Welfenreiter - Die Jagd nach der silbernen Feder
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Einst verlor König Liam die silberne Feder. Nun gelingt es dem jungen Welfenreiter Jisah, diese Feder vom König der Hyänen zu stehlen. Nur mit Hilfe eines Knochensammlers und den schmuggelnden Eselsreitern entkommt Jisah seinen Verfolgern. Doch dabei gerät er in eine Stadt böser Menschen, die sich allzu bereitwillig den Hyänen anschließen. Kann er entkommen und die Feder zu Liam bringen?
Das Buch erhält 3-4 von 10 Punkten.
"Ein fantastischer Abenteuerroman in der Tradition der Chroniken von Narnia" - so bewirbt der Brendow-Verlag Die Jagd nach der silbernen Feder. Leider reicht Jan Hansers Roman nicht an sein Vorbild heran: Die Figuren sind austauschbar und wurden von mir andauernd verwechselt; und auch die Handlung verwirrt.
Einfache Sprache, Vorlesebuch
Jan Hanser setzt durchgehend auf eine einfache Sprache. Sätze sind kurz; die Syntax ist simpel. Nur im später gibt es auch mal längere Sätze - und vereinzelt komplexere Wörter, die aus dem Ton fallen. Das lässt die Handlung auch junge Leser verstehen.
Allerdings fliegt der Inhalt nur so vorbei. Das Buch erfordert ein anderes Lesetempo als meines (recht hoch). Kurz habe ich ausprobiert, langsam und betont zu lesen. Dadurch gewinnt die Erzählung - aber für mich ist diese Leseart zu mühselig. Ich denke jedoch, dass die Handlung deutlich besser wirkt, wenn sie gut betont vorgelesen wird.
Das ändert aber nichts daran, dass der Inhalt nur so vorbei fliegt. Der Autor/Erzähler schmückt kaum etwas aus. Er bleibt beim Wesentlichen - aber er versäumt es auch, mir Welt und Figuren nahe zu bringen. Noch nach Ende der Lektüre weiß ich nicht, was einige Wesen sind, kann die Welfen und ihre Reiter nicht auseinanderhalten und nur raten, was einige Dinge überhaupt sollten.
Und apropos Erzähler und Vorlesen: Diese Situation schien Jan Hanser ganz konkret im Kopf zu haben. Denn der Erzähler nutzt direkte Leseransprache bei einem Kuscheln und Erzählen im Bett. Leider trägt diese "Rahmenhandlung" nichts zur Geschichte bei und die seltsam unregelmäßige direkte Ansprache irritiert lediglich.
Seltsame Namen, Unerklärte Wesen
Mehrere Probleme sorgen zudem dafür, dass die Handlung kein Tempo aufnimmt und nicht zusammenhängend wirkt. Viele Namen scheinen nicht aus einem einheitlichen Kulturkreis zu stammen. Aber Namen wie Wald und Winter sind wirklich ungünstig: Sie sorgen für kuriose Sätze, wenn es durch einen Wald geht - auch der Adler Pfeil, der in einem Pfeilhagel fliegt, wirkt eher seltsam.
Diese Szene illustriert auch ein weiteres Problem. Der Autor schreibt von "Pfeil, dem König der Lüfte ...". Das muss er auch, denn ich hätte sonst keine Ahnung, von wem die Rede ist. Selbst so weiß ich nur, dass Pfeil kein Pfeil ist, sondern ein Adler. Der Autor wirft viele Namen in den Raum, aber alle Figuren bleiben blass, keine bleibt in irgendeiner Form konkret im Gedächtnis. Pepe und Jisah bringe ich immer noch durcheinander. Auf einen hätte die Handlung auch verzichten können und seine wenigen Abenteuer dem anderen geben.
Es sind aber nicht nur Namen und überflüssige Figuren: Jan Hanser wirft auch viele Wesen in die Geschichte, unter denen ich mir nichts vorstellen kann. Eselreiter erklären sich von selbst; aber was Bliester (sic!) sind, erfahre ich erst ein paar Seiten vorm Ende. Und ich bezweifle, dass ich unter Furien (nie erklärt) das Gleiche verstehe, wie der Autor.
Figuren, Namen und Wesen bleiben leere Hüllen, mit denen ich nichts verbinde. Die Eselreiter ergeben zumindest ein Bild - aber warum sie königstreue Schmuggler sind, bleibt wieder offen. Und bei den Welfen wird zumindest erklärt, dass sie sechsbeinige Wölfe sind, groß wie Schlachtrösser, die sprechen können. Na gut.
