Fengrin der Zwerg. Vom Anfang
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Der Zwerg Fengrin will eigentlich zu einem nahen Fest. Als er an einen Wegweiser kommt, kann er jedoch nicht widerstehen und folgt dem unbeschrifteten Weg. Beinahe von einem Blumenfeld ins Verderben geführt, trifft er auf Turidin, einen der Wächter der Welt. Bald schon sind sie zu fünft: Auserwählte, die sich dem Gott Namses entgegenstellen.
Das Buch erhält 2 von 10 Punkten.
Fengrin der Zwerg ist, um das Dilemma abzukürzen, der Beweis, dass das Zusammenwerfen von Fantasy-Zutaten nicht reicht, um einen guten Roman zu verfassen. Nicht einmal für einen annehmbaren. Denn Fengrin der Zwerg ist einfach schlecht.
Vielleicht war da mal eine Geschichte
In der Fantasy tauchen manche Elemente immer wieder auf: Krieger, Zauberer, eine Queste, Elfen, Magie, Gut gegen Böse. Allerdings reicht es nicht, solche Elemente zu nehmen und zusammenzuwerfen. Fengrin der Zwerg: Vom Anfang krankt an vielen Problemen, die sich gegenseitig verschärfen.
Vielleicht war am Anfang einmal eine Geschichte. Aber ich weiß nicht, welche das ist. Immer wider schneidet der Autor andere Geschichten an, nur um sie abzubrechen. Der Titelzwerg Fengrin handelt kaum - auch anderen Figuren fehlt Ziel oder Antrieb - oder es ist nicht nachvollziehbar. Ausgearbeitetste Figur (und sympathischte!) ist ein Ork der "bösen" Gruppe. Was kurios ist, denn letztlich wird er mit dem Rest der Gruppe von den "Helden" recht schnell besiegt. Der Hintergrund ist belanglos. Und böse ist jene Gruppe nur, weil der Autor das sagt.
Abschweifungen und Vorausdeutungen lassen den Roman ins Stocken geraten. Sie spielen keine Rolle - auch wenn sie irgendwann irgendwie wichtig werden, wie der Erzähler behauptet. Das ist nicht spannend und ohne Spannung fallen auch kleinere Fehler immer mehr auf.
Die Handlung bleibt allgemein, nutzt Standardmotive ohne Verbindung. Eine Prophezeiung bleibt zum Beispiel komplett irrelevant. Vieles hat keinen echten Platz.
Einzelne Ideen sind durchaus interessant. Nur hat keine Idee ausreichend Raum. Besonders schade: Die Welt, in der es lange Jahre nur regnete, war interessant. Nach wenigen Seiten scheint sie vergessen.
Eigene Ideen ungenutzt - Etabliertes unmotiviert gebrochen
Brüche mit Etabliertem sind nicht schlecht: Jeder Autor kann den bekannten Fantasy-Wesen einen eigenen Twist verleihen. Aber auch hier geht der Autor fehl: Zentauren werden nur im Ansatz gestaltet; Orks wirken gar mehr wie ein Menschenvolk. (Warum heißen sie dann Orks?) Mazarene (Bärenmenschen) bleiben blass und rechtfertigen nicht ihren eigenen Namen, hinter dem der Leser lange Zeit nichts Konkretes vermutet. Spielten diese Rassen eine größere Rolle, wäre dies ok; aber sie sind lediglich Statisten in minimalen Nebenrollen.
Auch der häufige Bezug auf die folgenden 1000 Jahre hilft nicht: Fengrins "Abenteuer" dauert kaum mehr als drei Wochen. Und es ist ein Standardplot um Auserwählte und eine Aufgabe. Das kann man spannend erzählen, hier ist es das nicht. Die Charaktere und Völker sind weniger als Archetypen - denn selbst Wiedererkennung bekannter Typen leisten sie nicht. Figurenentwicklung bleibt aus. Und bei den Abweichungen vom Bekannten fehlt ein Grund oder Zweck.
