Totentanz
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Ein Schiff Kartheiser-Sippe von den Behörden festgesetzt: mehrere Container mit Waffen an Bord wurden gefunden. Niemand kann sich einen Reim darauf machen. Haben die Angestellten vor Ort die Waffen geschmuggelt? In Marseille findet Nathaniel jedoch keine klaren Antworten. Vielmehr ergeben sich beängstigendere Gedanken: Niklas Kartheiser ist der einzige, dem die Möglichkeit offenstünde, die Waffen an Bord zu bringen. Plant er einen Schlag gegen Szandar? Oder stecken die Vampire dahinter? Aber der Name, den Nathaniel erfährt, ängstigt sogar die Vampirin Danea: Papa Marron.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Die Mondwandler-Reihe ist deutsche Urban Fantasy, die auch in Deutschland spielt - eine eher kleine Gruppe von Romanen. In diesem dritten Teil tritt das Lokalkolorit jedoch zurück: Zuerst geht es nach Frankreich, dann werden interne Spannungen der Werwolf-Sippe zum Hauptthema. Stört mich das? Irgendwo schon. Andererseits kam ich durch die Mischung von Politik und Action nie in Versuchung, das Buch wegzulegen. Und dann ist da auch noch das ganz exotische: Voodoo.
Vampire, Werwölfe, Voodoo
Betrachtet man das Cover, könnte man fast einen Roman aus dem Bereich Erotic Fantasy erwarten. Fast - denn mal ganz ehrlich: der Zylinder passt nicht so recht. Und auch der Rückentext nimmt es vorweg, der Titel gibt zumindest einen Hinweis: In Totentanz geht es um Voodoo. Würde man den Umschlag entfernen und nur die Geschichte lesen, dauert es allerdings einige Zeit, bis Hinweise in diese Richtung auftauchen.
Denn zunächst scheint alles relativ normal abzulaufen: Irgendwer schmuggelt Waffen auf einem Schiff der Kartheiser; Nathaniel geht dem nach und gelangt in eine Sackgasse. Auf Magie deutet nichts hin - allenfalls auf Machtspiele oder einen Angriff von außerhalb - vielleicht durch die Vampire Ostkamps?
Als Voodoo dann doch auftaucht, ist Nathaniel ratlos. Die Werwölfe wissen erstaunlich wenig über diese Magie. Zugegeben: In Deutschland ist Voodoo ja auch ungewöhnlich. Totentanz bleibt dementsprechend sehr an der Oberfläche dieser spirituellen Praxis. Im Endeffekt wohl die richtige Wahl; schade nur dass Voodoo-Magie dadurch kaum mehr als ein Werkzeug ist.
Machtkampf um die Sippenführung
Richtig ist die Wahl auch, weil die Machtkämpfe zwischen Niklas Kartheiser und Szandar in den Mittelpunkt rücken. Dieser politische Konflikt schwelt bereits seit Szandar Sippenführer wurde. Kann es sein, dass Niklas zum großen Schlag ausholt? Denn mehr als alle anderen, vielleicht als einziger, ist er als Geschäftsführer in der Lage, die Waffen an Bord zu bringen.
Das scheint zunächst relativ absurd. Ist es nicht wahrscheinlicher, dass die Vampire die Schwäche der Werwölfe nach ihrem Kampf gegen Tamas' Rudel ausnutzen wollen? Es wäre doch sehr leicht, jetzt eine Krise herbeizuführen, dann zu "helfen" und Anteile am lukrativen Kontor zu verlangen.
Und wie kommt Voodoo hier ins Spiel? Erst, als ein Fremder bei einem Angestellten der Kartheiser einbricht. Unerkennbar in einen Motorradanzug gekleidet stellt er sich als Papa Marron vor - und schleudert Nathaniel geradezu mühelos gegen eine Wand. Dies geschieht relativ spät und bringt Nathaniel erst auf die Spur von Voodoo und Papa Marron.
Charakterentwicklung: Alte Feinde, Frische Rache
Erneut führt die Spur zu einigen Verdächtigen - darunter auch Niklas Kartheiser. Er verbrachte Zeit in New Orleans. In seinen Berichten wird Voodoo erwähnt. Und dennoch: selbst sein ungeliebter Sohn Alex kann sich nicht vorstellen, dass sein Vater die Sicherheit der Sippe riskieren würde.
