Die Putze von Asgard
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Kurz & Knapp
- Ungewöhnliches Thema, interessante Variationen
Jeden Tag kämpfen die Krieger in Walhalla gegeneinander und töten sich. Macht nichts: Am nächsten Tag sind sie wieder putzmunter und dazwischen gibt es ein großes Festgelage. Aber hat mal jemand nachgedacht, was für eine riesige Sauerei so eine Schlacht hinterlässt? Zersplitterte Waffen, Blut, Eingeweide ... Davon erfährt man in den Sagen und Geschichten nichts. Doch hier und auch anderswo muss immer jemand hinter den bekannten Helden aufräumen.
Das Buch erhält 7- von 10 Punkten.
Den kleinen Machandel-Verlag verbinde ich in erster Linie mit humoristischen Märchen-Updates. Diese Anthologie mit 9 Kurzgeschichten ist ähnlich. Hier geht es nicht um die strahlenden Helden, die Monster besiegen - sondern um die Sauerei, die sie dabei hinterlassen und die ebenso unter den Tisch fällt wie die Pinkelpause. Leider kommt diese Kurzgeschichtensammlung für mich nicht in die Spitzengruppe: Zu einigen Geschichten fand ich keinen Zugang; und die Nordische Mythologie des Titels kommt sehr kurz.
Im Kern nicht Mythologisch
Fangen wir zur Abwechslung einmal hinten an, denn die Titelgeschichte bildet den Abschluss - und zwar einen gelungenen. In Die Putze von Asgard begleitet der Leser drei Aufräumerinnen nach der täglichen Schlacht. Wie gerne säßen sie jetzt in der Halle - auch Schankmaid wäre etwas, von einem Job als Walküre gar nicht zu träumen. Doch das Schlachtfeld ist nicht so verlassen wie gedacht ...
Wo diese Geschichte dreier sich beklagender "Putzen" und ihrem mächtigen Besen namens Räumer des Schlachtfelds hinläuft, kann man erahnen. Das nimmt ihr aber nichts am Unterhaltungswert, zumal dezent auf mehrere mythologische Elemente angespielt wird.
Für mich ein Wermutstropfen: Leider ist dies die einzige Geschichte, die sich mit der im Titel anklingenden Nordischen Mythologie befasst. Andere Geschichten sind zwar ebenfalls von typischen Fantasy- und Folklore-Elementen angehaucht, aber in weit geringerem Maß. Diese archetypischen Figuren und Elemente sind bei der Kürze der Geschichten (viele unter einem Dutzend Seiten und zudem durch Bilder ergänzt) auch notwendig. Auf der Plus-Seite gibt es somit eine recht diverse Mischung.
Amüsant-Kurioses
Gemein ist allen Geschichten, dass sie eine amüsante Note haben. Ganz ernst nehmen kann man Putzen wohl nicht und für mich schwenkt im Wort eine negative Konnotation mit. Diese zeigt sich hier jedoch nicht und wird durch respektvollen Humor abgelöst.
In die Rolle des reinen Helden passen Putzkräfte allerdings selten - wobei auch das vorkommt, und zwar gleich zum Auftakt. Allerdings passen die Aufräumer besser in die klassische Helfer-Rolle und füllen diese in den meisten Geschichten - und das durchaus heldenhaft. Oder es ist ein ungewöhnlicher Aufräumer: Drachen sind sonst eher dafür bekannt, Chaos zu verursachen. Klar, wenn man alles niederbrennt, ist das auch irgendwie sauber und in Ordnung ... aber in Verflixter Staub müssen sich ein Drache und ein Elementarwesen um herumfliegenden Feenstaub kümmern und zwar bevor die Menschen ihn entdecken. Dumm, diese Stauballergie...
Ralyra hat keine Allergie aber ein Problem: Ihr wird beim Anblick von Blut schlecht - und für eine Blutmagierin (und zwar eine verdammt gute) ist das keine Kleinigkeit. Nicht genug, dass Xee diese riesige Sauerei aufräumen muss, auch der Mageninhalt ihrer Herrin ... nun ja. Dabei hat sie eine ganz Einfache Lösung, die aber nicht so ganz zu Ende gedacht ist und in einer gelungenen Pointe endet.
