Buch-Cover, Stephan Lethaus: Das magische Erbe der Ryujin

Das magische Erbe der Ryujin

Serie: Ryujin Saga (#1)Genre: Fantasy
Seiten: 641
Erschienen: 06/2016 (Original: 2016)
ISBN: 978-1-5332-7296-6
Preis: 2,99 (eBook) / 17,99 (Print) Euro (Softcover)
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In Skaiyles greift Hofmagier Mortemani im Geheimen nach der Macht. Als Verfechter der Reinen Magie ist es sein erstes Ziel, die Drachenmagier und ihre Alte Magie zu vernichten. Mitten hinein in diesen Konflikt gerät der Stallbursche Rob, als er vom Drachen Fuku erwählt wird - sehr zur Verwirrung beider, doch ohne Umkehrmöglichkeit. Bald darauf finden sich die beiden auf der Flucht und organisieren den Widerstand gegen Mortemani. Dabei treffen Sie auch eine junge Frau: Mi Lou stammt aus unserer Welt und weiß selbst nicht, wie sie nach Skaiyles kam - und dass etwas sie mit dieser Welt verbindet.

Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten.

Das magische Erbe der Ry?jin ist in mancher Hinsicht ein typischer Fantasy-Roman und ein typisches Self-Publishing-Debüt. Es gibt einige sprachliche Mängel und Irritationen; der Grundplot ist nicht neu. Aber gleichzeitig erzählt Stephan Lethaus nach anfänglichem Stocken seine Geschichte so, dass ich diese Schwächen hinnehmen kann.

Ausladender Weltenbau - ohne Gesamtwelt

Stephan Lethaus beginnt seinen Roman relativ langsam und berichtend. Einerseits gibt das Zeit, die Welt zu begreifen. Andererseits hat es Nachteile: Gerade zu Beginn ist die Erzählung, die neben Geschehen auch Denken und Welt erklärt, langatmig. Gerade weil der Autor nicht nur eine Fantasy-Welt, sondern auch noch eine Zukunftswelt im Jahr 2055 kreiert, kommt die Geschichte nur langsam in Fahrt.

Kurios: Trotz relativ ausführlicher Darstellung bleibt vieles vage. Es gibt mehrere Fraktionen. Reiche und Rassen, aber über diese kann ich wenig sagen. Auch einzelne Begriffe werden nicht erklärt, sondern geradezu als bekannt vorausgesetzt: was ein magisches Kabinett ist oder was Styrnböcke sind, erschloss sich mir zunächst nicht; letztere hielt ich für normale Wildtiere.

Größere Auswirkung hat jedoch die zweigeteilte Welt: Zu Beginn wusste ich gar nicht, was unsere Welt im Jahr 2055 jetzt mit der Geschichte zu tun haben soll - ich wollte diese weiterlesen, keine Science-Fiction!

Fantasy mit Science-Fiction Spritzer

Thema Science-Fiction: 2055 nutzen die Menschen Bioimplantate und Cyber-Augmentation. Das Erste, was der Leser von dieser Welt sieht, ist ein Geheimbund, der die Welt beherrschen will. Anknüpfungspunkt zu Skaiyles? Keine.

Na gut, wenn man sucht, findet man kleine Hinweise. Hauptfigur in dieser Welt ist Mi Lou. Sie hat asiatische Wurzeln und wurde von ihrem Urgroßvater Daichi in der Ry? Ryû, der Schule der Drachen, zu einem Ninja ausgebildet. Ihr Urgroßvater vermachte ihr auch zwei Schwerter. Der Legende nach sind sie Teil der Magischen Fünf: Artefakte einer Rasse namens Ry?jin, die sowohl die Gestalt von Menschen als auch Drachen annehmen konnte.

Auch in Skaiyles kennt man diese Wesen, ein klarer Anknüpfungspunkt, der jedoch erst nach einiger Zeit erkennbar wird. Zuvor gibt es kleinere Hinweise: Der Handlungsort in Skaiyles ist europäisch-mittelalterlich, aber es tauchen Drachen mit asiatischen Namen auf. Zunächst irritiert dies, denn von Mi Lou weiß man noch nichts; später passt es dann auch. Und dass Mi Lou nach Skaiyles gelangt, überrascht wohl niemanden.

Sprachliche Mängel

Bis es dazu kommt, hat die Geschichte auch an Fahrt aufgenommen. Am Stil ändert sich wenig: Der Erzähler erklärt viel aus dem direkten Umfeld. Das ist nicht unangenehm, zumal es auch kurze Action-Sequenzen gibt. Zwiespältiger sind häufige Perspektivwechsel. Diese kann man mögen oder nicht. Nervig: Im eBook wurden mir diese Szenenwechsel häufig erst einige Sätze später klar, denn es fehlen Absätze oder Trennzeichen.

