Lady Midnight (Hörbuch)
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Als Emma Carstairs Eltern ermordet wurden, herrschte der Dunkle Krieg. Doch die inzwischen 17-jährige Emma glaubt nicht, dass ihre Eltern Opfer dieses Krieges wurden.
Jetzt, fünf Jahre später, sorgt eine Mordserie für Unruhe unter den Schatten- und Feenwesen. Zwar ist dies Feenangelegenheit und eine Einmischung ist Schattenjägern verboten, aber das Angebot der Fae kann man kaum ausschlagen. Als Emma dann auch noch die gleichen Zeichen auf den Mordopfern findet wie auf den Leichen ihrer Eltern, hält sie nichts mehr zurück: Endlich eine Spur! Doch auf Ihrer Suche nach Rache bringt sie jedoch nicht nur sich, sondern auch ihren Seelenverwandten Julian in Gefahr.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Zäher Beginn
Zu Anfang hätte ich dieses Hörbuch so beschrieben: melancholisch, langsam, zäh. Denn der Einsteig zieht sich ziemlich. Ich vermute, das liegt zu Teilen daran, dass dies zwar der erste Band einer Reihe ist, gleichzeitig aber die Fortsetzung einer größeren Reihe. Chronologisch spielt Lady Midnight nämlich unmittelbar nach den Chroniken der Unterwelt und deren Prequel, den Chroniken der Schattenjäger. Zu anderen Teilen liegt es aber sicher auch daran, dass sehr viele Figuren, Probleme und Gegebenheiten eingeführt werden, bevor die Geschichte wirklich losgeht.
Einige dieser Figuren kann man aus den Vorgängern kennen. Gelegentlich hatte ich dann auch den Eindruck, dass mir einige Details, das Wissen um manche Figur und ihre Vorgeschichte fehlt. Denn die Ereignisse des Dunklen Krieges um Sebastian Morgenstern rekapitulier Cassandra Clare kurz und knapp. Leser der vorigen Teile können also relativ schnell wieder hineinfinden und ihr Vorwissen abrufen. Einsteiger haben zwar keine Probleme, der Handlung zu folgen, können aber kleinen Verwechslungen begegnen: Lange fragte ich mich, was in Spanien geschah und was Spanien mit dem Ganzen zu tun hat. Nichts! Das Alicante ist nicht die Spanische Stadt sondern liegt im verbogenen Reich der Schattenjäger, Idris. Das fand ich erst zufällig heraus, nach Ende des Romans.
Dass ich einen Einstieg dennoch für möglich halte, liegt auch daran, dass Lady Midnight trotz einiger Komplexitäten im Kern eine recht einfache Geschichte ist. Und wwar nicht nicht in allen Details, aber doch in der großen Linie vorhersehbar ist.
Komplizierte Liebe
Eine dieser Komplexitäten ist die Liebe. Im Zentrum der Geschichte steht die Familie Blackthorn. Arthur Blackthorn leitet das Schattenjäger-Institut in Los Angeles - zumindest glaubt das jeder. Tatsächlich führt jedoch sein junger Neffe Julian die Korrespondenz und leitet das Institut und die Familie faktisch - ohne dass selbst seine Geschwister dies wissen. Auch Emma Carstairs, Julians Parabataiist vollkommen unwissend.
Und Emma ist Julians großes Problem. Denn er wünscht sich keinen Parabatai - er liebt Emma und genau das ist diesen einander verschworenen Kampfgefährten verboten. Zwar will keiner der beiden wahrhaben, was der andere empfindet; dem Leser ist es aber schnell offensichtlich - und auch mancher anderen Figur.
Emma und Julian sind jedoch nicht die einzigen Charaktere mit Liebesproblemen: Die Austauschschülerin Christina ist auf der Flucht vor dem perfekten Diego, der ihr Herz gebrochen hat. Und Mark Blackthorn, der einst der Wilden Jagd gegeben wurde, bringt nicht nur ein Interesse sowohl an Christina als auch an Emma mit, sondern auch die andersartigen moralischen Vorstellungen der Fae - und einen eifersüchtigen Feenprinz.
