Throne of Glass - Der verwundete Krieger
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Kurz & Knapp
- Keine Celaena
- Eher langsamer Roman, Tempo erst zum Ende
- Tiefe Einblicke in Figuren
Chaol Westfall war Anführer der königlichen Leibgarde. Nun liegt seine Welt in Trümmern und er selbst ist an einen Rollstuhl gefesselt. Seine Chance auf Heilung bei den Heilerinnen des südlichen Kontinents: Antica. Auch die Rettung für ganz Erilea könnte in Antica liegen. Doch der dort herrschende Großkhan trauert um eine Tochter und ist unwillens, Chaol auch nur anzuhören, geschweige denn seine Armeen zur Hilfe zu senden. Dabei zeigt sich, dass Erawan seine Hände bereits nach diesem Kontinent ausstreckt - und dass der südliche Kontinent Geheimnisse und Wissen um die Valg versteckt.
Das Buch erhält 8-9 von 10 Punkten.
Im Gegensatz zum fünften Roman gefiel mir dieser ziemlich gut - was vermutlich damit zusammenhängt, dass Aelin fehlt. Die Themen sind zwar nicht neu und manches ist vorhersehbar, gleichzeitig gibt es aber doch genug Überraschungen und Spannung sowie einige neue Enthüllungen.
Zur Untätigkeit verdammt
Gleich zu Beginn kontrastiert Chaols Situation mit der von Aelin und seiner bisherigen Tätigkeit: Er ist an einen Rollstuhl gefesselt. Physisch ist er unfähig zu kämpfen oder auch nur zu trainieren.
Dies spiegelt seine politische Handlungsunfähigkeit, denn der Großkhan ignoriert ihn und weigert sich, ihm eine Audienz zu geben. Auf einer dritten Ebene wird zudem klar, dass etwas Psychisches den einst hochaktiven Krieger belastet - mehr als das ungewohnte Untätigsein.
Diese psychische Ebene nimmt einen guten Teil des Romans ein. Der Leser erlebt viel aus Chaols Sicht, seinen Gefühlen und Gedanken - und auch denen von Yrene Towers.
Vorhersehbare Romanze
Jene Yrene ist Chaols Heilerin und entdeckt in ihm mehr als nur eine physische Verletzung. Auch dies ist ein langsames Entdecken währenddessen sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt. Denn zu Beginn will Yrene Chaol gar nicht behandeln, wirft ihm vor, dem grausamen König von Adarlan gedient zu haben. Wo das endet, kann man ohne viel Phantasie von Beginn an erahnen.
Zusätzlich kompliziert wird diese Romanze nicht nur durch das Versprechen, das Chaol Nesryn gegeben hat. Denn auch einer der Söhne des Großkhans würde die Heilerin gerne zur Frau nehmen; und auf deren Wohlwollen ist Chaol angewiesen. Außerdem fühl Nesryn sich zunehmend zu einem weiteren Sohn des Herrschers hingezogen. Und auch das könnte Konsequenzen haben.
Unabhängig von politischen Erwägungen müssen Chaol und Nesryn sich fragen, was ihre Versprechen und Schwüre bedeuten. Gelten sie weiterhin oder können sie sich mit den Rahmenbedingungen ändern? Das ist durchaus erfrischend - auch wenn die Beziehungen recht geradlinig und vorhersehbar sind. Die komplexen Fragen existieren um diese herum. Das ist für die Throne of Glass Serie nicht neu.
Heile Welt?
Neu ist hingegen das Setting, das gefühlt in einer ganz anderen Welt liegt als Adarlan. Es ist eine heile Welt. Es gab Kriege, aber diese liegen in der Vergangenheit. Der Großkhan hat alle Feinde besiegt und das Reich gedeiht; der Großkhan ist kein Despot, sondern herrscht zum allgemeinen Nutzen - wobei auch Antica Armut kennt, eine Utopie ist das südliche Reich nicht. Aber das Reich funktioniert.
In diese funktionierende Reichsordnung platzt ein Mord hinein. Die Valg strecken ihre Fühler aus und scheinen verhindern zu wollen, dass die Heilerin Yrene etwas entdeckt. Denn in den uralten Schriftwerken der Heilerinnen scheint sich etwas zu verbergen, was bislang noch niemand ahnt. Auch wenn der Großkhan sich verschließt: Der Krieg und die Valg scheinen Antica bereits erreicht zu haben.
Normale Menschen
Im Kontrast zu der direkten Handlung um Aelin fällt auf, dass es hier um normale Menschen geht. Wobei es eigentlich absurd ist, sie so zu bezeichnen: eine magisch besonders begabte Heilerin; Prinzen und Prinzessinnen mit Armeen von Spionen, Kriegern, Schiffen und Ruks hinter sich; eine weltbekannte Bogenschützin - Durchschnittspersonen sind das nicht. Im Vergleich zu Celaena verfügen sie jedoch über deutlich weniger rohe Macht.
Auch das gefällt mir: In Antica wird nicht gleich mit Feuer und Eis um sich geworfen. Das große Reich ist komplexer als das durch Krieg zerrüttete Adarlan, in dem es in erster Linie ums Überleben geht. Antica fragt sich hingegen, ob sie diesem Krieg beitreten sollten.
Und so stellen sich auch die Figuren lange Zeit nicht Monstern wie den Valg, sondern ihren eigenen Problemen, dem Ballast aus ihrer Vergangenheit. Das macht den Roman langsamer als andere. Aber es macht die Figuren auch viel vollständiger und nachvollziehbarer, allen voran Chaol.
Möglicher Kritikpunkt: Abwesende Celaena
Vorwerfen könnte man diesem Buch vor allem zwei Dinge. Einerseits, dass die Titelfigur der Reihe effektiv fehlt und nur am Rande mehrmals erwähnt wird. Dass ich Celaena nicht vermisste, dürfte deutlich geworden sein.
Zweitens könnte man bemängeln, dass der Roman bisweilen ein Stück zu langsam ist. Es dauert viele Seiten bis Chaol und Yrene Vertrauen aufbauen; manchmal scheint es nicht weiter zu gehen. Aber gerade das finde ich nachvollziehbar und passend, zumal es keinen absoluten Stillstand gibt. Einige Stellen hätten dennoch etwas kürzer sein dürfen, auch wenn das Gezogene gut zum langsamen Prozess passt, der dieses Buch prägt - sowohl politisch als auch im Hinblick auf Chaols Heilung.
Anhaltender Schwung kommt erst nach ca. 500 Seiten auf. Dann wurden einige Dinge in Bewegung gesetzt, es kommt zu direkten Konfrontationen und zur Enthüllung einiger Geheimnisse, die weitreichende Auswirkungen haben werden.
Für mich sind das keine größeren Schwächen. Einige Leser dürften aber gerade die Abwesenheit von Celaena so empfinden. Denn festhalten muss man: Der verwundete Krieger ist spürbar anders als Bücher mit Celaena und fühlt sich leicht aus der Serie herausgelöst an. Dies ist weniger Celaenas Geschichte, sondern vielmehr Chaols. Persönlich fand ich dieses Buch klar besser als Die Sturmbezwingerin.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Geh dorthin, wohin zu gehen du dich fürchtest.
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