Der Engel und das schwarze Herz
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"Petrus, mach's kurz. Schick ihn!" Aber ausgerechnet Eleusius, Engel im dritten Lehrjahr? Aber was soll's! Bruder Gregor ist im Kloster Waldsiedel nun einmal von der Leiter gefallen und nun muss jemand anders die Schwarze Madonna tagtäglich neu einkleiden. Das ist heikel und hat ganz besondere Tücken, denn jede Pilgergruppe erwartet etwas anderes von der heiligen Dame. Eleusius findet diese Herausforderung hingegen einfach perfekt, um sich zu beweisen. Als plötzlich das Lavaherz mit Diamant verschwindet, muss er trotz Verbot seine Engelskräfte bemühen.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Eveline Haslers Der Engel und das Schwarze Herz ist ein Kinderbuch und dementsprechend einfach gestrickt. Trotzdem zieht es eindrucksvolles Plädoyer für Toleranz und Unterschiede, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Und selbst jenen, die sich damit schwertun, das Althergebrachte zu verändern, schenkt das Buch Sympathie - denn auch das ist Toleranz.
Eleusius' zweites Abenteuer
Der Engel-Lehrling Eleusius ist manchem schon aus Engel im Zweiten Lehrjahr bekannt. Mir war er das nicht - aber das macht überhaupt nichts: Die Geschichte steht ganz für sich allein. Allenfalls wird klarer, weshalb Petrus zögert, Eleusius zu schicken.
Und das trotz des scheinbar banalen Jobs: Eine Madonna-Statue einkleiden, was soll schon dabei sein? Eine Aufgabe ist jedoch so wichtig, wie man sie macht - und die Mönche von Waldsiedel nehmen ihre heilige Dame sehr ernst!
Jedem seine Madonna
Da genügt es natürlich nicht, die Madonna nur zu besonderen Festen einzukleiden. Jede Pilgergruppe erhält ihre eigene Madonna. Dazu gibt es im Kloster ein großes Kleidersortiment und jede Gruppe sieht etwas ganz anderes: Für die Gaja-Frauen trägt sie ein rotes Damastkleid, für das Fahrende Volk ein mitternachtsblaues Kleid - gespendet durch eine Muslimin.
Andere Religionen als das Christentum tauchen in diesem Roman ständig auf. Der Umgang mit ihnen ist das zentrale Thema. In diesem Sinn ist das Buch Werbung für Toleranz und gegen Vorurteile sowie zum Finden einer gemeinsamen Grundlage - auf ganz einfache, auch Kindern verständliche Art.
Twittern und Tradition
Ganz ohne Probleme geht es jedoch nicht ab. Der Engel und das Schwarze Herz ist zwar kein Krimi oder auch nur eine Geschichte mit stets fortziehendem Spannungsbogen, aber Konflikte gibt es.
Der Abt des Klosters Waldsiedel ist sehr jung, twittert fleißig und nutzt die Neuen Medien, um mit den Pilgern in Kontakt zu blieben. Das ist für den alten Kustos unverständlich. Und nicht nur das: Warum ist ausgerechnet die Madonna von Waldsiedel schwarz?
Der Kustos versucht, das Beste für das Kloster, die Pilger und auch sich zu erreichen. Auch wenn er gewissermaßen ein Schurke der Geschichte ist: Böse ist er nicht (trotz zweifelhafter Methoden). Und auch nicht unsympathisch. Er kennt das Neue, Moderne einfach nicht und tut das, was er für richtig und das Beste hält.
Das gestohlene Herz
Als ein gespendetes Lavaherz-Amulett verschwindet, macht sich Eleusius auf, es zurückzuholen. Die Spur führt nach Rom, wo er nebenbei noch einem Liebespaar hilft. Was das mit der Madonna zu tun hat? Tja, frage ich mich auch. Im Grunde nämlich nichts - es zieht die Geschichte ein wenig in die Länge und irgendeine Schwierigkeit muss Eleusius haben, das Amulett zurückzubekommen.
Aber die Italien-Episode fand ich unmotiviert. Ja, ob eines Ministerpräsidenten, der sich mit jungen Damen umgibt, mag man an gewisse reale Personen denken, aber der Geschichte gibt dies nicht. Am Ende kehrt Eleusius mit dem schwarzen Herzen ins Kloster zurück und alles klärt sich auf.
Für erfahrene Leser gibt es freilich keine echte Überraschung (wie gesagt: kein Krimi!), für die junge bis jüngste Zielgruppe aber schon. Und hier erzählt Eveline Hasler eine schöne Geschichte voll gutem Willen und Toleranz, in der die Fehler verziehen werden, die Menschen mit besten Absichten begehen.
Fazit: Der Engel und das Schwarze Herz ist eine schöne Geschichte für Kinder. Erwachsene erkennen schnell, worauf es hinausläuft, aber auch sie können eine schöne, ruhige Geschichte genießen - nicht nur zur Weihnachtszeit.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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