Throne of Glass - Kriegerin im Schatten
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Seit sie aus dem Gefangenenlager Endovier befreit wurde, hat sich Celaenas Situation drastisch geändert: Nun ist sie Champion des Königs. Das bringt nicht nur Vorteile: Nun muss sie im Auftrag jenes Mannes, den sie hasst wie keinen anderen, dessen Feinde töten. Dennoch befolgt die Assassinin Adarlans ihre Befehle nicht ganz. Und sie schweigt, denn bei Ungehorsam will der König nicht sie, sondern ihre Freunde bestrafen. Gerade dies bringt ihr jedoch Vorwürfe ihrer besten Freundin ein und irritiert Chaol, dem sie näher und näher kommt.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Der erste Teil war in meinen Augen eine spannende Geschichte mit einigen Schwächen. Auch dieser zweite Teil ist kein epochales Werk der Fantasy. Aber Sarah J. Maas baut auf Stärken auf und behebt einige Makel: Nach einem ruhigen Einstieg liest sich der spannende Roman schnell weg.
Komplizierte Beziehungen: Figurenentwicklung
Celaena soll die Feinde des Königs töten, bringt sie jedoch in Sicherheit und sorgt für falsche Beweise. Das geht lange gut, doch nun soll sie jemanden in der Hauptstadt beseitigen. Jemanden, dessen Aussehen bekannt ist - und den sie zudem kennt und sich nicht als Rebellen vorstellen kann. Sie handelt 30 Tage heraus, bis sie ihn tot präsentieren muss - Zeit genug für Pläne?
Aber Celaenas Verschwiegenheit bereitet ihr Probleme: Ihre Freundin macht ihr Vorwürfe - sie solle nicht einfach egoistisch handeln, um ihre Freiheit zu bekommen, sondern die Rebellen unterstützen. Eben jene Gefahr lässt Celaena auch ihre Beziehung zu Kronprinz Dorian abkühlen.
Stattdessen finden Celaena und Chaol zueinander - absehbar durch ihr hartes Training und gegenseitige Sticheleien. Die Beziehung ist aber problematisch: Chaol ist loyaler Hauptmann der Königsgarde und bester Freund Dorians. Die Grenze, die er sich zieht, bröckelt immer mehr. Die Beziehung der beiden bleibt jedoch geheim. Die Dreiecksbeziehung des ersten Bandes scheint hingegen erledigt.
In dieser neuen Beziehung und mit weiteren Problemen entwickeln sich die Figuren weiter. Sogar die Nebencharaktere sind nicht immer so einfach, wie es scheint. Selbst Dorian (in der Charakterisierung stets schwächer als Chaol) bekommt mehr Farbe.
Familienbande & Hintergründe
Eine Ebene dieser Weiterentwicklung ist die Vergangenheit der Figuren. Chaols Vater reist an - und die beiden haben Probleme miteinander. Wichtiger als dies ist jedoch Celaenas Vergangenheit, die erst gegen Ende des Romans klarer wird. Chaol recherchiert stückchenweise, um mehr über sie zu erfahren - einerseits als Frau, in die er sich verliebt hat, andererseits als vermutlich gefährlichste Person im Reich.
Celaenas Hintergrund erklärt auch (zumindest teilweise), weshalb sie sich oft als Diva aufspielt (ein Charakterzug, der mich nie so ganz mit ihr hat warm werden lassen). Allerdings wirkt sie auf mich immer noch zu stark, zu mächtig, zu überlegen. Celaena ist ein seltsames Paradox: Als Assassinin sollte sie kühl und berechnend sein, planen und effizient handeln. Dennoch kommt ihre Emotionalität ihr immer wieder in die Quere. Emotionale Instabilität wäre sogar der bessere Ausdruck.
Auch für dies liefert ihre Vergangenheit einen Grund. Und wir lernen mehr über ihr Denken: Celaena möchte von nichts und niemandem für irgendetwas eingespannt werden; selbst nicht für Ziele, die sie selbst als gut erachtet.
