Das Reich der Sieben Höfe: Dornen und Rosen
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Kurz & Knapp
- Ende mit offensichtlichem Rätsel
- Pragmatische, aktive Heldin
Zwischen Fae und Menschen herrscht keine Freundschaft; alter Hass sitzt tief. Als die Jägerin Feyre im Wald auf einen seltsamen Wolf trifft, tötet sie ihn, sicher, dass es nur ein Feenwolf sein kann. Bald darauf wird sie ins Reich der Fae entführt: Sie hat einen der Fae getötet und deshalb muss sie in das Reich der verhassten Feinde gehen. Statt eines Verlieses erwartet sie jedoch nie gekannter Luxus - und ständige Gefahr, denn unter den Feenwesen gibt es viele, die ihr nichts Gutes wünschen: Eine Mörderin ist sie, sonst nichts. Doch da ist auch Tamlin ... und ein Fluch, der nicht nur die Fae im Bann hält, sondern womöglich auch die Menschenwelt und Feyres Familie bedroht.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Das Reich der Sieben Höfe konnte mich deutlich mehr fesseln als Sarah J. Maas' vorherige Reihe um Celaena. Diese Heldin jammert nicht, arbeitet hart und pragmatisch. Dabei ist allerdings auch einiges vorhersehbar: typisch Romantasy eben. Und das Finale empfand ich schlicht als enttäuschend.
Hintergrund: Krieg zwischen Mensch und Fae
Fae und Menschen haben meist Probleme miteinander - man ist zu unterschiedlich, versteht sich nicht so recht. In der Welt dieses Roman ist dies noch deutlicher: Die Fae versklavten die Menschen in der Vergangenheit und konnten nur durch Krieg in ihr eigenes Reich zurückgedrängt werden. Noch heute fürchten die Menschen die Fae - oder hassen sie wie Feyre.
Dieser Hintergrund verleiht der Welt einen düsteren Touch, auch wenn man vergleichsweise wenig von ihr sieht. (Zu Beginn gibt es zwei Karten - die seltsamerweise nicht übereinander passen.) Im Englischen verglich der Verlag dies mit George R. R. Martin. So weit würde ich nicht gehen, auch wenn der Touch ähnlich gritty ist: die Welt ist düster und gefahrvoll; Figuren sterben, teils ohne Chance oder Sinn; glänzende Helden gibt es nicht. Die Menschen kämpfen ums Überleben oder horten ihr Gold; unter den Fae sucht jeder den eigenen Vorteil. Ich mag solche Welten: Trotz Fantasy sind sie realistischer als "Held rettet die Welt".
Aktive Heldin
In einer solchen Welt muss man etwas tun, um zu überleben. Feyre macht genau dies: Sie jagt; im Wald; allein. Für eine junge Frau könnte dies kaum unpassender sein und Wälder sind ein gefährlicher Ort. Aber Feyre hat keine andere Wahl, denn so sichert sie das Überleben ihrer verarmten Familie. Diese ist im Kontrast passiv-lethargisch und trauert dem verlorenen Vermögen nach.
Ein Vergleich zu Sarah J. Maas' letzter Heldin, Celaena, drängt sich geradezu auf: Auch die Meuchelmörderin agierte selbst. Aber selbst nach dem Straflager lebte sie im Luxus und wirkte auf mich arrogant bis zum Exitus: die beste Ausbildung, die Beste überhaupt ... Erst in späteren Bänden wurde sie mir sympathischer. Feyre hingegen empfand ich als bodenständiger, greifbarer, echter.
Bildet Feyres Familie einen Kontrast im Kleinen, so kontrastiert sie mit den Fae im Großen. Die unsterblichen High Fae tun wenig. Sie beobachten die Dinge und handeln, wenn es amüsant werden könnte, sie etwas besitzen wollen oder dazu gezwungen werden. Denn bei all ihrer Macht ist Amüsement in einem jahrhundertelangen Leben das Einzige, was bleibt.
Liebe: Familie und Romantik
Natürlich ist auch Feyre indirekt gezwungen zu handeln - das oder verhungern. Mit der Jagd ernährt sie ihre Familie und hat wenig Zeit für anderes. Sex ist Teil ihres Lebens - bewusst ohne Liebe und Aussicht auf eine Zukunft, lediglich die Befriedigung von Bedürfnissen. Einziger Luxus, den Feyre sich gönnt - oder gönnte - sind einige Malfarben.
Liebe wird erst zum Thema, als Feyre ins Land der Fae verschleppt wird (ach ja, da war ja Rosen im Titel!). Sie lernt ihren Entführer als Gastgeber kennen und auch andere Figuren bieten sich als mögliche Love Interests an. Das zentrale Paar ist dennoch einfach gefunden - auch ohne dass man Werbung mitbekommen hat, derzufolge dieser Roman auf Die Schöne und das Biest basiert. Ja, es gibt Parallelen, aber gleichzeitig ist die Geschichte ein gutes Stück von der Vorlage entfernt. Tamlin kann sich in ein Tier verwandeln, wirkt aber nie bestienhaft und ist "nur" mit einer Maske verflucht. Diese tragen auch die Fae in seinem Haushalt - und die typische Glamour-Magie lässt sie vergleichsweise normal wirken. Einige Randfiguren fand ich dabei sehr interessant, wie den intriganten Rhysand - für mich eine weitaus interessantere Figur als Tamlin, der in mancher Hinsicht treudoof zu sein scheint. Im Wesentlichen blieben sie aber Stereotypen - auch, weil ihre Rollen alle vergleichsweise klein blieben, dadurch bedingt, dass ausschließlich aus Feyres Sicht erzählt wird.
