Anik und das Geheimnis des Meeres
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Aniks Familie lebt auf der Insel so lange er denken kann. Anik selbst träumt jedoch von Magie und Abenteuern. Als er eines Tages am Strand herumschländert ertönt ein Knacken - und im Himmel erscheinen Drachen, die die Bewohner des Meeres angreifen. Anscheinend hat das Mädchen, das er am Strand findet, etwas damit zu tun. Doch was? Polly kann sich an nichts außer ihrem Namen erinnern. Und Aniks Vater hat nichts besseres zu tun als zu erklären, dass sie sofort weg muss! Doch Anik denkt nicht daran, Polly einfach aufs Meer hinaussegeln zu lassen. Gemeinsam fliehen sie auf dem Schiff seines Großvaters vor den Elementarmächten.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten
Anik ist ein Kinderbuch, auch wenn der Buchrücken von einem "Buch für die ganze Familie" spricht. Nicht verbergen kann es, dass es sehr geradlinig und vorhersehbar ist. Die rätselhafte Welt Aenigma wirtk aber durchaus interessant.
Geradlinige Handlung: Von Helfer zu Helfer
Nach Aussage der Autorin entstand der Anik, weil sie auch ihrem Sohn ein Leuchten ins Gesicht zaubern wollte. Das ist keineswegs verwerflich, beileibe nicht! Aber es setzt einen gewissen Grundton. Die beiden jungen Protagonisten verstärken diesen noch: Anik und das Geheimnis des Meeres ist ein Kinderbuch (nicht ganz ein Jugendbuch würde ich sagen) und bringt auch den Ballast dieser Gattung mit.
Dazu zählt vorrangig, dass die Handlung wenig komplex ist. Anik sucht Abentuer, trifft Polly und flieht gemeinsam mit ihr. Dabei geraten die beiden von einem Helfer zum nächsten. Immer geht es vorwärts auf dieser Flucht, keine Umwege, kein Verharren an einem Ort. Die Helfer sind mitunter interessant - bekommen aber keinen Raum zur Entfaltung. Das ist manchmal schade, hat in einem Kinderbuch aber zugegebenermaßen keinen Platz. Hier wird stark vereinfacht - auch darin, dass die Helfer tatsächlich immer Helfer sind und kein falscher Freund auftaucht, den ich eigentlich erwartet. Für Vielleser sind es wohl zu viele Vereinfachungen. Denn dass Aniks verschollener Großvater in irgendeiner Form wieder auftaucht ist für sie schwer zu erraten.
Auch bei den "Bedrohungen" findet man nichts Unerwartetes. Was für Kinder vielleicht eine Überraschung ist, war mir als langjährigem Fantasy-Leser im Grunde klar. Das bedeutet im Grunde aber nur: Den Anspruch einer innovativen neuen Story hat dieses Buch nicht. Gelungen: Endlich mal keine Romanze! Und so wenig die Nebenfiguren und Schauplätze ausgeschmückt werden, so freundschaftlich-loyal ist das Verhältnis der beiden jungen Protagonisten.
Elementarer Kampf
Steht zu Beginn noch Aniks Vater den beiden im Weg (nicht ohne Grund, den man jedoch erst am Ende erfährt), werden sie bald von Feuerwesen gejagt. In groben Zügen erfährt man, dass die Elemente Aenigmas einst Krieg gegeneinander führten und seit langem in einem Waffenstillstand leben. Etwas überraschend: Drachen sind Wesen der Lüfte - nicht des Feuers, wie ein Europäer vermutlich zunächst annehmen würde.
Allerdings haben diese Drachen einiges mit Feuer zu tun: Katla, eine Drachenreiterin, bricht den Frieden. Mit Hilfe eines Funken des Unauslöschlichen Feuers entflammt sie ihre Drachen - grausam gegenüber diesen Wesen, die nur derart Manipuliert in die Tiefen des Meeres hinabsteigen. Genau das sollen sie aber machen. Denn Polly ist anscheinend der Schlüssel zu ihrem Triumph. Das wissen Polly und Anik zu beginn nicht. Eine große Überraschung ist es allerdings auch nicht, wenn jemand aus unserer Welt plötzlich in eine Fantasy-Welt gelangt: Er oder sie hat garantiert etwas mit den kommenden Ereignissen zu tun.
