Der Turm von Avempartha [Hörbuch]
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Royce und Hadrian, das Diebespaar von Riyria, haben einen neuen Auftrag. Ganz uncharakteristisch ist es Royce, der darauf besteht, einer jungen Frau zu helfen. Ganz uneigennützig ist er dabei nicht, denn Thrace, die junge Bauerntochter, hat zwar kein Geld, aber der Zauberer Esrahaddon hat sie geschickt. Und von diesem haben die beiden viel zu lange nichts gehört. Die Chancen stehen zudem nicht schlecht, dass es in dem alten Turm, aus dem Royce ein Schwert holen soll, auch andere Schätze gibt. Da gibt es nur ein Problem: Ein Monster macht die Gegend unsicher. Während Hadrian sich um den Schutz der Bauern kümmert, mischt sich auch noch die Kirche ein und versucht, das Machtgefüge der ganzen Welt Elan zu verändern.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Mit dem ersten Roman der Riyria-Enthüllungen (so der englische Serientitel) hatte ich meine Probleme: Es war klassische Fantasy - aber auch mit einem ziemlich klassischen Plot. Die Tiefe hält sich in Grenzen. Gerade zu Anfang hakt der Roman, macht aber einige Schritte weg von allzu typenhaften Figuren.
Endlich: Kontinuität und Charakterentwicklung
Ein Vorteil dieses Romans: Die Charaktere sind aus dem ersten Teil bekannt. Das gilt sowohl für Nebenfiguren wie Esrahaddon, Prinzessin Arista und andere kleine Rollen. Ganz besonders gilt dies aber für Hadrian und Royce. Auf den bekannten Figuren baut Sullivan gleich mit mehreren Überraschungen auf: Nicht nur verzichtet Royce auf Rache, auch er ist es, der einen unlukrativen Auftrag annehmen will - vertauschte Rollen nach dem Debakel um den Thron von Melengar.
Die Gründe dafür werden im Laufe des Romans klarer, können aber schon früh erahnt werden: Sullivan lässt immer wieder Hinweise in eine bestimmte Richtung fallen - und anderer Kleinigkeiten tauchen wieder auf. Durch diese Details verändern sich die beiden deutlich weg vom Archetypen hin zu mehr Tiefe. Dennoch bleiben die Welt und die Charaktere insgesamt einfach gestrickt. Zwar werden einige Nebenrollen weiter ausgestaltet (Mein Favorit: Zwerg und Königsmörder Magnus) und sind auch interessant, aber der Fokus des Romans liegt eher auf unkomplizierter, handlungsreicher Fantasy.
Kirche: Durchschaubare Politische Macht
Eine deutlich komplexere Handlung könnte sich durch die Nephryn-Kirche ergeben. Schon am Ende des letzten Romans wurde ihr Vorhaben klar: Ein neues Imperium gründen. Laut Esrahaddon wollen sie den wahren Erben Novrons töten. So erklärt Bischof Seldur auch Prinzessin Arista, dass die Kirche letzten Endes den Mord an ihrem Vater veranlasst hat. Aber nur, weil Esrahaddon es so wirken ließ, als sei er jener Erbe.
Arista ist natürlich entsetzt, dass dies so offen zugegeben wird. Kann sie diesem Mann noch trauen, der ihr seit Kindheitstagen ein großväterlicher Freund war? Hat Esrahaddon sie nur ausgenutzt?
Diese Fragen werden früh aufgeworfen, gären aber nur im Hintergrund. Für den Leser, der auch die Informationen durch den Perspektivwechsel zu den Kirchenangehörigen hat, ist schon lange klar: Die Kirche sind die Bösen; die Kirche will politische Macht. Das zeigt sich auch im Protektor Guy, der stark an den Typus eines Kreuzritters erinnert, der nicht sonderlich gläubig wirkt.
Startschwierigkeiten
Gerade diese Perspektivwechsel zur Kirche sorgen allerdings für Startschwierigkeiten des Romans. In einem Satz gefasst: Sie sind langweilig. Sie waren schon da, sie sind absolut durchschaubar. Zwar dienen sie auch dazu, die Spannung in der Handlung im Royce und Hadrian zu erhöhen, aber was hilft es, wenn dies völlig uninteressant ist?