"Sie beschlossen, dass" - statt es zu zeigen
Neuen Autoren gibt man oft den Leitsatz show, don’t tell an die Hand: Sage nicht, was die Figuren fühlen oder tun, zeige es dem Leser. Gian-Franco Messina macht genau das Gegenteil. Er sagt, wie Figuren fühlen, was sie beschließen, zeigt aber nicht diese Gefühle oder wie sie zu ihrem Beschluss kommen. Beispiel:
"Den Freunden hatte die Geschichte gut gefallen. Fengrin stand vor Staunen der Mund offen. Quam war zufrieden mit der Reaktion seiner Zuhörer."
Uninspiriert. Nicht mitreißend. Langweilig. Der Mittelsatz, weiter ausgeschmückt, hätte die Situation lebhafter darstellen können.
Markant: Bei einigen Namen wird stets wiederholt, wer das eigentlich war. Das ist bitter nötig: Die Figuren sind merkmalsfrei. Tiefpunkt: Ausrufezeichen, besonders in der großen Schlacht am Ende „Das ist doch wow und toll und einfach ...!!!" scheinen sie mir sagen zu wollen. Ich fand es armselig. Interpunktion vermittelt mir weder Emotion noch Action.
Unpassende Wortwahl
Apropos Interpunktion: Für mich war höchst irritierend, dass einige Namen auf einen Accent (´) enden. Fehlt der Buchstabe darunter? Ich fand es extrem nervig, denn ein Accent macht hier keinen Sinn. Zudem passen einige Namen innerhalb eines Volkes nicht recht zusammen. Und warum "der Namses"? Das ist der Name eines Gottes. Namen stehen ohne Artikel, soweit ich weiß - und ohne Artikel wird dieser Gott auch angesprochen,
Neben grammatischen Problemen ist auch die Wortwahl zweifelhaft. Ein Ork, der von Philosophie und Regierungssitzen redet, passt nicht. Eine Befestigung, die man per Schlüssel abschließt, wirkt auf mich ebenfalls seltsam. Weitere ähnliche Punkte aufzuzählen, spare ich mir.
Seltsame Behauptungen
Dazu kommen noch seltsame Behauptungen. Wir erinnern uns: Hier sagt uns der Erzähler, dass die Helden etwas vereinbart haben, statt uns zu zeigen, wie sie es ausdiskutieren, welche anderen Ideen es gab. Diese Aussagen sind manchmal seltsam: Warum müssen Feinde in der Wildnis begraben werden? Gibt es religiöse, kulturelle Gründe? Die erfahren wir nicht. Warum sind die fünf Abenteurer überhaupt auserwählt? Auch erfährt man nicht, weshalb sie überhaupt auf den höchsten Berg des Landes steigen. Oder was genau die fünf auszeichnet. Sind halt auserwählt. Weil eine Figur das so sagt. Die im Übrigen so mächtig ist, dass sie eigentlich alles allein können sollte, stattdessen aber immer schwächer wird.
Was soll ich damit anfangen, dass dunkle und lichte Drachen (die der Roman nicht braucht) sich "spätestens beim Kampf um die Feuerspitze" wiedersehen. Welcher Kampf? Was? Hä?!? Und wie man in 22 Tagen Zusammensein zu den besten Freunden aller Zeit werden kann ... dazu fällt mir nichts ein. Ähnlich glorreich ist es, dass sich ein Gefangener vollkommen selbstständig befreit, nachdem er Jahrhunderte in Verzweiflung verbrachte, nur weil jetzt jemand auftaucht. Warum nicht früher? Und warum hat der "böse" Gott ihn nicht einfach ausgelöscht, wie er es offensichtlich kann.
Dass sich zuletzt auch noch zwei Götter duellieren, ist mir schon egal. Erklärungen, Gründe, Zusammenhänge - all dies liefert das Buch nicht.
Fazit: Fengrin der Zwerg: Vom Anfang möchte ich nicht einmal einer Bibliothek schenken. Denn mehr als alles andere ist es angetan, Leser von der Fantasy zu vergraulen. Teil 1 von 3? Die weiteren ohne mich.
Alternativ ist das Buch als eBook für 2,99 Euro erhältlich.
Leseproben: http://www.balior-chroniken.de/leseprobe.html
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 1 positiv und 3 negativ. (6922 Leser bisher.)
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Lesermeinungen:
Name: Linda | Bewertung: (7) | Datum: 13.11.2015 22:22:53 |
Ich habe Fengrin als ein Buch für junge Menschen verstanden. Etwas märchenhaft. Mir hat es gefallen! | ||