Zusammenhänge: Unbefriedigend
Die fehlende Erklärung und Ausschmückung ist das zentrale Problem. Ein standardmäßiger Gut-gegen-böse-Plot ist ja in Ordnung. Hyänen sind auch nicht erst seit dem König der Löwen klassische Schurken-Tiere. Auch dass ein Roman bewusst auf C. S. Lewis' Narnia modelliert wird, geht für mich in Ordnung. Aber die Geschichte lässt auch unabhängig von den Figuren viel zu viele Fragen offen: Was machen Pepe, Jisah und ihre Welfen bei den Hyänen? Warum treffen sie auf sie?
Ein Versuch, das Ganze zu erklären kommt in Form einer elend langen Rückblende. Pepes (oder Jisahs?) Welfe erzählt, wie die Feder verloren ging. Was sie soll toll und besonders oder gar mächtig macht, weiß ich jedoch nicht. Da entscheidet König Liam, die Feder wegzugeben, um einen einzigen Menschen zu retten und seine Gefolgsleute verlassen ihn daraufhin. Warum auch immer - für beides. Weder macht diese Handlung Sinn noch scheint die Feder bedeutsame Macht zu haben.
Natürlich ist dies eine Parallele zu Narnias Aslan, der sich selbst opferte, um Edmund zu retten. Aber hier wirkt es anders. Narnia ist ausgestalteter, hat einen Hintergrund, vor dem es einen Sinn ergibt. Auch opferte Aslan sich selbst, nicht den Gegenstand einer macht. Es tobte nicht gerade eine Schlacht (in der, man staune, mehr als eine Person stirbt). In Narnia gibt es magisch-mystische Macht - hier nicht. Ich verstehe einfach nicht, was an der Feder hängen soll; und einen Einzelnen zu retten rechtfertigt nicht, ein ganzes gutes Königreich zu zerstören. Liam war für mich einfach dumm. Übrigens ist alles, was er tut, am Ende zu brüllen und dann wird alles gut. Toll. Dies ist auch das Grundproblem, weshalb ich mich schwer tue, Welfenreiter als christliche Fantasy zu sehen: Für mich kam kein Gefühl auf, dass irgendetwas zusammenpasst oder zusammenhängt. Mit dem richtigen mystischen Hintergrund wäre das möglich, aber diesen gibt es nicht.
Im Epilog versucht der Autor noch, einen solchen mystischen Zusammenhang zu schaffen. Aber dies scheint mehr ein Teaser für den zweiten Teil zu sein. Besser wäre sicher, die Welt mit diesen Hinweisen und der Rückblende viel früher auszubauen. Zusammenhänge hätten so klarer werden können.
Mitte und Action etwas besser
Weitere Probleme erspare ich mir hier. Etwas besser gelungen war der Mittelteil des Romans, nach der langwierigen und langweiligen Rückblende, die nichts wirklich erklärte. Hier blieb der Autor länger bei einem einzelnen Protagonisten mit einer konkreten, geradlinigen Handlung. In solchen einfachen Szenen, besonders mit schnellerer Action, passt auch der Kurzsatz-Stil besser.
Düstere Illustrationen
Ein Highlight des Buches könnten die Illustrationen sein. Das Titelbild machte mir Lust auf den Roman. Symptomatisch: Es ist gleichzeitig die erste Irritation. Das Cover ziert kein Welfenreiter, sondern eine Nebenfigur, die im Grunde vollkommen egal ist.
Es bleibt: Mir gefallen die Illustrationen von Harry Seifert. In schwarz-weiß gehalten sind diese allerdings ziemlich düster (und den Welfen fehlt ein Bein?!) - vielleicht ein wenig zu düster für Kinder ab 10. Mein Kritikpunkt hier: Die beiden Welfenreiter wirken extrem jung. Was wieder zu der Frage führt, was die beiden überhaupt beim Hyänenlager machen. (Kindersoldaten?!)
Wenn Die Jagd nach der silbernen Feder ein deutsches Narnia ist, so ist es ein Narnia ohne Mystik dessen Zusammenhänge dem Leser nicht klarwerden. Vielleicht entstand es aus einer mündlichen Erzählsituation und der Autor kürzte zu vieles heraus, was in dieser klar war. Im Endeffekt dürfte es durch betontes Vorlesen noch profitieren. Insgesamt kann ich von Die Jagd nach der silbernen Feder aber nur abraten: Nach Fengrin war dieses Buch für mich ein ähnlicher Tiefpunkt mit teilweise sehr ähnlichen Problemen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
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