Die Krone der Dunkelheit
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Kurz & Knapp
- Nebencharaktere mit Besonderheiten
- Nicht genug Platz für Besonderheiten
- Vieles wirkt sehr bekannt
Der Zwillingsbruder von Prinzessin Freya ist vor Jahren entführt worden. Tot, so meinen alle, doch Freya will dies nicht glauben. Um ihn zu finden, betreibt sie verbotene Magie - und ist schließlich erfolgreich. Doch ihr Bruder ist in Melidiran, dem Land der Fae, das Menschen zu betreten verboten ist. Dennoch denkt Freya nicht daran, aufzugeben. Sie befreit einen unsterblichen Wächter und macht sich auf in das Land, das von grausamen, magischen Wesen bewohnt wird. Jene Wesen, die Elva, führten Ceylan an die Mauer, die Melidrian vom Reich der Menschen trennt. Denn ihr Dorf wurde von jenen Wesen ausgelöscht und sie will andere schützen. Doch vor allem ihr Rachedurst und ihr Hass auf die Fae, die sich auch gegenüber dem Thronfolger der Fae nicht abmildert, bringt sie in Schwierigkeiten. Beide gelangen schließlich nach Melidrian, wo der Fae-Prinz zum König werden soll. Aber sowohl dessen eigenes Volk als auch eine andere Herrscherin haben andere Pläne.
Das Buch erhält 6-7 von 10 Punkten.
Die Krone der Dunkelheit ist nicht schlecht - dennoch schnitt das Buch bei mir eher unterdurchschnittlich ab. Warum? Wegen falscher Erwartungen und zu vielen Perspektiven, die am Schluss kaum irgendwo enden. Besonders schade finde ich dabei, dass viele kleine Facetten nicht richtig zur Geltung kommen.
Geradlinig mit vielen Perspektiven
Eine Prinzessin, die nicht heiraten will - kennt man. Eine Prinzessin, die sich selbst aufmacht, jemanden zu retten? Und dabei verbotene Magie betreibt und auch sonst allerhand Verbotenes? Ja doch, dagewesen ist das schon. Das macht grundsätzlich aber nichts, denn die Grundplots sind in allen Geschichten recht ähnlich. Schade ist, dass die Protagonistin Freya irgendwann in den Hintergrund gerät und das Setting fast egal ist.
Aber Halt: "Die" Protagonistin beginnt eigentlich falsch, denn neben Freya bieten sich dem Leser auch die Perspektiven von Ceylan, die unsterbliche Wächterin an der Grenzmauer werden will; den Assassinen Weylin, der den Prinz der Unseelie aus dem Weg räumen soll; und eben jenen Prinzen. Natürlich begegnen sich die vier Handlungen; allerdings lösen sie sich nicht vollständig auf. Mehr als dies hatte ich zeitweise das Gefühl, dass vier unterschiedliche Geschichten erzählt werden sollten - und keine gänzlich zur Geltung kam.
Auch überlagerten für mich zwischendrin Dinge das Lesen, die irgendwie kopiert wirkten - zum Beispiel die Mauer (Reich der Sieben Höfe, Lied von Eis und Feuer). Das war aber nur ein kurzfristiges "... kenne ich doch?!" und damit kann ich leben. Denn zu lesen ist dieser Roman durchaus angenehm und ich fand mich solide unterhalten. Aber etwas Anderes störte mich: Wörter, die anders verwendet wurden als üblich und dass zunächst Etabliertes kaum eine Rolle spielt.
Das sind Fae? Seltsam gewählte Wörter
Dass "unsterbliche Wächter" nicht wirklich unsterblich sind, sondern nur mit Magie extrem langlebig - kein Problem, das ist halt eine Bezeichnung und die gab es auch real so. Aber diese Fae ... spitze Ohren: Ok; Magie: ja. Aber all das, was man typisch von Fae oder Elben (die in verschiedenen Werken mal so und mal so heißen) haben diese Fae wenig.
Sie leben länger, sind vielleicht durch die Magie und Langlebigkeit ein wenig "Menschen Plus". Das Höfisch-intrigante und die Langeweile nach einem langen Leben klingen an und auch ein Blutpakt existiert. Insgesamt hätten die Fae aber auch einfach ein anderes Menschenvolk sein können. Lediglich ihre Stadt scheint da etwas anderes zu sagen, ist aber unbedeutend.
Ich finde also: Diese Fae sind kaum Fae.
Noch mehr Probleme bereitete mir ein Halbling. Klar, so ein Wesen kann zu den Fae gehören, ist denkbar. Aber erst nach mehreren Hundert Seiten wurde mir klar, dass hier keineswegs ein Hobbit im Sinne Tolkiens gemeint ist - sondern ein Halbblut, ein Halb-Fae. Toll - Halbling mag ja dem Wort nach und innerhalb der Welt naheliegen, aber dieser Roman ist für unsere Welt geschrieben. Wer hier Halbling hört, der hat (so unterstelle ich einfach) Bilbo, Frodo und Co vor Augen. Und ein Assassine zu sein, passt ja durchaus zu Hobbits mit einem düsteren Einschlag. Für mich daher eine ungünstige Wortwahl.
