Der schwarze Prinz
bei
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
(1) | ||
(0) | ||
(0) | ||
(0) | ||
(0) | ||
(0) |
Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten.
Im zweiten Teil der Elbenthal-Saga geht es rasant vorwärts: Svenya hat sich in ihre Rolle gefunden (nun ja: mehr oder weniger) und kaum Zeit zu verschnaufen. Ohne viel Zeit, zu verschnaufen, gerät sie von einem Problem ins nächste - und das vor deutschem und Nordisch-Mythologischem Hintergrund.
Actionreich
Der zweiter Teil der Elbenthal-Saga lässt weder Svenya noch dem Leser Ruhe: Kaum hat die Elbenprinzessin eine neue Heimat gefunden, bricht die nächste Katastrophe herein: Vom Training zurückbeordert soll Svenya die Schwerter des Schicksals in Sicherheit bringen.
Tempo nehmen hingegen die Zauber heraus, die in zweisprachig wiedergegeben werden. Bedauerlicherweise fand ich diese nicht stimmungsvoll, sondern nervig und überlas sie schließlich ganz.
Ebenfalls ambivalent: Hagens Neuerzählung der Nibelungensage. Natürlich hat sich in Wirklichkeit alles anders abgespielt, als man es normalerweise kennt! Ivo Pala verbindet diese Erzählung mit einer Reise und kann somit zumindest die Längen beider verbinden. Dennoch zog sich diese Geschichte für mich ziemlich in die Länge - zumal Svenya im restlichen Roman von einem Problem ins nächste gerät und mal hinter den Schwertern herhetzt. Als Ruhe vor dem Sturm taugt diese Episode auch nichts, wirkt hingegen ein wenig losgelöst vom Rest.
Nordische Mythologie und Deutsche Legenden
Vor allem schlägt die Episode aber den Bogen zu den deutschen Sagen und Legenden und den germanischen Göttern. Das ist positiv gemeint und passt: Auch die Elben gehören schließlich zu den nordischen Mythen und finden in diesen die (entstellte) Geschichte ihres Volkes.
Im Schwarzen Prinz wird das Nibelungenlied zum tiefsten Einstieg - und anders, als wir die Geschichte kennen. Die Ereignisse fanden nicht am Rhein statt, vieles war erlogen. Anderes wiederum findet man auch in der bekannten Geschichte: Hagens Vater schmiedete den Ring Andvaranaut, der für den ganzen folgenden Schlamassel verantwortlich war. Denn nicht nur Menschen und Elben wollten ihn: Auch die Götter selbst verlangten ihn und versprachen ihn anderen als Sühnegeld.
Was das mit Svenya zu tun hat? Tja, das ist die große Frage. Nichts oder wenig; zumindest nichts, was unmittelbar sichtbar wäre. Zu einem guten Teil wirkt die Geschichte aufgesetzt, zieht sich ohne direkte Relevanz für die Handlung in die Länge. Für mich ist sie einerseits interessant, da mir Neuinterpretationen gefallen; andererseits kenne ich das Nibelungenlied im Original und mehreren Versionen. Ich las also vieles, was ich doch schon so oder ähnlich kannte.
Allerdings erzählt Ivo Pala durchaus stimmungsvoll und die Germanengötter passen in diese Erzählung hinein wie auch das versunkene Vineta vor der Insel Rügen. Mir gefällt es, im Hintergrund deutsche Schauplätze zu sehen wie Dresden, die Elbe, den Brocken und die Ostsee. Das ist in meinen Augen mehr als ein kleiner Bonus: Es gibt viel zu wenig Fantasy, die in Deutschland spielt. Zugegeben: Die lokalen Bezüge halten sich in Grenzen und sprechen auch für sich selbst. Das ist sicher auch der jungen Zielgruppe geschuldet.
Offene Fragen: Was ist gut und Böse?
Über Svenya habe ich nicht viel gesagt. Sie ist heimisch geworden, hat sich in Hagen verliebt und versucht ihn dazu zu bewegen, auch seine Gefühle zu zeigen. Das Verbot, nach ihrem Namen zu fragen, interessiert sie zunächst nicht mehr.
Einige Probleme hängen aber direkt mit Svenya zusammen: Sie akzeptiert ihre Rolle als Hüterin Midgards - weigert sich aber gleichzeitig, einige Dinge zu tun, die sie einfach nicht tun will. So weigert sie sich, Lau'Ley zu töten, als sie es kann - obwohl Lau'Ley mit allen Mitteln und krankhafter Eifersucht versucht, Svenya zu vernichten. Gnade? Mitleid? Das sind doch positive Eigenschaften! Das kann man so drehen, aber ich teile hier eher Hagens Sicht: Svenya weigert sich, etwas Unangenehmes zu tun, das jedoch notwendig ist. Denn natürlich verursacht Lau'Ley später noch größere Probleme.
Weiter kann man aber auch fragen: Was ist gut, was ist böse? Lau'Ley wirkt eher emotional und krank vor Eifersucht. Laurin hat Pläne mit Svenya und führt Krieg gegen Elbenthal - aber im Hintergrund scheint da mehr zu sein. Hagen und Alberich sind nominell die Guten, aber ihre Taten sind oft zweifelhaft: Sie haben den unschuldigen Drachen Oegis eingesperrt. Und Hagen hat keine Bedenken, sich oder andere zu opfern, wenn er es für nötig hält.
"Wer bin ich?" - Was bleibt?
Ich hoffe, dass der dritte Teil in der Auflösung all diese Handlungsstränge zusammenfügt: die verbotene Frage, die Geschichte der Elben, Svenyas Rolle ... Dieser dürfte dann auch die Frage nach der Verbindungen zwischen Elben und Schwarzelben beantworten. Denn bislang spart Ivo Pala diese aus und viele weitere Fragezeichen kann man bei unzähligen Details vermerken.
Er spart sie fürs Finale, das er am Ende des Bandes vorbereitet: Die Schwerter des Schicksals sind gefunden; ein uraltes Wesen will ein neues Tor öffnen; die Heere der Elbenprinzen sind längst gegeneinander mobilisiert - und können in einer plötzlichen Wendung rein gar nichts ausrichten. Im Grunde kann man am Ende von Der Schwarze Prinz unmittelbar weiterlesen mit Die Eisige Göttin.
Die Elbenthal-Saga - Der Schwarze Prinz hatte für mich zwischendrin eine Länge, ist sonst aber handlungs- und actionreich. Unaufdringliche Einflechtung Deutschlands und germanischer Sagen: Fans moderner Elfen mit mythischem Hintergrund sollten auch diesen Teil lesen.
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 0 positiv und 0 negativ. (4878 Leser bisher.)
Deine Meinung
Sag uns deine Meinung zu Der schwarze Prinz