er nun seine Liebsten mit sich in die Gefahr nehmen muss, gefällt dem jüngsten Magier gar nicht.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Der abschließende Band der Lennart-Malmqvist-Reihe bietet viel von dem, was man kennt und schätzt. Allem voran ist das eine Geschichte mit Begebenheiten, die sich am einfachsten als skurril bezeichnen lassen, und deutlich von üblicher Urban Fantasy abhebt. Zwar werden viele Fragen beantwortet, aber gerade das Ende wirkt etwas gedrängt und abrupt.
Wiedersehen mit alten Bekannten
Die Lennart-Malmkvist-Reihe hat inzwischen einige Handlungen und nicht wenige Personen. Fast alle dieser Figuren trifft der Leser wieder. Und mit fast allen Figuren schwingt ein Rätsel mit: Was will der Leierkastenmann; wer ist er überhaupt? Welche Ziele verfolgt Harald Hadding? Wo sind die verbleibenden Wächter und ihre Dunklen Pergamente. Und nicht zuletzt: Wer hat Lennarts gesammelte Bekanntschaft in die Angelegenheit hineingezogen?
Bei der Vielzahl der Personen rückt gerade der Mops Bölthorn mit seiner womöglich tödlichen Wunde eher in den Hintergrund, trotz Präsenz auf dem stilistisch eindeutigen und überaus gelungenen Cover. Stattdessen nimmt das Vorgehen des erwähnten Ex-Arbeitgebers Hadding mehr Platz ein, der sich inzwischen mit Ex-Kommissar Nilsson zusammengetan hat. Aber eben auch Hacker-Genie Frederik, mögliche große Liebe Emma, kochwütige Nachbarin Maria und selbst Lennarts Eltern tauchen auf. Das ist bisweilen durchaus unübersichtlich.
(Un-) Heimlicher Star ist jedoch für mich Kapitän Darraben, ein alter Pirat, der auch in der Magie bewandert ist. Mit derben Flüchen und Co erfüllt er nahezu jedes Piratenklischee - aber das passt.
Gewohnt seltsam
Die Suche nach Artefakten um ein großes Böses zu bannen ist nun wirklich nichts Neues. Der Leser kann daher in mancher Hinsicht erahnen, wie es weitergeht. Manchmal schneller als Lennart, der manchmal nicht allzu schnell schaltet. Der Leser hat natürlich einen weiteren Vorteil: Durch die Länge des Buches sieht er, wann es zur finalen Konfrontation kommen muss, denn natürlich gehört auch die dazu. Das macht aber nichts.
Denn spätestens, wenn er von "gestohlenen" Statuen erfährt, erinnert sich der Leser des zweiten Teils, dass etwas ganz anderes dahinter steckt. Und weiß, der Trunkenbold mit seiner irren Geschichte weit weniger irre ist, als die Polizei glaubt. Lennart setzt sich also auf diese Spur und findet nicht nur ein magisches Piratenschiff, sondern auch andere skurrile Dinge, die man aus dieser Reihe schon kennt. Die Dinge in den Malmqvist-Romanen sind oft ein wenig anders, als man sie kennt.
Mir wurde der Roman jedoch nie langweilig, auch wenn die Spannung eines Action-Thrillers ausblieb. Denn Der perfide Plan des Olav Tryggvason ist eher langsam. Etwas Spannung wird durch Wechsel zwischen Lennart und Harald Hadding erzeugt, aber nicht allzu viel. Stattdesen punktet der Roman oft durch Situationskomik und die generelle Skurrilität.
Bisweilen verworren, insgesamt passend
Manchmal wird die Geschichte jedoch etwas verworren. Allein die vielen Figuren: Manchen fehlt eine echte Motivation, ihr gesammeltes Dasein wie der Auftritt der Schauspieler nach einem Theaterstück. Natürlich geht der Autor in diesem finalen Roman auch auf die größeren Zusammenhänge ein: Der Leser erfährt mehr über die dunklen Pergamente und die zerteilte Vårg?lfsk???????.
Am Ende erfährt er auch mehr über den Plan Haddings und Tryggvasons. Wobei sich gerade dieser "perfide Plan" ziemlich dreht und manche Annahme auf den Kopf stellt, kräftig durchschüttelt und in andere Position begibt. Die wahre Rolle einiger Personen ist am Ende doch etwas anders als gedacht.
Das könnte ein großer Makel sein. Ich bin mir der Ironie dieser Aussage bewusst: Vorhersehbare Handlungen sind oft nicht so toll. Aber auch Handlungen, die alles auf den Kopf stellen, sind oft unbefriedigend. Denn es kommt auf die Mischung an. Wir erzählen und hören Geschichten und haben eine bestimmte Vorstellung, was für diese richtig ist. In mancher Hinsicht dürfen sie überraschen, aber manche andere Dinge "gehören einfach so". Für mich ist es diesem Roman im Wesentlichen gelungen, die richtige Balance zu finden. Das Skurrile und Verworrene gehörte hier von Beginn an dazu - da passt es dann auch, dass sich sogar am Ende noch einiges verdreht.
Nur am Ende leicht abgehackt
Allerdings wirkt gerade das Ende sehr gedrängt. Zwar treten fast alle Figuren wieder auf, aber sie werden recht kurz abgehakt. So ereilt Ex-Kommissar Nilsson ein nicht allzu unerwartetes Schicksal - aber im Grunde wird er im Finale einfach an die Seite gestellt. Selbst die zweite Hauptfigur, Bölthorn, verschwindet am Ende ohne Erklärung. Zwar wird sein Geheimnis aufgeklärt, aber für mich war es unbefriedigend. Ja, es ist mit der Gesamtgeschichte verworben. Aber auf mich wirkte es unmotiviert, denn für die Geschichte spielte es nie eine Rolle.
Die großen Fragen werden beantwortet. Dennoch bekam ich nicht das Gefühl, dass viele Handlungsfäden wirklich abgeschlossen wurden. Der Epilog resummiert kurz die unmittelbare Zukunft der Figuren und auch die Zeitungsausschnitte am Ende sind eine mir sympathische Epilogvariante. Es bleibt jedoch oberflächlich - sogar und insbesondere bei Lennart. Hätte man meine Gedanken gelesen, fände man dort jedoch: "Das kann doch so nicht zu Ende sein", und "da muss es doch noch ein Nachspiel geben."
Dennoch: Mir gefiel Lennart Malmkvist und der überraschend perfide Plan des Olav Tryggvason. Insgesamt finde ich den Abschluss der Reihe ein spürbares Stück weniger gelungen als die vorherigen Teile. Aber auch dieser Roman bringt die ganz besondere Atmosphäre rüber, die der Serie eigen ist.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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