Apropos Wortwahl: Kann mir jemand erklären, warum militärische Titel wie Field Marshal und Captain mit einem Mal in Englisch herausstechen? Weil es keine deutschen Wörter wie Feldmarschall oder Hauptmann gäbe wohl eher nicht. Daher wirkt dieser Sprachwechsel beliebig.
Grundannahme irgendwie egal
Und beliebig scheinen bald auch die Grundvoraussetzungen des Settings zu sein. Denn Verbote werden gebrochen - und alle kommen damit durch, niemanden scheint es zu interessieren.
Dabei rede ich nicht von einem einmaligen Vorkommnis: Prinzessin Freya betreibt verbotene Magie und würde zum Tode verurteilt ... aber nur zu Beginn kurz verfolgt. Das Land hinter der Grenzmauer ist verboten ... aber erstaunlich viele Menschen überschreiten die Grenze und bekommen nur mit den dortigen Monstern Probleme. Die Anwesenheit dort wäre ein Kriegsgrund ... aber allen Fae ist es egal.
Immer mehr bekam ich das Gefühl, dass hier zwar eine Welt geschaffen wurde, sie aber ohne echte Konsequenzen austauschbar wäre und die "Verbote" gar nicht wirklich zählen. Das wirkte ziemlich seltsam.
Charaktere: Interessante Facetten, aber zu viele Figuren
Vielleicht hängt dies aber auch mit einem weiteren Punkt zusammen: Insgesamt denke ich, dass es zu viele Charaktere gibt. Freya ist die erste Perspektivfigur. Ceylan kommt schnell hinzu - und ist zudem eine Figur, von der man durchaus behaupten kann, dass sie alles kann und immer die beste ist und so weiter. Dann noch die Perspektive eines Fae-Prinzen, eines Assassinen, eines unsterblichen Wächters ...
Ein Roman mit vielen Perspektiven kann funktionieren. Hier spielen die Sichtweisen jedoch nicht gut zusammen. Dabei ist es durchaus überraschend und auflockern, wie die Figuren ganz eigene Facetten bekommen. Ich fand besonders Weylin interessant, der sich plötzlich nicht von einem Instrument in einem Schaufenster losreißen kann und den es immer wieder dorthin zieht, obwohl er eigentlich anderes zu tun hat. Außerdem hat er noch andere Probleme, wie spät in einem Nebensatz fällt.
Und genau dies, der Nebensatz, ist das Problem: Die interessantesten Facetten werden nebenbei erwähnt, erhalten gar keinen Raum, um sich zu entfalten. Manchmal ist es angenehm, wenn etwas nicht bis zum Letzten ausgekaut wird; hier hätten weniger Figuren und mehr Raum für ihre Eigenarten gutgetan. (Und von Alleskönnerin Ceylan hätte es gern weniger geben dürfen.) Das gilt auch für die Motivation mancher anderen Figur.
Serienauftakt - Und das habe ich verpasst
Viele Figuren, viele Perspektiven. Das Rätsel um den verschwundenen Prinzen ahnte ich früh. Egal - wer viel liest, kennt viele grundsätzliche Handlungen. Aber gegen Ende ballt sich sehr viel auf und eine Auflösung ist nicht in Sicht. Was ist die Krone der Dunkelheit? (Sie wird nicht einmal erwähnt.) Wie geht das Ganze aus?
Der Roman endet, wo der nächste weiter gehen wird, lässt sehr viel offen und unabgeschlossen, nicht nur die Figuren. Und natürlich geht es im zweiten Teil weiter. Wobei ein echter Cliffhanger, der mich den zweiten Teil vormerken lässt, ausbleibt.
Aber ... Moment, zweiter Teil? So saß ich zumindest am Ende, denn dass dies der erste Roman einer Serie ist, ging an mir vollkommen vorbei. Im Buch fand ich nichts; auf dem Cover auch nicht. Erst auf der Verlagswebsite und nach einigem Suchen entdeckte ich dann den Hinweis auf Teil zwei.
Dass eine falsche Erwartungshaltung dem Lesegenuss nicht unbedingt zuträglich ist, das sollte klar sein. Und in diesem Fall mag ich es nicht mir allein zuschreiben, dies nur übersehen zu haben. Mir bleibt der Eindruck, dass zu viel in diesen Roman hinein sollte und wenig den Platz bekam, den es verdiente. Was gerade bei einzelnen Facetten schade ist.
Die Krone der Dunkelheit sammelt Pluspunkte mit interessanten Facetten, versäumt es aber, auf diesen aufzubauen. So bleibt sie eine Standardgeschichte mit austauschbar wirkendem Hintergrund. Und zu vielen Perspektiven ohne klare Auflösung. Wobei sich die Handlung durchaus angenehm liest - auf den Nachfolger bin ich allerdings nicht sonderlich gespannt.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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