Wohldurchdacht ist hingegen das Geschäftsmodell des Barbiers Fenrir Rotbart. Neben den zu langen Haaren seiner Kunden entsorgt er auch Flüche. Die Studentin Silja kann dem wenig abgewinnen, aber was kann man gegen ein zugeteiltes Pflichtpraktikum schon machen? Doch spätestens als sie den großen Helden sieht, bemerkt sie, dass sie viel zu wenig über diese hartnäckigen Flüche weiß.
Lyrik und Düsteres
Linda Budingers Staubgeist, sorgt für den einzigen lyrischen Beitrag, einem Ratschlag für junge Hexen. Der Zweiseiter ging ohne Eindruck an mir vorbei.
Im hintern Teil der Anthologie wird es danach düster: Im Stil eines Detective Noir begibt sich der Privatermittler Shady in die neue Metro unter Ägypten, verkleidet als kürzlich verstorbener Putzmann. Etwas Düsteres, Gefährliches geht dort vor, denn es war nicht der erste Todesfall. Auch mit dem offenen Ende ist diese Geschichte die längste - einen klareren Abschluss hätte ich mir dennoch gewünscht.
Diesen setzt Katzennetz. Spiderman, Batman, Catwoman ... so ganz scheint das bei den Dreien nicht geklappt zu haben. Deshalb sind sie auch verständlich sauer und wollen sich rächen, wenn sie schon nicht normal sein können. Mehr sage ich hier nicht, denn obwohl ich Superhelden eher nicht mag, konnte mich diese Geschichte mit ihrer Pointe überraschen.
Live-Bericht zum Einschlafen
Leider gab es für mich auch zwei Hänger. Die Zweiseiten-Lyrik konnte ich überblättern. Das Match hingegen zog sich wie die Partie Feuer-Wasserball, von der hier im Stile eines Fußballkommentators berichtet wird. Die Regeln und Maneuver werden hier allenfalls grob klar. Insgesamt konnte ich diesem Live-Bericht jedoch nichts abgewinnen und empfand ihn als dröge - er bremste mein Lesen doch recht stark aus. Schade - vermutlich liegt es daran, dass ich mir das Spiel einfach nicht richtig vorstellen konnte.
Bei der Einstiegsgeschichte, Das Schweigen der Schrumpfköpfe, bin ich hin- und hergerissen. Ich finde es schön, dass die Putze gleich zu Beginn Held und Retter sein darf. Und auch dass gelungene Inneneinrichtung und Ambiente gerade im Fantasy-Bereich mit vielen unterschiedlichen Wesen sehr individuell ist, ist eine gute Lehre. Aber die Pointe empfand ich als fehlplatziert, denn sie nahm den Twist schon zwei Seiten vor Schluss vorweg (bei viereinhalb Seiten Gesamtlänge). Schade
Fazit
Es ist ein altes Lied: Bei Anthologien mit einer Mischung verschiedener Geschichten gefällt nie jedem alles. Beim Machandel-Verlag las ich immer gerne und das hat sich auch mit dieser Sammlung nicht geändert: Charlotte Erpenbeck trifft meist eine gesunde Auswahl. Für mich zählt dieser Kurzband mit seinen 150 Seiten aber zu den schwächeren Werken. Sicher auch, weil die Schwächen bei einer so geringen Länge stärker wirken.
Mein Gesamturteil mag dennoch fast ungerecht scheinen. Die Titelgeschichte, der Fluch-Friseur und die Blutmagierin mit ihrer Putz-Fee gefielen mir sehr gut. In der Taschenbuch-Variante (6,90 €) ist dies sicher auch eine kurzweilige Sammlung, die zu wesentlichen Teilen ihren Preis wert ist.
Inhaltsverzeichnis
- Das Schweigen der Schrumpfköpfe (Angela Stoll)
- Verflixter Staub (Claudia Mayer)
- Das Match (Michael Vogl)
- Fenrir Rotbart (An Brenach)
- Der Staubgeist (Linda Budinger)
- Eine saubere Lösung (Alessandra Reß)
- Kammerjäger (Miriam Rieger)
- Katzennetz (Alana Falk)
- Die Putze von Asgard (Tina Skupin)
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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