Störender empfand ich aber, was ich unter sprachliche Mängel zusammenfasse. Wenn ich mich jemand mit "Lieber Burkhard" (oder "Lieber Nico") angesprochen würde ... ich würde mich verarscht vorkommen. Pardon. Das passt vielleicht in einen Brief; im Gespräch klingt es, als behandle man mich wie ein verzogenes, junges Kind.

Zudem hat der Autor einen leidigen Hang zu Bandwurmsätzen. Kommas setzt er gerne - oft zu viele; manchmal falsch. Optional mögliche Kommas hemmten meinen Lesefluss. Mit ähnlichem Effekt irritierte mich die Schreibung von zusammengesetzten Worten mit Leerzeichen, also zum Beispiel "Drachenmagier Lehrling" oder ein Trommeln in einem "Herzschlag, gleichen Rhythmus". Dies warf mich besonders dann aus dem Lesefluss, wenn in der "Wortmitte" ein Zeilenumbruch erfolgte: Ich verarbeitete das erste Wort ... und was dann kam, passte nicht.

Leider sind dies keine vereinzelten Beispiele, sondern etwas, das immer wieder vorkommt. Insgesamt kann ich darüber durchaus hinwegblicken, aber punktuell kam ich jedes Mal ins Stocken.

Figuren: Standard und Abweichung

Weg von der Handlung, hin zu Figuren. Aus dem Prolog weiß der Leser: Stallbursche und Findelkind Rob ist der verschwundene Thronerbe. Nach diesem sucht jedoch niemand; eine Prophezeiung zu einem verborgenen König gibt es nicht. Und Rob ist kein Held. Der Bund mit dem Drachen Fuku trifft ihn vollkommen unerwartet. Selbst dann interessiert sich (noch) niemand für seine Vergangenheit, aber schrittweise lernt Rob, Verantwortung zu übernehmen.

Fuku hatte das Talent, komplizierte Probleme sehr einfach darzustellen und sich dann etwas Neuem zu widmen.

Thema Verantwortung: Mir gefällt Fuku. Er ist nicht der typische weise Drache, sondern sehr jung - ein rebellischer Teenager-Drache. Sein Lehrer nervt ihn: Etikette, wichtige Aufgabe, alles richtig machen - das hat er doch schon tausendmal gehört! Ein gutes Herz kann man dem Drachen kaum Absprechen; Erfahrung jedoch sehr wohl - und genug Unsinn im Kopf hat er für Rob gleich mit. Dies ist einmal ein sympathischer und durchaus anderer Drache.

Was weitere Figuren angeht: Mit Mi Lou wurde ich nie so richtig warm. Die Schurken fallen ins typische Raster - die Vertreter der Reinen Magie wirken ausschließlich aggressive, Schaden verursachende Magie. So bilden sie einen starken Kontrast zu Anhängern der Alten Magie. Weitere Figuren füllen typische Rollen bis hin zum Freund, der vom Bösen verleitet wird und dem Volk, das niemand berücksichtigt hat. Beim Zurückdenken finde ich es schade, dass aus manchem nicht mehr gemacht wurde.

Alte Magie, Neue Magie und Technologie

Mehr hätte zum Beispiel aus der Technologie gemacht werden. Der wesentliche Konflikt in Das magische Erbe der Ry?jin ist Reine Magie gegen Alte Magie. Dieser Konflikt wird sich in der Fortsetzung wohl in einen epischen Kampf um die Weltherrschaft entwickeln.

Mit Mi Lou und dem sie verfolgenden Attentäter kommt hoch entwickelte Technologie nach Skaiyles - in Form von Implantaten jedoch wenig sichtbar. Mi Lous Verbesserungen werden daher kaum erwähnt. Der Attentäter hingegen gerät an die Schurken, die das Potenzial in seinen Implantaten erkennen. Aber auch hier spielen sie nur eine Nebenrolle und rechtfertigen kaum den Ausflug nach 2055.

Fazit: Stephan Lethaus' Das magische Erbe der Ry?jin hat Startprobleme und leidet unter einigen typischen Problemen von Debüt- und Self-Publishing-Romanen. Mit einem sehr erklärenden Erzähler gelingt es ihm dennoch, aus den Typen-Figuren einige Sympathieträger zu machen. Alles in allem ein solider Roman, der mindestens in eBook-Form den Preis wert ist. Lediglich wer sich durch Schreibfehler zu sehr stört, sollte besser Abstand nehmen.

Grundlage der Rezension ist eine Vorabversion.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Zitat(e) aus dem Buch

  • Fuku hatte das Talent, komplizierte Probleme sehr einfach darzustellen und sich dann etwas Neuem zu widmen

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