Tochter des Windes
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Rhapsody ist auf der Flucht; auf der Flucht vor Michael, der sich selbst "Wind des Todes" nennt und von allen gefürchtet wird. Auf ihrer Flucht vor seinen Schergen und den Stadtwachen gerät sie an Grunthor und den "Bruder", die sie mit deren schnellem Einverständnis von einem Augenblick zum nächsten adoptiert, ohne dass diese wissen, wie ihnen geschieht.
Wie sie später erzählt, tat sie dies, weil sie als Benennerin, als Sängerin mit magischen Kräften, nicht lügen darf. Was sie selbst nicht weiss ist, dass sie den "Bruder", einen Meuchelmörder unter Zwang eines dämonischen F'dor, mit ihrer Wortwahl unwissentlich umbenannte und die Macht des Dämons über ihn brach.
Achmed, wie der Bruder nun heißt, hingegen spürt dies sehr wohl und fragt sich, an wen er eigentlich geraten ist. Er beschließt, Rhapsody mit sich zu nehmen - zur Sagia, dem großen Weltbaum. Entweder könnte sie gefährlich sein oder aber nützlich. In beiden Fällen wäre es hilfreich, sie in der Nähe zu haben...
Schon bald werden die drei von Michaels Häschern eingeholt, die einen schnellen Tod durch die Waffen des Dhrakiers und des Bolgschen Seargeants Grunthor finden. Doch ein weiteres Übel ist ihnen auf den Fersen: die tausend Augen der Shing wurden vom F'dor losgelassen.
Die kleine Gruppe rettet sich - Rhapsody mehr gezwungen als gewillt - IN die Sagia. Es entwickelt sich langsam eine Freundschaft während sie das Erdinnere durchqueren - selbst den feurigen Kern, der mittels der Magie Rhapsodys kein Hindernis ist - die drei jedoch verändert. Rhapsody träumt zudem verstärkt, verursacht durch die Musik der Sagia, die Musik der Lebensader auf der sie reisen. Albträume suchen sie heim, Albträume vom Untergang ihrer Heimat Serendair.
Als sie schließlich die Erdoberfläche wiedersehen müssen die drei bald feststellen, dass sich alles verändert hat: Serendair IST untergegangen und die Welt, die sich ihnen darbietet ist fremd - fremd und viele Jahrhunderte älter. Nach ersten Erkundungen und erschreckenden Erkenntnissen über die Geschehnisse der Zwischenzeit machen sie sich auf ins Reich der Bolg. Die Fähigkeiten des Feuers, der Erde und der Essenz, die sie durch ihre Reise erworben haben sowie die verschollene "Tagessternfanfare", ein Flammenschwert, das Rhapsody im Erdinneren fand, können ihnen gute Dienste leisten.
Doch vieles weist darauf hin, dass auch das Böse überdauert hat. Achmed spürt den F'dor oder etwas Vergleichbares und seine Abstammung bringt den Willen mit sich, das Böse der F'dor zu jagen...
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten
Elizabeth Hayes beginnt ihren Roman mit einer doppelten Vorgeschichte. Die äußere Rahmenhandlung lässt sich erst am Ende des Romans einordnen während die innere Rahmenhandlung schon recht bald ihre Linien durch die Geschichte zieht. Großteils ahnt man sie und man ahnt zumeist richtig.
Der erste große negative Punkt, der durch den gesamten Roman hindurch auffällt ist die schlampige Überestzungsarbeit. "Zu" wird in Wörtern wie "aufzupassen" regelmäßig vergessen, ebenso gibt es oftmals unpassende Formulierungen wie "Urwald" oder "Miststück" (auf eine männliche Person bezogen), die so nicht wirklich gebraucht werden usw.
Von Zeit zu Zeit wirkte die Geschichte zwanghaft modernisiert. Ich möchte ja gar nicht bezweifeln, dass "auf den Strich gehen" korrektes Deutsch ist. Eventuell ist es sogar recht alt, aber es KLINGT einfach modern und vollkommen unpassend.
Logikfehler kommen selten vor und beschränken sich zumeist auf Dinge, die man sich doch noch irgendwie zusammenreimen kann.
Ein Hauptkritikpunkt ist, dass die Geschichte bisweilen langatmig erzählt wird, wie etwa die endlose Wanderung durch die Dunkelheit im Erdinneren. Obgleich die Spannung nie ins Unerträgliche fällt, bekam ich das öfteren das Gefühl eines "déjà-lit". Einige Dinge werden einfach zu oft wiederholt, auch im späteren Verlauf der Geschichte.
Man mag zudem einwerfen, dass das die Figur Rhapsodys ein wenig kitschig wirkt: Ihre Aufopferung für Kinder und das Unverständnis der Umwelt wirken ein wenig wie eine "tolle Mutter/Frau schlägt sich unverstanden durch"-Rolle. Dennoch sind die Charaktere letztendlich alle sehr gut gezeichnet. Ihre inneren Konflikte werden überaus deutlich und jeder hat seine Eigenarten, wie Grunthors ständige Betitelung Rhapsodys mit "Euer Liebden" oder "Gräfin" und Achmeds Schroffheit, die diesen Charakter liebenswürdig - oder hassenswert - machen.
Nicht zu empfehlen ist dieses Buch für Leute, die Schnulzen keine Sekunde lang ertragen können - bisweilen driftet es in dieses Metier ab; nicht allzu oft. Kann man über dies hinweg sehen, so bleibt ein guter, längerer Roman, der entgegen des Klappentextes, m.E., NICHT mit Tolkien vergleichbar ist, sondern ganz andere Qualitäten und Schwächen aufweist. Auf die Fortsetzung freue ich mich in jedem Fall bereits.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Ich bin das Auge, die Klaue, der Fersensporn und der Beuschel des Berges. Ich bin gekommen, dir zu sagen, dass dein Heer aufgerieben wurde.
- Cyme we inne frid, fram the grip of deap to lif inne dis smylte land.
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