The World of Vikings
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Bevor eine falsche Erwartungshaltung aufkommt: Wer ein Sachbuch über Wikinger sucht, ist hier entschieden falsch. Zugegeben nicht vollkommen falsch, denn um Wikinger geht es durchaus. Allerdings stehen im Zentrum nicht die historischen Nordmänner, sondern die Charaktere aus der kanadisch-irischen Fernsehserie Vikings, die ab 2013 ausgestrahlt wurde. Das Buch ist mehr eine Ergänzung für Fans und dreht sich daher immer wieder um die TV-Serie: Welche Mythen wurden angepasst, welche historischen Ereignisse und Personen verarbeitet; welche Schwierigkeiten gab es dabei. Aus diesem Ansatz ergibt sich auch, dass The World of Vikings mehr in die Breite geht, viele Themen anschneidet, aber keines bis ins letzte Detail behandelt.
Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten.
Wikinger und Vikings
Ich habe die TV-Serie Vikings nie geschaut. Tatsächlich war ich eher überrascht, dass der Zauberfeder-Verlag mir dieses Buch zusammen mit einem anderen zusandte. Dennoch legte ich es auf meinen Nachttisch und war gespannt, was mich in diesem Buch erwartet.
Buch zur Serie ist vermutlich das wichtigste Stichwort: The World of Vikings dreht sich weniger um die historischen Wikinger als um die TV-Serie Vikings. Ein historischer Anspruch wird in Kommentaren betont, gleichzeitig aber gerechtfertigt, warum es vielfältige Anpassungen gab und geben musste. Das ist nachvollziehbar und legitim: Regisseur Michael Hirst schuf mit Vikings eine Serie, die unterhalten soll - keine Dokumentation. Dementsprechend muss historische Genauigkeit der Dramaturgie einer unterhaltsamen Geschichte weichen.
Allerdings mag ich es mir einen zynischen Kommentar zum Vorwort nicht verkneifen: Michael Hirst betont hier, er möge Fantasy nicht. Er ziehe Geschichten vor, die das Leben schreibt. Passiert ja auch oft im realen Leben, dass Ereignisse mehrere Jahre aber nur einen Tag auseinander liegen ... Mancher Fantasy-Roman ist durch die Realgeschichte inspiriert; einiges aus Fantasy-Romanen könnte sehr ähnlich in der Realität spielen. Der Übergang ist fließend. Wer Historizität genau nimmt, muss Vikings eher als Fantasy-Geschichte bezeichnen. Denn real im Sinne von "genau so geschehen" ist es sicher nicht und manches bricht auch mit der Zeit der Handlung. Dies als womöglich alleiniges Bewertungskriterium zu wählen wäre allerdings unfair. Denn zwar kann einiges nicht so passiert sein, insgesamt wirkt Vikings aber zumindest in Teilen authentisch besonders im Vergleich zu dem, was sich einige andere "historische" Filme leisten. Und wenn die Sagas und Erzählungen übertrieben ... ganz ehrlich: was soll's! (Zumindest solange ich zu diesen Konzessionen bereit bin.)
Dramaturgie schlägt Realität
Es sollte bereits klar sein: Ich spreche der Serie nicht ab, sich auf echte Ereignisse zu beziehen. Das Buch geht auf diese verwendeten Personen und Ereignisse ein und erörtert den Kontext. Das gilt auch für Mythen, die beständig mit der Handlung verwoben wurden. Oft laufen einige Kommentare auf das Folgende hinaus: Eigentlich lag ziemlich lange Zeit zwischen diesen Ereignissen und Personen, aber für die Dramaturgie ...
Es bleibt jedoch, dass durchaus reale Ereignisse die Grundhandlung vorgaben. Dennoch: Auch die Autorschaft von Justin Pollard (Historiker und Berater für die TV-Serie) machen daher aus diesem Vikings-Buch kein Wikinger-Buch. Gefühlt orientiert es sich an der Zielsetzung der Serie: Es soll vielleicht ein wenig Wissen über Wikinger vermitteln - ein nettes Extra; aber in erster Linie soll es unterhalten. Und auch als Verweigerer der Serie fand ich dieses Werk sehr kurzweilig: Die Texte haben eine gute Länge, um stückchenweise konsumiert zu werden. Primär richtet sich das Buch dennoch an Fans von Vikings, die hier mehr als einen Blick hinter Kulissen bekommen.
Bildband: Ich will Poster!
Berserker Rollo
Dieses Bild ist keine Ausnahme: Beinahe jede zweite Seite ist ein der Serie entnommenes Bild, das man sich auch als Poster an die Wand hängen könnte. Kleinere Bilder ergänzen den Text auf den anderen Seiten zusätzlich. Diese Bilder beschwören die Folgen erneut herauf und passen gut in den jeweiligen Abschnitt. Durch sie wird das Buch beinahe schon zu einem Bildband.
Text kommt dennoch einiger zusammen. Kritisch mag man dabei die recht kleine Schrift sehen; ich persönlich hatte jedoch keine Probleme. Weiter ergänzt werden die großen Fotos durch einige historische Abbildungen. Das beginnt beim Cover selbst: Natürlich ist es ein normales Hardcover, aber dem Aussehen nach einem Einband aus Holz und Leder nachempfunden.
Drei Teile: Wikinger, Sachsen, Franken
The World of Vikings erscheint nach Ende der dritten Staffel. Auch dieses Buch ist in drei Abschnitte geteilt, jedoch nicht den Staffeln und Episoden entsprechend. Im ersten Teil geht es um Skandinavien, im zweiten Teil um England und im dritten Teil ums Frankenreich. Innerhalb dieser Teile beschäftigen sich Kapitel mit einzelnen Schwerpunkten. Eingeleitet werden diese aus (Halb-) Sicht eines Charakters. Im Anschluss wird je nach Thema die Geschichte eines Charakters erörtert, auf die Gestaltung von Kostümen oder Sets eingegangen oder ein Unterthema herausgepickt. Hier kommen auch die Mitarbeiter zu Wort: Sowohl Schauspieler als auch Set Decorators, Product und Costume Designers reißen an, wie sie eine Szene empfanden, wie sie sich vorbereiteten, was sie mit einem Design oder einer Darstellung erreichen wollten und welche Schwierigkeiten sie hatten. Meistens könnten sie wohl viel mehr sagen. So wirkt es zwar kurz, aber keineswegs abgehackt: Ein Rundumblick eben, der viele Themen anschneidet und auch dadurch interessant bleibt.Fazit: The World of Vikings ist ein Buch für Serienfans, wie man es erwarten kann, das allerdings auch so gut unterhält. Dennoch ist es mehr Bildband und Zusatzinfo zur Serie als ein Geschichtsbuch. Eine meiner ersten Ideen: Gut dürfte es sich eignen, um auf den Bildseiten Autogramme der Schauspieler zu sammeln.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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Leseprobe
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