Der Triumph der Zwerge
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Der Krieg ist gewonnen. Frieden kehrt ein im Geborgenen Land. Die geeinten Völker machen sich an den Wiederaufbau, um gemeinsam jeder Gefahr zu trotzen. Doch Zweifel kommen Ingrimmsch, dem Großkönig der Zwerge: Die Elben schmieden einen bedrohlichen Bund und schrecken auch vor Mord nicht zurück. Aus dem Gebirge kommt ein Mädchen, das die Sprache der Albae spricht und die Gunst der Bewohner für sich gewinnt. Schließlich steht erneut ein übermächtiger Feind vor dem Steinernen Torweg - und ist der Tungdil, der nun zurückkehrte, wirklich der Gelehrte, den Ingrimmsch so verzweifelt vermisst?
Das Buch erhält 8-9 von 10 Punkten.
Der Triumph der Zwerge klingt nach einem großen Finale. Aber um das Nachwort vorwegzunehmen: Es ist kein explizites Ende - es könnten weitere Romane folgen. In jedem Fall erzählt dieser Roman die in verschiedenen Werken begonnen Geschichten zu Ende oder zumindest weiter - mit Zwergen, die inmitten politischer Intrigen fest anpacken.
Ruhe im Geborgenen Land
Wer die Reihe um das Geborgene Land verfolgte weiß: Jetzt könnte alles gut sein. Die Drillinge sind besiegt; nur wenige Albae überleben; Carmondai ist ein Gefangener. Es ist eine Zeit des Wiederaufbaus; es gibt keine große Bedrohung. Eine Ära des Friedens und des Wohlstands?
Erste Zweifel rühren sich in Boïndil "Ingrimmsch" Zweiklinge, dem Großkönig der Zwerge: Verdächtig viele Elben tauchen auf und errichten ein Reich im Geborgenen Land. Doch noch mehr Sorgen macht ihm Sha’taï, die Patentochter Mallenias, die in einer verlassenen Siedlung gefunden wurde und offensichtlich aus dem Jenseitigen Land stammt. In ihrer Nähe scheinen sich alle unglaublich einig zu sein - aber sie sprach Albisch …
Wer sind die Feinde? Botoiker? Elben?
Doch wer sind die Feinde? An den einst belagerten Toren herrscht zunächst Ruhe. Viele Elben warten dort auf Einlass. Dann taucht ein Mensch in Rüstung auf, der allen Waffen der Zwerge trotzt. Ein Ghaist, wie die Zwerge von einer panischen Sha’taï erfahren: das unbezwingbare Werkzeug mächtiger Magierfamilien. Und sie verlangen, dass eben jene Sha’taï herausgegeben wird.
Ist das Mädchen also tatsächlich eine Bedrohung? Warum sonst sollten mächtige Magier, die riesige Heere befehlen, sie haben wollen? Doch Menschen und Elben ziehen dies nicht einmal in Betracht. Überhaupt: Was planen die Elben? Niemand kennt die Prophezeiung, der sie folgen und es gibt Beweise, dass sie in Verrat und Intrigen verstrickt sind. Sind es überhaupt Elben? Die Albae haben ein Mittel gefunden, ihre Augenfarbe zu verdecken. Oder steckt jemand ganz anderes hinter allem? Sind die Völker des Geborgenen Landes wirklich Verbündete?
Kontinuität: Wissensvorsprung für Albae-Leser
Seit mehr als einem Jahrzehnt erscheinen Albae-Romane und Zwerge-Romane. Sie spielen in der gleichen Welt und die Ereignisse der einen Reihe kommen auch in der anderen vor. Das merkt man spätestens bei diesem Roman deutlich: Leser der Albae-Romane haben einen deutlichen Wissensvorsprung sowohl vor den Figuren als auch den Nur-Zwerge-Lesern.
Ich habe inzwischen alle Romane gelesen. Man kann auch den fünften Zwerge-Band ohne die Albae Lesen. Aber das Leseerlebnis wird deutlich anders sein: Es gibt viele Bezüge zu Ereignissen z. B. aus den Vergessenen Schriften. Markus Heitz ruft die Ereignisse kurz in Erinnerung. Ich schätze jedoch, dass diese für Albae-Verweigerer bisweilen zu kurz wirken könnten. Ein Wurm-Wesen, das Ghaist, die Botoiker und weitere Dinge können Albae-Leser ganz anders einordnen. Sie haben mehr Hintergrundinformationen und nehmen die Fehleinschätzungen von Zwergen und Co wahr, wo andere den gleichen Wissensstand haben, wie diese.
Übrigens: Markus Heitz sagte selbst, er sei gespannt, wie Der Triumph der Zwerge bei diesen unterschiedlichen Lesergruppen ankommt.