Feyres und Tamlins beginnende Beziehung entwickelt sich, wie man es kennt. Sie wird jedoch durch eine andere Liebe problematisch: die zu ihrer Familie. Wie sollen ihre Schwestern für sich sorgen? Feyre denkt daher oft an Flucht. An dieser Stelle tue ich mich dann doch etwas schwer mit ihr: Ihre Familie dankt es ihr kein Stück und ein Versprechen gegenüber der verstorbenen Mutter finde ich etwas weit hergeholt.
Unerklärliche Fae
Aber zurück zu den Fae. Schnell ist klar, dass Feyre in der Welt der Fae nichts verloren hat. Die Wesen hier sind seltsam, magisch und feindselig. Das Grundstück von Tamlins Herrenhaus darf Feyre nicht verlassen aber was dort lauert, wird nur in einigen Fällen klar. Das hat seinen eigenen Charm: Die echten Fae dieser Welt bleiben fremd und gefährlich, düster und unbekannt. Das steht im Gegensatz zu manchen modernen (insbesondere Urbanen) Fantasy-Romanen, welche diese Wesen nahezu wissenschaftlich analysieren, klassifizieren und bestimmen.
In diesem Sinne sind Sarah J. Maas' Fae deutlich näher an den Sagen und Legenden. Und diese Fae sind den Menschen eher selten gewogen. Für Feyre gilt das ganz besonders: Sie hat einen von ihnen getötet, einzig und allein deshalb, weil er ein Fae war. Einige sinnen daher auf Rache - was für eine Strafe ist es schon, in Luxus zu leben?
Dennoch versteht die Protagonistin wenig von dem, was um sie herum geschieht. Sie hört früh von dem Fluch und belauscht die Bewohner des Hauses; aber sobald diese sie bemerken, schweigen sie und Feyre bleiben nur Bruchstücke ohne Gesamtbild. Als Leser erahnt man freilich, in welche Richtung es geht. Die Spannung bleibt trotzdem auf gutem Niveau, gerade weil Details offen bleiben. Action gibt es hingegen nur in einzelnen Episoden. Das fand ich nicht unangenehm, möchte aber festhalten, dass dieser Roman eher langsam vorwärtsgeht.
Action und Enttäuschung zum Abschluss
Das gilt nicht für das Ende. Hier dreht Sarah J. Maas noch einmal das Action-Ventil auf: Feyre muss (sehr klassisch) drei unlösbare Aufgaben bestehen, um sich selbst und Tamlin zu retten. Zuvor nur im Hintergrund bedroht, schwebt Feyre nun in unmittelbarer Lebensgefahr.
Leider gibt es auch eine Alternative zu den Aufgaben: Ein Rätsel lösen und sofort die Freiheit erlangen. Die Frage ist typisch verworren, die Antwort ... ach je. Ich behaupte: Du hast genau jetzt eine gute Chance hast, die korrekte Lösung zu geben. Ja, ohne die Frage zu können. Denn sie ist absolut vorhersehbar. Meines Erachtens passt sie nicht einmal gut und ist eine Dämlichkeit sondergleichen. Umso schlimmer, dass sie am Ende alles zum Guten wendet, einfach so. Natürlich nicht alles: Dies ist eine Romantasy-Trilogie (plus Spinoffs). Das Ende ist daher bittersüß und einige Probleme sind offen. Den vorläufigen Abschluss fand ich jedoch extrem enttäuschend und habe dadurch einen ziemlich üblen Nachgeschmack - und ob mir das finale Finale (um nicht zu spoilern) gefällt, da bin ich mir ebenfalls unsicher.
Trotz dem meiner Meinung nach misslungenen Rätsel im Finale konnte Das Reich der Sieben Höfe: Dornen und Rosen mich lange Zeit gut unterhalten. Romantasy-Leser(innen) sollten mindestens einen Blick in die Leseprobe werfen. Und trotz des mir missfallenden Endes: Ich freue ich mich auf den zweiten Band - vielleicht mit einem prominenteren Rhysand. Alles in allem bietet der Roman Romantasy mit einer aktiven Heldin und einem düsteren Touch.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
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Lesermeinungen:
Name: julia | Bewertung: (10) | Datum: 20.08.2021 16:58:57 |
Ich bin gerade fertig geworden mit dem Buch und muss sagen ICH LIEBE ES! Es war süß, spannend und nervenraubend. Am Schluss hab ich nur mehr auf das Happy End gewartet und gehofft. Es ist eine tolle Buchreihe und freue mich jetzt schon zu hören wie es mit der Liebesgeschichte zwischen Feyre und Tamlin weiter geht. Ich kann es nur weiterempfehlen. | ||