Buch-Cover, Thilo Pasch: Heldenerbe

Heldenerbe

Serie: Heldenerbe-Saga (#1)Genre: Fantasy
Seiten: 576
Erschienen: 10/2013 (Original: 2013)
ISBN: N/A
Preis: 6,00 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Will wächst behütet am Königshof des Wiesentals auf. Doch die Zeit eines langen Friedens geht vorbei: Tore, die Wills Großvater einst schloss, öffnen sich wieder. Damit ist der Weg frei für die Rückkehr von Jasper, dem Bruder des Großvaters, der schon einmal das Land in Krieg stürzte. Von einen Tag auf den nächsten sind Will und sein Freund Tom gezwungen, in die Welt hinauszuziehen und Unterstützung zu finden. Doch reicht Wills magisches Talent aus, um Jasper zurückzuhalten? Denn schon Wills Großvater war ein mächtiger Magier und konnte Jasper nicht besiegen.

Das Buch Heldenerbe von Thilo Pasch erhält 7 von 10 Punkten.

Heldenerbe ist Programm: Will zieht zu seinem großen Abenteuer aus, weil sein Großvater die Dinge so arrangierte. Heldenerbe ist eine klassische Helden-Abenteuergeschichte. Nichts wirklich Neues, am Anfang etwas durchgerüttelt, mit kleineren Macken: eine typische Geschichte ohne elaborierte Welt - kurzweilige, unkomplizierte Unterhaltung.

Am Anfang leicht durchgerüttelt

Zu sagen, es wäre schwer, sich in diesen Roman hineinzufinden, wäre gelogen. Man findet schnell hinein: Thilo Pasch setzt auf bekannte Figuren, Völker und Rassen und auch die Handlung ist bekannt. Das überspielt auch einige kleinere Probleme: In einer bekannten Geschichte findet man leicht zum richtigen Weg zurück.

Was sind diese kleinen Kinken? Sie beginnen mit dem Prolog (und später Epilog) - aber die kann man beide abhaken und eine Verbindung zur Geschichte besteht. Nun folgen allerdings recht unmotivierte Zeitsprünge: "Es ist ..." und "Es war ..." sieht man über Abschnitten und Kapiteln stehen, während Ich-Erzähler Will sich auf einen Kampf gegen Räuber vorbereitet und erinnert. Zwar befähigen diese Wechsel Thilo Pasch dazu, die Erinnerungen zu zeigen und die Vorgeschichte aufzuholen, aber so recht überzeugen konnten sie mich nicht. Immerhin folgt schließlich ein "Es ist ... es bleibt ...", das die Zeitsprünge Beendet. Will bleibt nun als Ich-Erzähler im Präsenz, ergänzt durch die Erlebnisse anderer aus der Drittperspektive eines auktorialen Erzählers.

Ein weiterer Stolperstein: Wills Großvater heißt William - und dessen Sohn Wilbur. Familientradition? Das macht zwar Sinn, schützt aber leider nicht davor, die Namen durcheinander zu bekommen.

Ist die Geschichte in Fahrt gekommen, werden diese kleinen Stolpersteine jedoch überfahren. Einzig die Bezeichnung Unterarten kam mir immer wieder merkwürdig vor. Hier ist sie im Grunde eine Bezeichnung für alle Monster-Rassen. Auf mich wirkte sie wissenschaftlich, warf dadurch aber Fragen auf: Unterarten von welcher (Ober-)Art? Und wie hängen Unterarten mit Rassen zusammen? Sind Elben und Zwerge jetzt Rassen oder Unterarten ... von Menschen? Und was ist da überhaupt der Unterschied? Letztendlich meine Frage: Wozu diese ungewöhnliche Bezeichnung? Thilo Pasch geht nicht darauf ein; mich irritierte sie wiederholt.

Klassische Geschichte: Queste zur Weltrettung

Denn statt der Konstruktion einer eigenen Welt folgt er Will und Tom auf ihren Heldenreisen. Dies sind typische Questen zur Rettung der Welt: High Fantasy mit Abenteuer und Romanze, dazu eine Prise Entwicklungsroman.

Und um auf den Titel zurückzukommen: Diese Aufgabe ist Will vorherbestimmt. Sein Großvater William, selbst Magier, konnte den dunklen Kriegsmagier Jasper nicht gänzlich bezwingen und plante daher, dass sein Enkel ihm einst gegenübertreten würde. Ein Heldenerbe fürwahr, denn William stellte sich seinem Bruder in einer letzten Schlacht - und keiner der beiden wurde je wieder gesehen. Zuvor schuf William noch Wandere Welten für die unterschiedlichen Rassen und Völker wie Elben, Eiskrieger, Zwerge und Menschen.

