Die Dämonenkrone
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Kurz & Knapp
- Standard-Fantasy
- Handlungslastig
Für einen Zauberer ist Mailanos sehr jung. Sein neuester Auftrag scheint daher auch einfach: Er soll eine uralte Krone aufspüren und besorgen. Erst später ahnen er und seine Begleiterin Ihla, dass es nicht ganz so einfach ist: Die Krone befindet sich im Grab eines legendären Königs und kann womöglich die ganze Welt vernichten. Außerdem haben längst auch andere Mächte von der Krone erfahren und wollen sie zu eigenen Zwecken einsetzen, während es rund um den Thron der Kaiserin brodelt.
Das Buch Die Dämonenkrone erhält 7+ von 10 Punkten.
Die Standard-Heldengruppe besteht aus Magier, Priester, Dieb und Krieger. In Die Dämonenkrone gibt es hingegen nur zwei - den ziemlich jungen Magier und die ihn begleitende Eiskriegerin. Typische Diebesaufgaben müssen sie also selbst erledigen. Darüber hinaus bietet Die Dämonenkrone recht typische, solide Standard-Fantasy mit leicht düsterem Einschlag: Keine besondere Tiefe, Neues in Kleinigkeiten, ein gutes Maß an Action und Handlung.
Keine Exposition
Die Dämonenkrone ist ein eigenständiger Roman, der jedoch in der gleichen Welt spielt wie die vorherigen Romane von Ulrik van Doorn (Der Sekundant und Katzentreue). Leser dieser Romane wird es daher nicht wundern, dass es einige Ähnlichkeiten gibt.
Das gilt einerseits für die Welt: Der Zaubererlord Michaelan "regiert" aus seinem Turm; Zauberer halten die Welt zusammen und die Xion-Hexenmeister in ihrem Hexengrab; die Jinthee-Katzenmenschen sind gleichsam exotisch und als Krieger geschätzt. Man trifft hier also viel Bekanntes wieder, oft jedoch nur im Hintergrund.
Das gilt andererseits auch für den Stil. Erneut verzichtet Ulrik van Doorn auf Exposition, stürzt den Leser direkt in die Geschichte. Wie Mailanos die Eiskriegerin Ihla kennenlernte, erfährt man erst später im Rückblick und selbst dann nur vage: Die Xion bleiben weiterhin ein Rätsel (und auch gerade dadurch bedrohlich - eben weil man kaum etwas über sie weiß). Zwar ist ein sechsseitiges Glossar angehängt, im Grunde ist das aber unnötig.
Handlungslastig
Unnötig ist Erklärung auch deshalb, weil Die Dämonenkrone sehr handlungslastig ist.
Das erklärt sich zu Teilen natürlich aus dem sehr standardmäßigen Plot: Da ist ein Artefakt, hol mir das. Tatsächlich kann man das Gefühl haben, dass alles eigentlich nur auf eine Art laufen kann. Okay: Wirklich tiefgehend und philosophisch ist dieser Roman ganz sicher nicht.
Zügige Handlung, mehr oder weniger überraschende Ereignisse mit Action kann die niedrige Tiefe ersetzen. Nur eines bremste mich zu Beginn doch recht stark aus: die eigenwillige Kommasetzung. Diese finden sich einfach viel zu häufig - manchmal an Stellen, wo sie möglich sind, mich aber im Lesefluss bremsen; manchmal an Stellen, wo sie schlicht nichts zu suchen haben. Persönlich bin ich recht anfällig für solche Dinge und brauchte daher einige Zeit, bis ich dies größtenteils unterdrücken konnte. Dennoch bleibt dies für mich störend.
Neben actionlastiger Handlung gibt es noch Intrigen im und um den Hof der Kaiserin. Deren jüngste Auswüchse stehen wenig überraschend mit Mailanos' Auftrag in Verbindung. Und dass ein Trupp Jinthee auftaucht, passt ebenso gut zu der noch immer nahe der Kaiserin stationierten Jinthee-Garde. Da erübrigt sich viel Erklärung - das passt zueinander. Ohnehin wird es nie wirklich rätselhaft-intrigant. Es gibt die Frage nach dem Drahtzieher, aber die Suche endet schnell in gestellten Fallen oder neuen Anschlägen: Action also.
