Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin
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In Asphodel herrschen die Magier brutal über die Menschen ohne Magie. Zara, Tochter des Erzmagiers Benedict, kann das nicht ertragen und spioniert für die Feinde ihres Vaters. Als sie sich in einen Gefangenen verliebt, wagt sie mehr als je zuvor.
Das Buch erhält 5-6 Punkte.
Zara von Asphodel ist nicht das schlechteste Buch, das ich je las. Aber leider ist es ein Buch, das mich nie packen konnte. Ich legte es zur Seite, fing nach Monaten wieder an. Mein Eindruck: Ich passe einfach nicht in die Zielgruppe, die wohl eher auf jüngere Leserinnen zielt, die noch nicht viel Fantasy gelesen haben. Für mich krankte es an vielen zusammenhängenden Stellen.
Alle sind ja so böse!
Die Fronten in diesem Buch macht Ellen Renner von Beginn an klar: Zara hasst ihren Vater Benedict, der über die Stadt und die Magier herrscht. Er tötete ihre Freundin; er verurteilte ihre Mutter. Kurz: Er ist das Böse überhaupt, die Magier sind seine loyale Armee und Zara ist für ihn eine einzige Enttäuschung. Auch Zaras Lehrer kritisieren sie nur und wenn sie nicht Benedicts einziges Kind wäre ...
Weiter auf die böse Seite werden die Magier insgesamt gestellt durch ihren Umgang mit dem Vieh - das sind alle Menschen, die nicht zur Magie fähig sind. Sie werden von den Magiern unterdrückt und gelten als minderwertig. Regelmäßig geben sie Tribut-Kinder an die Magier ab, die diesen dienen. Um noch eins draufzusetzen, wird der Geist dieser Tribut-Kinder manchmal gänzlich ausgelöscht - die perfekten Diener ohne eigenen Willen.
Auffällig: Es gibt nicht eine einzige Stelle an der Magier auch nur eine Eigenschaft zugestanden bekommen, die sie menschlicher macht. Einiges mag damit begründet werden, dass der Leser ausschließlich die Perspektive der Ich-Erzählerin Zara erhält. Mir blieben zwei Möglichkeiten der Interpretation:
- Zara ist eine unzuverlässige Erzählerin. Allerdings gibt es keine Indizien, dass ihre Sicht an irgendeinem Punkt falsch ist. Subjektiv sicherlich.
- Die Magier sind böse, weil die Geschichte es braucht. Hierzu tendiere ich: Die Welt ist einfach gezeichnet, mit klaren Konflikten, ohne dass ein Hinterfragen forciert wird. Das ist jedoch unrealistisch: Gute Schurken haben Ziele und sind nicht nur ein böser Gegner, der im Weg steht. Diese Magier wollen an der Macht bleiben - sind dabei aber extrem farblos und ohne konkrete Motivation; denn ohne ein Ziel ist Macht witzlos.
Sozialkritik verpufft
Der offensichtlichste Gesamtplot handelt von einer Gesellschaft, in der eine mächtige Gruppe eine machtlose Gruppe unterdrückt und ausnutzt. Aber die Darstellung der Magier führt dazu, dass die Sozialkritik insgesamt nicht greift. Ja sicher: Es ist ungerecht und unfair, dass Magier die anderen Menschen als zweitklassig behandeln. Damit gibt es ein klares Feindbild Keine Frage. Aber ihre Reduktion auf pure Bosheit und Unterdrückung fand ich nicht glaubwürdig und verliert dadurch an Wirkkraft.
Was sind die Alternativen zu den Magiern? In dieser Welt gibt es noch die Erschaffer, die im Wesentlichen hinter einer Mauer leben und Krieg gegen die Magier führen. Viel erfährt man nicht über sie, aber zusammen mit den Erkenntnissuchenden scheinen sie die typische Technologie-Gegenfraktion zu den Magiern zu sein.
Sie kooperieren mit Dieben. Diese sind eher weniger klassische Diebesgilde und viel mehr Widerstandskämpfer.
Nominell gehören diese beiden Gruppen zum Vieh. Dennoch hatte ich nie den Eindruck, dass das normale Volk überhaupt zum Wort kommt. Es existiert irgendwo, wird erwähnt - aber weder Diebe noch Erschaffer sind wirklich hilflose Gruppen. Von den Mächtigen bekämpft: ja, aber dass sie das Interesse aller haben, wirkt zweifelhaft, wird aber vollkommen ignoriert. Besonders fragwürdig wird es gegen Ende, als sich herausstellt, dass die Diebe den Magiern ähnlicher sind, als sie selbst dachten.