Das Problem der Fae: Ritualmorde
Die Fae stoßen das Problem, das die Schattenjäger lösen sollen, überhaupt erst an. Grundsätzlich ist es Schattenjägern verboten, sich in die Angelegenheiten der Fae einzumischen. Doch genau darum bittet eine Delegation - und stellt Marks Rückkehr in Aussicht. Denn allein kommen die Fae nicht weiter: Seit einiger Zeit werden Morde in Los Angeles verübt und unter den Opfern sind auffälligerweise einige Feenwesen.
Mit diesen Morden scheint es jedoch mehr auf sich zu haben: Emma entdeckt Parallelen zum Tod ihrer Eltern. Nie hat sie daran geglaubt, dass Sebastian Morgenstern verantwortlich war - zu ungewöhnlich, zu untypisch. Die Spur führt sie nicht nur zu einem Geheimbund, sondern auch in die Vergangenheit der Familie Blackthorn.
Zwischen zwei Welten
Die für mich interessanteste (Neben-) Handlung dreht sich jedoch nicht um das "Hauptproblem" des Romans, sondern um Mark Blackthorn, was auch daran lag, dass Emma mir einfach nicht sonderlich nahe kam. Cassandra Clare gelingt hier die Darstellung einer Figur, die zu zwei Welten gehört - ein komplexer Part in einem manchmal fast schon zu einfachen Roman. Mit vielen persönlichen und familiären Problemen weiß sogar Mark selbst nicht, wohin er gehört. Für seine Familie ist es zunächst klar - doch dann folgen Zweifel.
Denn auch wenn Marks Rückkehr willkommen ist: Mark ist nicht mehr wie früher. Er ist keinen Tag gealtert und doch verändert; die Feenwelt hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mark hält seine Familie daher für Trugbilder, einen grausamen Scherz der Fae. Selbst als er vom Gegenteil überzeugt wird, bleiben viele Probleme. Denn inzwischen hat er die Vorstellungen und Verhaltensweisen der Fae angenommen, was bereits den Umgang mit seinen Geschwistern erschwert.
Nach Startschwierigkeiten: Action und Tempo
Die Suche nach dem eigenen Platz klingt wie eine eher langsame, grüblerische Handlung. Cassandra Clare stellt sie trotzdem gelungen und anschaulich dar: Die Selbstverständlichkeit mit der Mark seine Begehren äußert, die Sorglosigkeit, mit der er seine Geschwister Verwüstungen anrichten lässt; sein Unverständnis, warum dies nicht einfach so geht und weshalb Julian sich aufregt.
Die Suche nach dem Mörder und um was es eigentlich geht, führt Emma und Julian zudem schnell in bedrohliche Situationen. Actionszenen und Kämpfe lockern die Familien- und Beziehungsprobleme immer wieder auf und vermischen sich sogar. Denn immerhin sind die Blackthorns eine Familie von Schattenjägern ... und mit fünfzehn will man nicht einfach nur herumsitzen und am Computer recherchieren.
Seltsamer Bonus-Epilog
Blieben noch zwei Dinge. Erstens: Das Titelbild. Es ist direkt der Handlung entnommen, sagt aber so gut wie nichts über die Handlung aus. Ich frage mich, welche Assoziation geweckt werden sollte.
Zweitens: die Bonusgeschichte nach dem Epilog. Diese Geschichte springt in der Handlung leicht zurück und zu anderen Charakteren, die gerade zuvor in die Haupthandlung eingetreten waren. Ich war irritiert, fragte mich, ob mein MP3-Player etwas verdreht hatte: falsche Reihenfolge? Gelöschte Tracks? Das war nicht der Fall, aber mein Vor- und Zurückspulen riss mich ziemlich aus der Geschichte heraus. Leser der vorigen Serien winkt hier in jedem Fall eine Begegnung mit den "alten" Helden - nicht notwendig, aber für sie ganz treffend ein Bonus.
Nach dem zähen Auftakt ist Lady Midnight ein gelungener Auftakt zu einer neuen Reihe. Im Grunde stellt sich mir jetzt die Frage, ob ich mir die bereits erschienenen Bücher noch besorge, denn die Hauptgeschichte mag simpel sein und bekannten Mustern folgen, würzt aber an sinnvollen Stellen mit Komplexität.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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