Elemente sind dankbare Protagonisten. Man kann sie schnell zuordnen und verbindet sofort einige Eigenschaften mit diesen. Inwiefern dies bereits auf Kinder zutrifft, weiß ich nicht. Schön fand ich in jedem Fall, dass die Elemente nicht undifferenziert betrachtet werden: Katla ist böse, aber nicht Luft oder Feuer an sich - einige Feuerwesen wollen lediglich Frieden. Auch das Wasser kann tödlich sein, ist zugleich aber lebensnotwendig. Wie in Nationen oder Gruppen gibt es eben auch in Elementen unterschiede: Das Lagerfeuer wärmt, der Waldbrand zerstört. (Und selbst dieser schafft Raum für neue Entwicklungen.)
Einfache Welt: Keine Ausgestaltung
Aber auch dieses anklingenden Unterschiede innerhalb eines Elements können nicht darüber hinweg täuschen, dass Anik und das Geheimnis des Meeres ein sehr geradliniger Roman ist. Die Welt wird nur in groben Zügen ausgestaltet. Innerhalb der Elemente wird zwar differenziert, aber dann kaum weiter ausgestaltet. Gedächtnis-Verlust zu Beginn und die Wiedererlangung der Erinnerung am Ende kann auch nicht als innovativ bezeichnet werden. Dankbar ist dies alles als einfache, etablierte Plot-Elemente, die funktionieren. Das gilt besonders für Leser/Zuhörer mit wenig Leseerfahrung.
Diesen wird die Geschichte vermutlich gefallen. Mit der Verbindung zu unserer Welt bringt Tanja Heitmann Elemente der eigenen Erfahrungswelt ein. Anik weiß nicht, was ein Silbernes Schwimmabzeichen sein soll - aber einige Kinder haben es schon selbst gemacht. Durch diese und andere Erinnerungen Pollys kommt ein Stück ihres eigenen Lebens in die Handlung.
Erfahrene Leser werden die beiden Protagonisten jedoch unweigerlich als naiv sehen. Das geht einher mit der sehr einfachen Handlung. Einen Plan haben die beiden im Grunde nie. Sie gelangen von Helfer zu Helfer, die sie immer ein Stück weiter bringen auf ihrer Flucht und dabei zu den interessantesten Orten auf Enigma bringen. Diese werden dann jedoch nur kurz und oberflächlich behandelt: Sehr viele verschiedene Exotische Orte und seltsame Wesen - für eine dann doch sehr einfache Handlung. Was sind denn Tropfenfeen oder Feuerwichtel? Keine der Besonderheiten Aenigmas bekommt Raum, sich zu entfalten.
Erneut: Nicht falsch verstehen, für beginnende Leser mag dies ausreichen. Sie werden nicht mit einer vollständig ausformulierten Welt erschlagen. Ein Verzicht auf Beschreibungen lässt Raum für die eigene Fantasie. Ich jedoch fand, das bei einigen Orten schlicht Potenzial verschenkt wurde. Zugegeben: Das würde aus der Geschichte etwas anderes machen als ein Kinderbuch - und ob dies gut oder schlecht wäre, ist eine ganz andere Sache.
Am Ende bleibt zu sagen: Anik und das Geheimnis des Meeres ist eine schöne Geschichte für Kinder. Ältere Leser stören sich aber vermutlich an der Naivität der Protagonisten und dass alles ohne größere Umwege vorwärts geht. Wer eine vollständige fremde Welt sucht, sollte ein anderes Buch wählen; wer seinen Kindern vorlesen will und sie mit Fantasy vertraut machen, der darf bei diesem Buch hingegen zugreifen!
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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