Gut: In diesem zweiten Band wirkt die Assassinin weniger überlegen, denn sie begegnet Problemen, bei denen ihr Können ihr nichts nützt. Sympathiebonus: ihre Liebe zu Büchern und ihre geradezu exzessiven Buchkäufe. Bei welchem Fantasy-Leser (in der Mehrheit Vielleser) trifft das keine Saite?
Politik und Verbotene Magie
Neben den persönlichen Problemen geht es um Größeres: Wie verhält sich Celaena zu den Rebellen? Folgt sie Nahemias Ermunterungen, sie zu unterstützen und gegen den König zu handeln? Das kommt ihren eigenen Wünschen entgegen.
Doch auch die verstorbene Königin Elena hat Aufgaben für sie. Aber genau dann, wenn Celaena sie sucht, macht sie sich rar, stellt Rätsel und gibt keinerlei Hilfen. Trotzdem soll Celaena wieder ihr Champion gegen das Böse sein. Wie war das mit dem Nicht-Einspannen-Lassen? Genau, Celaena hat wenig Interesse daran, für andere Aufgaben zu verrichten - zumal diese anderen selten hilfreiche Erklärungen bieten. Manchmal habe ich mich sogar gefragt, warum sie nicht einfach mit dem Problem herausrücken. (Klar, dann wäre die Geschichte kürzer. Einen anderen Grund scheint es nicht zu geben, außer es Celaena unnötig schwerzumachen).
Dennoch kann sich Celaena dieser Aufgabe nicht entziehen. Sie lernt mehr über Cain, den Ridderak und die Wyrd-Zeichen. Bei ihren Recherchen entdeckt sie zudem, dass die Magie nach wie vor existiert, trotz Verbot und Verschwinden. Auch Dorian kommt zum gleichen Schluss. Was er noch nicht weiß: Sein Vater, der König, ist im Besitz einiger mächtiger Gegenstände zu sein - der Grund für seine erfolgreichen Eroberungen. Celaena scheint gar nichts anderes übrigzubleiben, als die Pläne des Königs zu ergründen und zu vereiteln. Doch so vieles ist ungewiss: Weiß der König von der Kreatur in einem geheimen Verlies unter der Bibliothek?
Actionreiche zweite Hälfte
Das ist gegenüber dem ersten Band, in dem Celaena "nur" ein Turnier gewinnen musste und nebenbei einen Dämon besiegte, ein Schritt Richtung Epik und Weltrettung. Die Politik ist dabei eher Nebenschauplatz. Diese Entwicklung ergibt sich auch erst in der zweiten Hälfte des Romans und die eigentliche Mission wird erst im nächsten Band beginnen.
Denn zunächst hat Celaena mit sich selbst zu tun: Das Glück, das sie fand, wird zerstört; ihre Welt bricht zusammen. Auf allen Seiten tun sich Abgründe auf - fremde und eigene. Aufmerksame Leser können schon vorher wissen, wer Celaena gegen ihre Freunde ausspielt. Das macht es aber nur noch schlimmer - denn die Manipulation kommt aus nächster Nähe.
Blind vor Wut und Trauer sucht Celaena nach einfachen Lösungen, stößt ihre Freunde von sich und jagt die vermeintlich Schuldigen. Nicht nur Dorian und Chaol ängstigt diese selbstzerstörerische, fast unaufhaltsame Wut. Celaena ist eine Gefahr und hat sich selbst nicht unter Kontrolle!
Diese zweite Hälfte dreht die Action deutlich nach oben, zumal die erste Hälfte eher ruhig war. Die Szenen sind insgesamt sehr bildhaft und konzentriert; langweiliger Hintergrund wird übersprungen, ohne dass die Geschichte fragmentiert wirkt. Hintergrundinformationen erhält der Leser in kleiner Dosis: So bleiben sie interessant, auch wenn ich mir gelegentlich mehr gewünscht hätte. Die Motivation des Königs bleibt ein Rätsel; die mächtigen Artefakte bleiben bislang farblos.
Bislang ist Throne of Glass unkomplizierte, schnelle Unterhaltung, die Hintergründe nur andeutet, um dezent Lust zu machen. Diese Hintergründe werden hoffentlich bald eine größere Rolle spielen - und das moralisch bislang sehr einfache Bild zurechtrücken.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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