Immerhin ziehen sich diese Wechsel nicht endlos in die Länge. Aber sie sind mitverantwortlich für ein zu geringes Tempo am Anfang. Gerade hier rächt es sich, dass viele Charaktere (gerade in der Kirche) Schablonen sind und kaum entwickelt.
Monsterjagd
Mehr Fahrt nimmt die Handlung auf, als die Kirche plötzlich in jenem abgelegenen Dorf Dahlgren (um nicht zu sagen: Kaff) auftaucht, in dem Royce und Hadrian gerade nach dem Schwert suchen und dabei den Bauern bei der Verteidigung helfen. Denn genau dort will die Kirche über ein Turnier den "wahren" Erben Novrons finden und zum neuen Imperator krönen. Natürlich steht der Sieger schon vor Beginn fest.
Der Plan? Keine Zweikämpfe sondern die Jagd auf ein Monster. Jenes Monster eben, welches Dahlgren seit längerem terrorisiert. Allerdings ist dies kein einfaches Tier, sondern die Schöpfung alter, elbischer Magie, aus der Zeit als Imperium und Elben noch Krieg führten. Um es abzukürzen: Natürlich geht das nicht so glatt, wie die Kirche sich das vorstellt, das Monster ist noch wütender als zuvor, und es bleibt an Royce und Hadrian, das Dorf zu retten.
Neue und Alte Feinde
Die Kirche machen sich die beiden spätestens jetzt zum Feind. Ohnehin stehen sie bereits auf der Liste der Gesuchten, denn durch sie scheiterte die Machtübernahme in Melengar. Auch im weiteren macht Der Turm von Avempartha einige Schritte Richtung epische Fantasy: Es geht nicht nur um ein kleines Königreich, sondern am Ende um eine Veränderung der gesamten politischen Macht des Kontinents.
Während dieses Umschwungs gestaltet Michael J. Sullivan Haupt- und Nebenfiguren mit kleinen Details aus. Dieser erklären teils ihre Handlungen und Fertigkeiten - und machen klar, dass sich der Diebesbund kaum aus dem weiteren Geschehen heraushalten kann. Manchmal werfen sie aber auch neue Fragen auf.
Neben den Figuren erhält auch die Welt mehr Konsistenz. Besonders deutlich wird das an den Elben, die inzwischen eine verachtete Minderheit sind, aber einst ein großes Reich waren. Und sie haben einen Vertrag mit den Menschen, den diese brechen ... Insgesamt also genug Konfliktmaterial um die ganze Welt Elan auf den Kopf zu stellen.
Wie spricht man das aus?
Wie hast du Riyria ausgesprochen? Laut Autor ist /rai-ihr-ah/ korrekt und elbisch für zwei. (Ja, da tauchen sie wieder [oder bereits] auf, die Elben!) Den Namen des Monsters in Buchstaben zu bannen, versuche ich gar nicht erst - schon die Figuren haben ihre liebe Not damit. Na gut - diese ungewöhnlichen Worte haben ihre Berechtigung.
Was mich jedoch störte, ist die englische Aussprache von David Nathan. Klar: Der Autor ist Amerikaner und dort gibt es den th-Laut. Ich war jedoch immer wieder irritiert. Im Deutschen gibt es diesen Laut nicht und /th/ würde wie /t/ gesprochen. Eine Kleinigkeit? Ja, aber mich hat sie genervt, zumal der Sprecher mich auch nicht richtig mitnehmen konnte. David Nathan ist nicht schlimm oder unerträglich, aber ich bin seiner Stimme gegenüber nahezu gleichgültig.
Der Turm von Avempartha entwickelt die Charaktere mit überzeugenden Details gut weiter und ist der bessere der zwei Romane. Bei dieser Entwicklung freue ich mich auf den dritten Teil, der hoffentlich noch mehr Zusammenhänge zwischen den Hauptfiguren und der Geschichte Avryns offenbart.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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