Ein neuer Tungdil und andere Bekannte
Aber nicht nur, wer die Albae las, trifft auf alte Bekannte: Die Zwerge aus den vorherigen Romanen leben auch nach Jahrhunderten noch und wie zuvor führt die nächste Generation der Rodario-Erben die Linie fort. Mehr oder weniger - denn Rodario ist inzwischen König. Mallenia von Idoslân, die Maga Coira und andere Bekannte sorgen ebenfalls für Kontinuität. Die interessanteste Figur ist aber sicher Tungdil.
Denn erneut kehrt ein Tungdil aus den Tiefen der Unterwelt zurück. Aber kann man diesem Tungdil trauen? War nicht vielleicht doch der letzte echt? Oder keiner? Seine Geschichte klingt durchaus schlüssig (und ist Lesern von Dunkle Pfade bekannt). Aber der Held, den sich alle erhoffen, ist er nicht: Tungdil will endlich seine Ruhe haben; vom Kämpfen hat er genug.
Kritisieren mag man in diesem Zusammenhang, dass das Personal inzwischen recht groß ist und kaum eine Figur großen Platz zur Entfaltung bekommt. Sie bleiben im Wesentlichen die Figuren, als die sie bereits etabliert sind - was in gewissem Umfang ja auch nicht verwundert. Aber auch hier ist es wie mit dem Wissensvorsprung: Einiges wirkt recht plötzlich, aprubt - der Hintergrund wurde andernorts erzählt. Viele kleine Geschichten werden ein Stück weitergeführt, aber keine wirklich zentral.
Düstererer Zwerge-Roman - keine glorreichen Schlachten
Die Zeit des Kämpfens sollte ja ohnehin vorbei sein, aber natürlich kommt es doch zu Gefechten. Diese sind aber eher kurze Actionsequenzen und im Hintergrund. In diesem Roman gibt es nicht den einen großen, klaren und bösen Feind, den es in offener Schlacht zu besiegen gilt. Vielmehr gibt es Zweifel über die Pläne der eigenen Verbündeten, politische Spiele und Intrigen. Selbst der "Oberschurke" ist im Grunde nicht Böse,
Große Belagerungsschlachten gibt es gegen die Massenheere der Botoiker - aber diese Bedrohung ist zwar einerseits direkt, andererseits auch sehr weit weg. Es gibt im Endeffekt keine Scheusale, die es zu besiegen gilt. Das alles macht den Roman relativ düster.
Kämpfe sind zudem schnell abgehandelt: Schnell und brutal sterben auch etablierte Figuren mit einem einzigen, gezielten Hieb. Das hat durchaus einen Schock-Effekt, ist aber logisch komplett nachzuvollziehen.
Auch sollte dies nicht so klingen, als sei dies ein Intrigenroman durch und durch: Die Handlung ist sehr aktiv und zügig. Vor allem die Zwerge bewegen ständig etwas - Informationen sind nie Selbstzweck, sondern werden angenehm nebenbei vergeben.
Logischer Ausklang: Der letzte Zwerge-Roman?
In der Fantasy zieht der Held aus, weil der Held ausziehen muss, damit wir eine Geschichte haben. Standardbegründungen kennt jeder: Rache, Wunsch nach Ruhm oder Reichtum, Prophezeiungen … Diesmal muss eine Prophezeiung herhalten: Nur die Kinder des Schmieds könnten das Geborgene Land retten. Gelungen: Es liegt nicht einfach so an den Zwergen, weil sie nunmal die Titelhelden sind. Die Begründung, warum sie es sind, ist bereits hinreichend etabliert.
Die folgende Expedition der Zwerge kommt der klassischen Queste recht nahe. Aber auch hier werden Probleme mitunter abrupt gelöst. Der Wissensvorsprung, den Albae-Leser vor den Figuren haben, wird scheinbar in wenigen Zeilen aufgeholt und zur Lösung verwendet.
Das merkte ich besonders am Ende, in dem sich das letzte große Problem auf beinahe wundersame Weise löst:
Aber gut: Das bleibt ein kleiner Punkt, der mich störte: ohne diese zufällige Verletzung wäre eine aktive Lösung wohl nur kompliziert herbeizuführen.
Bleibt die Frage: Ist dies auch das Ende der Romanreihe? Im Nachwort schreibt Markus Heitz, dass zunächst andere Projekte anstehen. Aber einiges deutet auf Fortsetzungen hin. Viele Handlungsstränge haben zwar ein Ende, aber nicht DAS Ende - mit den Figuren kann noch etwas passieren. Die großen Bedrohungen sind abgewendet, aber einige Fragen bleiben offen. So erklingt im Epilog auch das leise Rufen eines fortgeworfenen Gegenstandes, das an einen gewissen Meisterring erinnert …
Fazit: Den Triumph der Zwerge als fünften Serienteil kann man eigentlich nur genießen, wenn man die vorherigen Geschichten der Welt kennt: Vieles wird wieder aufgegriffen. Ob mit oder ohne Albae: Ich möchte bitte eine Fortsetzung!
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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