Diese anderen Welten sind hinter einem roten Schleier, der nun wieder durchquerbar ist - zum Guten, aber auch zum Bösen. Denn natürlich hat Jasper überlebt und erschafft sich durch Gedankenkontrolle eine neue Armee. Allerdings können Will so auch alte Verbündete kontaktieren, die zuvor durch den Weltennebel abgeschnitten waren.

Auf seiner Reise findet Will früh eine Eiskriegerin als Verbündete - und ihr Volk scheint ihr bereitwillig in die Schlacht zu folgen. Tom hingegen macht sich auf zu den Elben, deren Volk seine Großmutter angehörte. Ja, man kann hier bereits die Endschlacht heraushören, zu der sich alle Armeen versammeln.

Zügige Handlung

Auf diese Endschlacht geht es stetig zu: Brechen Tom und Will zunächst noch auf, um die Portale zu überprüfen, wird dies schnell zu einem Sammeln von Verbündeten. Es gibt Nebenfiguren und -episoden; aber diese sind relativ schnell abgeschlossen. Sie sind unterhaltsam, sind keine große Abschweifung und entwickeln die Hauptfiguren weiter.

Eine Nebenhandlung blieb mir hingegen unklar: Will muss schließlich die Gestalt eines Monsters annehmen. So weit, so gut - aber der Zweck der folgenden Reise blieb für mich unklar. Ebenso war das Selbstopfer einer anderen Figur für mich recht unmotiviert und der Held hat in sich die Macht, alles zu erreichen - sein verkrüppeltes Bein könnte ebensogut nicht vorhanden sein.

Diesen Plot gibt es nicht nur in der Fantasy; es ist einer von wenigen grundsätzlichen Plots. Dennoch dachte ich manchmal: Ahja, das ist jetzt halt so, weil das in der Fantasy so ist. Ein Beispiel: Jasper ist schlicht böse. Daran lassen seine "besessenen" Diener und die Monster, die ihm folgen, keinen Zweifel. Aber eine echte, persönliche Motivation fehlt dieser Figur. Sie ist unkomplex, will einfach nur Rache oder den Thron. Seinen Gegnern, den Helden, fällt allein hierdurch die ebenso unkomplexe Rolle der Guten zu. Der Zugang zum Roman ist sehr einfach, was aber auch Komplexität und neue Ideen einschränkt.

Dabei ist nicht alles Standard. Viele Elemente sind in anderer Form schon einmal dagewesen, wie eine verwunschene, verwüstete Magierwelt oder die Schankmagd, die zur Heerführerin wird. Aber die konkrete Ausführung von Thilo Pasch hat etwas Eigenes. Besonders angetan hat es mir Herr Disteldorn, genannt Fluse. Dieser ist ein Rumbatz, ein gutmütiger Plüschtier-Yeti mit einem Faible fürs Knuddeln.

Dennoch bleibt der Fokus auf der Handlung und diese Ideen werden kaum eigenständig entwickelt. Ich bin mir unsicher, ob das schlecht ist: Exposition würde die Handlung verlangsamen und langweilen. Aber so ist Heldenerbe eine ziemlich standardmäßige Fantasygeschichte: Magie, Krieger, Endschlacht, vorhersehbarer Verrat und Romanze; klassisches Gut gegen Böse. Von den zigtausend Versionen da draußen ist dies aber sicher nicht die schlechteste.

Buchqualität

Hier könnte die Rezension enden, aber ich möchte noch ein paar Worte zur Buchqualität verlieren. Das geduckte Buch ist problematisch: Es klappt von selbst sofort zu. Selbst nach komplettem Lesen steht nur die Titelseite etwas hoch. Das klingt gut, unkaputtbar, hat jedoch eine unschöne Konsequenz: Man muss beim Lesen recht starken Druck auf beide Seiten ausüben, oder das Buch schlägt zu. Unpraktisch, wenn man gerne im Liegen liest und sich mit dem anderen Arm aufstützt oder die zweite Hand anderweitig benötigt.

Auch ein zusätzliches Korrektorat wäre sinnvoll gewesen: Es gibt ziemlich viele Fehler. Hier ist das hohe Tempo mit viel Handlung ein Segen und hilft, diese Fehler einfacher zu übergehen als bei einer langsamen Geschichte.

Fazit: Thilo Paschs Heldenerbe ist ein klassisches, einfach zugängliches Fantasy-Abenteuer mit einer Schlacht des Guten gegen das Böse: solide, unanstrengende Unterhaltung mit akzeptablen Schwächen und Standard-Motiven. Im Nachfolger sollte Thilo Pasch mehr eigene Ideen entwickeln. So ist der Roman eine Empfehlung für alle, die Standard-Fantasy ohne Haken und Ösen lesen möchten.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Zitat(e) aus dem Buch

  • "Na toll", erwiderte ich, "und beim nächsten Mal schubst du den dumpfen Prinzenbengel einfach mal von einer hohen Klippe und schaust, ob er fliegen kann?" "Mhm, ... mal überlegen ..."

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