Ist es eine Finte, gerade eine solch offensichtliche Spur zu legen? (Auf diese Idee kommt Nathaniel gar nicht - vielleicht bin ich als Leser zu paranoid geworden.) Da diese Spur überhaupt erst spät aufkommt, kann ich hier nicht viel vorweg nehmen ohne direkt zu spoilern. In Totentanz bekommt Niklas Kartheiser jedoch spürbar mehr Raum und Farbe. Für mich fühlt es sich zunehmend so an, dass er Nathaniel in mancher Hinsicht gar nicht unähnlich ist - und vielleicht genau deshalb nicht mit ihm klarkommt.
Belastete Freundschaft
Wie in Das Blut der Mondwandler und Wolfszorn gibt es auch in Totentanz Rückblicke in Nathaniels Vergangenheit. Mehr zu schaffen macht dem Sippenwächter jedoch seine private Gegenwart: Alex, sein bester Freund, entfernt sich von ihm und der Sippe. Die Sippe hat ihn nie als Mitglied betrachtet; sein Vater Niklas offen seine Ablehnung gezeigt. Aber mit Nathaniel verstand er sich gut (und der Beginn dieser Freundschaft ist Teil der Rückblenden).
Daher versucht Nathaniel, Alex' Freundin zu mögen - wenn er ihn nur nicht so sehr brauchen würde! Denn Alex ist nach wie vor Teil von Nathaniels Einsatzteam - und die Sippe ist offensichtlich im Gefahr. Diese Entwicklung findet eher im Hintergrund statt - mit einem lange grummelnden Nathaniel.
Action und Endkampf Voodoo-Macht
Irgendwann hat Nathaniel jedoch keine Zeit mehr zum Grummeln, denn als er endlich eine Spur hat, kommt, ist es nicht mehr weit bis zum Endkampf. (Kann man bei drei Romanen und drei Endkämpfen schon "serientypisch" sagen?). Zuvor gab es bereits ein frühes aber mundanes Feuergefecht, dazwischen viel Recherche.
Auf seinem eigenen Gebiet muss Nathaniel sich am Ende jedoch nicht nur mit Voodoo-Priestern auseinandersetzen, sondern mit einem Loa, einem Geist mit großer Macht, dessen Vernichtung gänzlich unmöglich ist.
Und dann war da noch...
Manche Rezensionen sind schwer zu schreiben. Diese ist so eine. Woran liegt es? Daran, dass das Titel-/Buchrückenthema erst spät auftaucht. Daran, dass "eigentlich" gar nicht so viel drin steckt - aber es eben trotzdem spannend ist. Zwei Monate schleppte ich diese Rezension mit mir herum: immer wieder am werkeln; immer wieder korrigierend; immer wieder den Ansatz suchend, der es richtig auf den Punkt brachte.
Totentanz gefiel mir weniger gut als die ersten beiden Mondwandler-Romane. Aber es gefiel mir immer noch gut, sorgte für einige Überraschungen, erzählte andere Handlungen weiter - und lässt für die Zukunft interessante Figuren zurück. Woran liegt dieses weniger? Teils wie gesagt am späten Auftauchen des "Hauptthemas" - auch wenn ich das erst im Rückblick so empfinde. Ein wenig am leicht schluderigen Korrektorat (es gibt doch recht viele Fehler). In Teilen wohl auch daran, dass Deutschland bzw. das Rheinland nicht so spürbar war wie in den Vorgängern - Totentanz wirkte auf mich ortsloser, beliebiger, sicher auch durch den Fokus auf die internen Spannungen und das exotische Voodoo.
Am Ende ist Totentanz ein solides, gutes Buch und ich freue mich auf den nächsten Band mit Nathaniel und der Katheiser-Sippe. Denn dem Ende nach wird es kein Bisschen ruhig für sie weitergehen...
PS: In der Kindle-Version ist Totentanz bereits für 4,49€ erhältlich.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Alex gehört zu diesen Menschen, die immer dann kommen, wenn Plätze frei werden, die noch die letzte Konzertkarte abstauben oder die beste Flasche Wein bekommen, weil gerade eine neue Lieferung eingetroffen ist. Ich weiß nicht, welche Absprache er mit dem Universum hat; ich würde mich gern an ihr beteiligen.
- "Voodoo ... Das ist mal was anderes. Afrikanisch, karibisch oder amerikanisch?"
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