Um es noch einmal deutlich zu sagen: Die Unterdrückung bestimmter Gruppen ist moralisch verwerflich. Aber nur damit, dies einer Gruppe vorzuwerfen und sie auf dieses Verhalten zu reduzieren, ergibt keinen glaubwürdigen Gegner. Zara von Asphodel simplifziert hier ein komplexes Thema - für mich zu viel.
Empathie - wenn es der Story hilft
Auf andere Art könnte ich es so ausdrücken: Zara von Asphodel ist zu emotional - ohne wirklich emotional zu sein. Paradox? Ist es! Gleich zu Beginn erzählt Zara, sie sei eine Empathin, die fühlt, was andere fühlen. Seltsamerweise fühlt sie nie, was andere Magier fühlen. Ok - Magier sind gefühllose "Menschen", verstanden. Stattdessen fühlt die ach so empathische Zara etwas, wenn es für die Handlung gerade praktisch ist.
Liebe auf den ersten Blick und eine bisweilen recht blumige Sprache führen mich dann zu der vorsichtigen Frage, ob dieses Buch für eine weibliche Zielgruppe geschrieben wurde - eine sehr junge, die einfache, klare Fronten sucht, ohne viel Schwertkampf und das typisch "männliche" heroische. Eine Emotion ist vorhanden: blanker Hass.
Zara hasst ihren Vater Benedict ohne einen einzigen Abstrich. Dazu hat sie durchaus mehrere handfeste Gründe. Aber erneut: Es scheint zu einfach und oft empfand ich es als Rebellion nur um der Rebellion willen, nur um eben nicht zu tun, was der eigene Vater will.
Am Ende bleibt eine "Empathin", die erstaunlich wenig Empathie zeigt, und wenn, dann höchst selektiv. Das ist geradezu ironisch, wenn man dies zu einem Kernmerkmal der Hauptfigur macht. Hinterfragt (der "logisch", "objektive" oder "denkende" Gegenpart zur bloßen Empathie) oder analysiert wird übrigens noch weniger. Magier sind böse, Magier sind der Feind und das ist das. Es hilft ebenfalls wenig, dass Zara am Ende (oh welch Überraschung!) etwas ganz Besonderes und nie zuvor Dagewesenes ist, als sie neue Kräfte entdeckt.
Kleine Lichtblicke - nicht genutzt
An dieser Stelle sollte bereits klar sein, dass ich Zara von Asphodel nicht jenen empfehlen kann, die meine Vorlieben teilen. Einige Lichtblicke gibt es dennoch. Allerdings alle mit Abstrichen, denn vieles ist klischeehaft.
Da ist zum Beispiel der Hintergrund von Swift. Oder auch die gesamte Welt und wie Diebe, Erkenntnissuchende und Magier zusammenhängen. Auf das politische Gefüge oder die Welt insgesamt geht der Roman jedoch nicht ein. Diese Geschichte scheint Ellen Renner nicht erzählen zu wollen; eine fremde Welt in ihrer Komplexität kann man also nicht entdecken. Ich finde das schade, denn dadurch entgeht dem Roman auch die Gelegenheit, einigen Figuren nachvollziehbare Motivationen zu geben. Gerade hier lässt das Buch sehr viel Potenzial brach liegen. Dabei muss die Welt bereits detailliert ausgearbeitet dein, denn die Autorin spricht auf ihrer Website selbst von masses of world-building. Massen von Weltenbau - von denen man leider nichts sieht.
Es überwiegen bekannte, vorhersehbare Strukturen in schwarz-weiß-Malerei. Am Ende bieten einige Erkenntnisse darüber, was Diebe wirklich sind, einen Ansatzpunkt, das Verhältnis zwischen den Fraktionen neu zu bewerten. (Hier genauer zu werden, wäre ein zu großer Spoiler.) Aber ich fürchte, dies will Ellen Renner in ihrer Serie gar nicht: Es wirkt zu komplex im Vergleich zu dem, was dieser erste Roman geboten hat.
Zara von Asphodel ist kein Roman für mich. Es fällt mir daher schwer zu sagen, für wen er sich eignet und ich spekuliere: jüngere Leserinnen, die eine einfache Geschichte haben wollen. Eine Geschichte, bei der gut und böse klar verteilt sind und bei der die "Heldin" sich gegen die Welt insgesamt durchsetzt, die ihr nur ablehnend gegenübersteht.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
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