Leicht düstere Standard-Fantasy
Der letzte Abschnitt mag ein wenig zynisch klingen: alles typisch und wenig überraschend? Ja, das stimmt weitgehend; aber das ist gar nicht negativ gemeint. Man kann einiges vorhersehen und erahnen. In gewissem Ausmaß trifft das auf alle Fantasy zu - sonst wäre es fast auch keine Fantasy mehr. Und ein guter Teil des Erzählens liegt eben auch nicht im Was, sondern im Wie. Bei vorhersehbaren Geschichten bekommt der Leser eben genau das, was er erwartet - und wenn es unterhaltsam erzählt ist, ist das absolut in Ordnung.
Wobei einige individuelle Ideen natürlich nicht schaden. Die Dämonenkrone ist in diesem Sinne ziemliche Standard-Fantasy, ohne dies in eine Richtung zu werten. Wer große Innovation oder Anspielungen auf andere Werke sucht, wird sie nicht finden. Dennoch hebt den Roman einiges vom absoluten Standard ab: Die Welt an sich ist düsterer als die meisten und auch unbekannter, da dem Leser nur wenige Ausschnitte präsentiert werden.
Düstere Vorgeschichte einiger Figuren? Ok, geschenkt - auch die sehr schnelle Aufarbeitung des Traumas durch eine Schamanin ist letztlich banal. Aber sie deutet in die menschliche Dimension, die zumindest bei einigen Figuren durchscheint. So erfährt der Leser gleich zu Beginn, dass Ihla dem Zauberer Mailanos heimlich einen Liebestrank einflößt. Ein gewisses Schmunzeln ob dieser Ironie ist durchaus angebracht - obwohl diese Situation natürlich geradezu darauf wartet, zu explodieren. Sachte Andeutungen von Humor lockern jedoch nur selten auf und sind wie dieser eher auf der düsteren Seite. Was im Wesentlichen bleibt, ist die zügige Handlung, die am Ende auf eine Fortsetzung hindeutet.
Ich für meinen Teil werde diese gerne lesen. Nicht in Erwartung des nächsten Meilensteins; sondern in Erwartung solider, unterhaltsamer Fantasy, bei der ich mich einfach treiben lassen kann.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 3 positiv und 1 negativ. (4079 Leser bisher.)
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Lesermeinungen:
Name: Andrè M. Pietroschek (Website) | Bewertung: (10) | Datum: 01.11.2017 05:59:05 |
Gerade war ich noch bei Twitter, aber weil ich ja selbst mal den sehr geehrten Nico um eine Rezension gebeten habe: Danke für den Tweet. Erneut erfreut mich die Sachliche und vergleichsweise gründliche Qualität Ihrer Rezensionen. Inhaltlich bin ich leicht enttäuscht, weil ich die Regentschaft der Hexenmeister schon aus DARK SUN, einem AD&D bzw. D&D Setting aka Hintergrundwelt, kenne. Schön auch, dass noch jemand die Klassische Heldengruppe kennt, denn 'Tank, Damage Dealer und Buffer' sind mir ungefähr so gekonntes Rollenspiel, wie Höhere Mathematik des Goldenen Schusses (finaler Drogenmissbrauch). Erfreulich, dass der Roman sich für Sie gelohnt hat und offenbar eine Fortsetzung verspricht. Ich gebe diesmal 10 Punkte (sehr gut), weil ich bei vielen vorherigen Rezensionen eher kritisch war. | ||
Name: Nico (Website) | Bewertung: (0) | Datum: 01.11.2017 11:06:03 |
Moin Andrè!
Dark Sun kenne ich tatsächlich nur dem Namen nach. Von daher weiß ich auch nicht, ob diese irgendetwas mit diesen Xiom zu tun haben - oder dem Hexengrab. In diesem Roman ist das (fast) nur Hintergrund, der mir wie gesagt auch deshalb gefällt, weil er so vage ist und mich nicht mit noch einer komplett ins letzte Detail ausgeschmückten und präsentierten Welt versorgt. Das hat auch seinen Platz, ja; aber dazu bin ich nicht immer in der Lage. ... und es gibt Leute, die die klassische Heldengruppe nicht mehr kennen?! o_O | ||